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Brandheißer Einsatz in der Haard

Diese Übung war alles andere als alltäglich: Ende August probte der Verein @fire – Internationaler Katastrophenschutz Deutschland in der Haard bei Haltern ein Wochenende lang für den Ernstfall. Für den Einsatz stellte der RVR dem Team der Hilfsorganisation seinen Forsthof als Stützpunkt zur Verfügung. Den Forstleuten von RVR Ruhr Grün bot sich so eine perfekte Gelegenheit, sich praxisnah über innovative Löschtechniken zu informieren. Sicher ist: Die Zusammenarbeit soll künftig noch intensiviert werden.

"Nur, wenn wir voneinander lernen, wenn wir Netzwerke bilden und uns austauschen, haben wir zukünftig beim Thema Waldbrände eine Chance. Deshalb war diese Übung wichtig, und sie ist wirklich sehr erfolgreich verlaufen." RVR Ruhr Grün-Förster Fredrik Vollmer lässt am ernsten Hintergrund der ungewöhnlichen Brandschutzübung in der Haard keinerlei Zweifel: "Der Klimawandel zwingt uns dazu, uns eingehender mit dem Thema Waldbrände zu beschäftigen. Wir haben immer mehr Extreme, es wird immer heißer. Die südeuropäischen Länder sind uns bei diesem Thema 20 oder 30 Jahre voraus, weil sie diese Temperaturen einfach schon viel länger kennen. Wenn wir jetzt etwas gelernt haben, dann, dass diese Techniken vielleicht einfach aussehen, jedoch Erfahrung brauchen, damit sie auch wirklich funktionieren.“

"Diese Techniken“ – das meint in erster Linie innovative Löschverfahren, die mit minimalem Wassereinsatz auskommen. Dazu arbeiten die Brandspezialisten von @fire, einem ehrenamtlich agierenden Zusammenschluss und Berufs- und Freiwilligen Feuerwehrleuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit Löschrucksäcken, speziellem Handwerkszeug sowie taktischen Gegen- und Nutzfeuern. Techniken, die in Südeuropa, aber auch in den USA bereits regelmäßig zum Einsatz kommen. Vollmer: "Und da reicht es nicht, die entsprechenden Gerätschaften einfach anzuschaffen, das muss trainiert werden, diese Arbeiten muss man beherrschen.“

8.000 Quadratmeter Stoppelfeld zu Übungszwecken kontrolliert in Brand gesetzt
Auf der To-do-Liste der @fire-Teilnehmenden stand in der Haard deshalb neben Geländefahrten, Orientierungsmärschen bei Dunkelheit und Schlauchverlegung auch die Probe für den konkreten Ernstfall. Dazu wurde ein gut 8.000 Quadratmeter großes Stoppelfeld kontrolliert in Brand gesetzt. "Es ging hier nicht darum, zu üben, wie man ein brennendes Stoppelfeld löscht. Sondern wir haben uns die Eigenschaften des Feldes zunutze gemacht, die den Bedingungen bei einem Waldbrand sehr nahekommen, um verschiedene Praktiken auszuprobieren“, erklärt Vollmer.

Und in diesem Praxistest, so der RVR Ruhr Grün-Förster, sei deutlich geworden, dass vor Ort an vielen Stellen nachgerüstet werden muss. Beispielsweise in puncto Ausstattung – angefangen bei Löschrucksäcken, die RVR Ruhr Grün künftig anschaffen wird, bis hin zur eigentlichen Schutzkleidung der Feuerwehrleute. "Die kommunalen Feuerwehren brauchen eine sehr viel leichtere, feuerfeste Ausrüstung anstelle der Standardausrüstung, denn die ist viel zu schwer, als dass man bei einem Waldbrand wirklich lange durchhalten könnte. Zudem müssen die Einsatzfahrzeuge waldbrandtauglich sein.“ Und auch für den Arbeitsalltag der Forstbetriebe hätten sich konkrete Handlungsfelder aufgetan: "Wir müssen vernünftige Wege schaffen, damit die Feuerwehrleute ungehindert und schnell in den Wald kommen.“ Eine Herausforderung, die mit Arbeit und hohen Investitionen verbunden sei. "Wir sprechen hier von 40 bis 50 Euro pro Laufmeter Weg.“

Waldbrände, sagt Förster Vollmer, seien in der Region schon immer Thema gewesen. Große Kiefernbestände und sandige Böden machen gerade die Haard und die angrenzende Hohe Mark zu besonders waldbrandgefährdeten Gebieten. Davon zeugen nicht zuletzt die insgesamt drei Feuerwachtürme, die der RVR in beiden Waldregionen betreibt. RVR Ruhr Grün kommt im Falle eines Waldbrandes dabei insbesondere bei Nachlöscharbeiten zum Einsatz. Die Brandbekämpfung selbst obliegt den Fachleuten. "Die kommunalen Feuerwehren, also die vier Haard-Feuerwehren aus Haltern, Marl, Oer-Erkenschwick und Datteln, sind hier bei uns vor Ort unser erster und unmittelbarer Ansprechpartner, mit dem wir seit langem sehr gut zusammenarbeiten. Mit @fire haben wir jetzt aber noch eine zusätzliche Option, mit der wir das Thema Waldbrände angehen können. Und das ist enorm wichtig.“ Schon im kommenden Jahr soll es voraussichtlich eine weitere gemeinsame Übung geben. Vollmers Wunsch wäre, das diese dann ganz bewusst unter realistischen Einsatzbedingungen und "bei 35 Grad Hitze“ stattfindet.

Die Hilfsorganisation @fire kommt weltweit bei Brandkatastrophen oder Erdbeben zum Einsatz. Einsätze und Ausrüstung werden größtenteils durch Spenden finanziert. Der Regionalverband Ruhr ist Eigentümer von insgesamt rund 16.300 Hektar Wald – etwa 20 Prozent der Waldflächen der Metropole Ruhr – sowie circa 2.700 Hektar Freiflächen.

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