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Nachhaltige Forstwirtschaft setzt auf Pferdestärken

Tierische Unterstützung für RVR Ruhr Grün: Bei der Durchforstung der Haard in Haltern waren im Januar auch drei Rückepferde im Einsatz. Ihr größter Vorteil: Sie schonen den natürlichen Waldboden.

Als einer der größten kommunalen Waldbesitzer verfolgt der RVR klar definierte Naturschutz- und Nachhaltigkeitsziele. Und die, erläutert Revierförster Harald Klingebiel, fließen auch in die Bewirtschaftung der Wälder mit ein. “Wir wollen unsere Wälder schützen, unser Holz aber auch dem Markt bereitstellen. Das kann man auf unterschiedliche Weise – wir arbeiten bewusst schonend und nach ökologischen Standards.“ Dabei kommen selbstverständlich auch Maschinen zum Einsatz, aber eben auch, falls möglich, Pferdestärken. “Pferde haben den großen Vorteil, dass sie weniger Druck auf den Boden ausüben als Maschinen, sie belasten den Untergrund weniger. Und das ist extrem wichtig. Denn ein guter Boden ist die Basis für gesunde und starke Bäume.“

Ein großes Kompliment für Klara, Maya und Lotta. Die drei Kaltblut-Stuten – zwei Luxemburger Ardenner und ein polnisches Kaltblut – von Karsten Güttler und Susanne Berling waren im Januar eigens vom Westerwald aus angereist, um in der Haard für RVR Ruhr Grün Holz zu rücken. Sprich: Sie haben die gefällten Bäume aus dem Wald näher an die Forstwege gezogen. Erst von dort wurden die Stämme dann weiter auf einen Lkw verladen. Eine durchaus kompliziertere Aufgabe, für die die Tiere umfangreich ausgebildet werden, wie Güttler erklärt: “Bei Lotta hat es bis zum ersten echten Einsatz gut dreieinhalb Jahre gedauert. Tatsächlich halte ich Holzrücken für eine der anspruchsvollsten Aufgaben für Pferde, da es was Untergrund, Umgebung, Präzision und Anzahl der Kommandos pro Minute angeht, unglaublich viel zu beachten gibt. Dagegen ist Kutschefahren reine Erholung.“

“Unser Ziel sind optimale Bäume und ein gesunder Wald“

Rund 400 Festmeter Holz hat RVR Ruhr Grün in den vergangenen zwei Wochen auf einer etwa 25 Hektar großen Mischwald-Zone in der Haard geschlagen. Ausgewählt wurden vor allem so genannte Konkurrenzbäume, die vielversprechenden Exemplaren Ressourcen und Licht streitig machen. Klingebiel: “Unser Ziel sind ein gesunder Wald und optimale, starke Bäume. Bäume, die zwei Meter dick sind und 60 Meter hoch. Aber die brauchen nun einmal auch genügend Platz, um zu wachsen.“

Die drei Pferde kamen dabei vor allem bei so genanntem Schwachholz zum Einsatz. Denn bei zu schweren oder zu großen Bäumen kommen die Tiere an ihre körperlichen Grenzen. Güttler: “Für ein gut trainiertes Pferd kann man als Schätzwert das Pferdeeigengewicht als maximale Zuglast ansetzten. Das entspricht aber auf keinen Fall einer Dauerlast.“ Die drei Kaltblüter wiegen zwischen 700 und 800 Kilogramm. Auf die Rückearbeit bezogen wäre das ein Buchen- oder Eichenstamm mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern und einer Länge von fünf bis sechs Metern. Allerdings spielen auch räumliche Komponenten eine Rolle – Hangneigung, Bodenbeschaffenheit und Stammoberfläche zum Beispiel.

Doch das, betont Güttler, sei beinahe schon der einzige “Nachteil“ des Pferderückens, dessen ökologische Vorteile deutlich überwiegen. “Die Bäume können zum Beispiel in eine beliebige Richtung gefällt werden, idealerweise so, dass keine Fällschäden entstehen. Die Pferde sind sehr wendig – wir können mit ihnen einen Baumabschnitt nahezu beliebig bewegen und vermeiden so auch Schäden an bestehenden Bäumen, was mit einer Seilwinde, die auch erst einmal in den Wald hinein muss, nicht immer gelingt.“ Und anders als bisweilen so manche Maschine, streiken die Kaltblüter selbst bei schlechtem Wetter nicht.

Etwa zwei bis drei Stunden am Stück, maximal vier bis fünf Stunden am Tag waren Klara, Maya und Lotta in der Haard im Einsatz. Mittlerweile ist das starke Team wieder zurück im Westerwald – und macht sich dort bereit für den nächsten Auftrag.

RVR Ruhr Grün

Internetredaktion