Pressemitteilung

23 Modellprojekte für die "Vernetzte Metropole Ruhr": RVR stellt Mobilitätsentwicklungskonzept vor

Essen / Metropole Ruhr. Die Metropole Ruhr ist national und international gut angebunden. Innerhalb des Ruhrgebiets stoßen die vorhandenen Verkehrsnetze jedoch an ihre Kapazitätsgrenzen. Einer der Gründe ist, dass aus der Summe von 53 einzelnen Verkehrskonzepten der Städte, Kreise und Kommunen keine städteübergreifende Verkehrsplanung für die Metropole Ruhr entsteht. Für die tägliche Mobilität der Menschen macht sich das besonders im öffentlichen Personennahverkehr (Bus, Straßen- und Stadtbahn) deutlich. So gibt es beispielsweise keine durchgehende Straßenbahnlinie von Essen nach Oberhausen. An der Stadtgrenze heißt es: Umsteigen.

Ein Regionaler Nahverkehrsplan für Busse und Bahnen könnte hier Abhilfe schaffen, da dieser durch koordinierte Verkehrsangebote und Verknüpfung mit weiteren Verkehrsträgern Barrieren abbauen und das Gesamtsystem ÖPNV im Ruhrgebiet stärken würde. Der städteübergreifende Nahverkehrsplan ist eines von 23 Modellprojekten im Regionalen Mobilitätsentwicklungskonzept, das der Regionalverband Ruhr (RVR) mit einem renommierten Gutachterkonsortium unter dem Titel „Die vernetzte Metropole Ruhr“ erarbeitet hat.

Dazu RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel: „Mobilität ist eine der größten Herausforderungen für die künftige Entwicklung der Metropole Ruhr. In einem so dicht besiedelten Ballungsraum darf Verkehrsplanung nicht an Stadtgrenzen Halt machen. Deshalb hat uns die RVR-Verbandsversammlung damit beauftragt, erstmals ein verkehrsträgerübergreifendes Mobilitätskonzept für das gesamte Ruhrgebiet zu erarbeiten. Kilometerlange Staus, überfüllte Züge, fehlende Anschlüsse, zu hohe Reisezeiten und Umweltbelastungen durch Verkehr dürfen nicht länger das Bild unserer Region bestimmen.“

Basis des Konzeptes bilden die Ergebnisse einer umfassenden Analyse des RVR zur Mobilität in der Metropole Ruhr und deren Stärken und Schwächen, die bereits Ende 2018 vorgestellt wurden. Martin Tönnes, RVR-Beigeordneter des Bereichs Planung, erläutert: „Mit neuen Handlungsansätzen und Modellprojekten wollen wir die Mobilität für die Menschen und die Wirtschaft im Ruhrgebiet nachhaltig verbessern. Das werden wir aber nur im engen Schulterschluss mit dem Land, den Kommunen, den Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet und der Wirtschaft schaffen. Um die Weichen in Richtung Mobilität der Zukunft im Ruhrgebiet zu stellen, brauchen wir den politischen Willen und eine gemeinsam von Bund, Land und Region getragene Investitionsoffensive für umwelt- und klimaschützende Mobilität.“

Das Regionale Mobilitätskonzept soll umfassend in der Gesamtregion beraten werden. Zum Auftakt soll die RVR-Verbandsversammlung dem Konzept im Grundsatz zustimmen und gleichzeitig ein Beteiligungsverfahren mit den Kommunen, Kreisen und Institutionen/Verbänden starten. Diese erhalten acht Monate Zeit, das Gesamtkonzept intensiv zu prüfen und Änderungsvorschläge einzubringen. Parallel dazu werden drei Regionalkonferenzen im westlichen, mittleren und östlichen Ruhrgebiet vom RVR durchgeführt, um Debatten über die Ziele und die Inhalte des Mobilitätskonzeptes zu ermöglichen. Die Ergebnisse der Beteiligung werden der RVR-Verbandsversammlung im Sommer 2020 zur Beratung und Entscheidung vorgelegt.

Das jetzt vorliegende Konzept des RVR wurde im Zeitraum von Februar 2018 bis August 2019 in enger Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und dem fachlichen Arbeitskreis Regionale Mobilität erstellt. Während des Arbeitsprozesses hat ein enger Austausch mit der Ruhrkonferenz des Verkehrsministeriums NRW stattgefunden.

Ausgewählte Modellprojekte zu zentralen Leitthemen sind:

Mobilität für alle in der Metropole Ruhr

Der Regionale Nahverkehrsplan, ein Kooperationsprojekt mit den Städten und Kreisen sowie den Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet, soll eine städteübergreifende Koordination der ÖPNV-Angebote sicherstellen. Neben städteübergreifenden, möglichst nahtlosen Mobilitätsangeboten ist auch ein verständliches und einfaches Ticket- und Abrechnungssystem unerlässlich. Gerade mit unterschiedlichen Anbietern, verschiedenen Tarifgrenzen und unterschiedlichen Ticket- und Abrechnungsmodellen ist dies eine besondere Herausforderung im Ruhrgebiet. Das Modelprojekt „Alles auf eine Karte - Einführung eines Tickets für alle Verkehrsmittel“ soll vom Leihfahrrad über das Car-Sharing bis hin zum Busticket sämtliche Angebote beinhalten.

Umwelt- und stadtverträglicher Verkehr in der Metropole Ruhr

Das „Regionale Radwegenetz derMetropole Ruhr“ ist eine wesentliche Grundlage, um die umweltfreundlichen und klimaschützenden Mobilitätspotenziale des Fahrrades als vollwertiges Verkehrsmittel zu heben. Sichere und ausreichend breite Radwege schaffen zusätzliche Mobilitätsangebote, um vom Auto auf das Rad umzusteigen. Hierfür ist der Bedarfsplan für den Ausbau der überörtlichen Radwege der zentrale Baustein für klimaverträgliche Mobilität im Ruhrgebiet. Geplant ist die flächendeckende Umsetzung des Netzes in der gesamten Region von den kleineren Kommunen in den ländlichen Bereichen bis in den hochverdichteten Ballungsraum. Es bindet die wichtigen regionalen Ziele (Hochschulen, Einkaufszentren, Arbeitsplatzschwerpunkte und Freizeiteinrichtungen) ein.

Der starke Wirtschaftsstandort Metropole Ruhr

Mit einem Pilotprojekt „Smart Shipping – Digitale Wasserstraße“ könntenSchienen- und Straßenwege in der Metropole Ruhr entlastet werden, da gerade auf dem dichten Kanalnetz noch freie Kapazitäten für Gütertransporte bestehen. Dabei eröffnen die Digitalisierung neue Möglichkeiten. Mit der Machbarkeitsstudie der Industrie- und Handelskammern zum „Autonomen Fahren“ der Binnenschifffahrt in der Metropole Ruhr wurden bereits erste Untersuchungen durchgeführt. Diese sollen in der Region fortgeführt und die Möglichkeiten eines Testfeldes evaluiert werden.

Die in sich vernetzte Metropole Ruhr

Von insgesamt 53 Kommunen in der Metropole Ruhr sind 12 Kommunen, darunter auch acht Mittelzentren mit bis zu 61.000 Einwohnern, ohne Zugang zum Schienenverkehr. Eine Potenzialuntersuchung „Städte an die Schiene - leistungsfähige ÖPNV-Anbindung für Städte ohne Schienenanbindung“ soll daherprüfen, wie eine flächendeckende Anbindung der Kommunen in der Metropole Ruhr an den Schienenverkehr herzustellen ist. Untersucht werden soll eine Anbindung über bestehende Bahnstrecken, ein regionales Schnellbus-Netz oder den Neubau bzw. die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken.

Für eine Verlagerung bestehender Verkehre von der Straße auf die Schiene ist eine Investitions- und Modernisierungsoffensive in das Eisenbahnnetz innerhalb der Metropole Ruhr längst überfällig. Mit der Ausbauplanung „Schiene 2040“ soll das Ruhrgebiet als größter Ballungsraum Deutschland zur Modellregion „Digitale Schiene“ werden. Die digitale Schiene zur Kapazitätserweiterung des bestehenden Schienennetzes ist unabdingbar. Hier kommen das European Train Control System (ETCS) in Betracht, das eine Steuerung des Bahnbetriebs ohne ortsfeste Signale ermöglicht oder Blockverdichtungen, bei denen Züge durch zusätzliche Signale in kürzerem Abstand fahren können.

Ebenso sind Korridore mit Bedarf für (Neubau)-Strecken und Reaktivierungen aufgrund des ermittelten Verkehrsaufkommens zu benennen und in die bauliche Umsetzung zu bringen.

Die nach außen vernetzte Metropole Ruhr

Bahnhöfe, größere Stadtbahnstationen und Busbahnhöfe sind die Tore und Visitenkarten für Besucherinnen und Besucher der Metropole Ruhr. Das Modellprojekt „Stationen als Willkommensorte“ soll die Gestaltung dieser Verkehrsstationen und ihres Umfeldes zu einer größeren Attraktivität des öffentlichen Verkehrs und zu Verlagerungen von Fahrten auf den Umweltverbund beitragen. Ein modernes, transparentes Erscheinungsbild sowie ein hochwertig gestaltetes städtebauliches Umfeld mit adäquater Ausstattung führen auch zu einem höheren Sicherheitsgefühl und größeren Wohlbefinden.

Eine hohe Aufenthaltsqualität rund um die Bahnhöfe und Haltepunkte der öffentlichen Verkehrsmittel erzeugen positive Effekte auf die Stadt- und Regionalentwicklung in der Metropole Ruhr. So können Quartiere im Bahnhofsumfeld zu hochwertigen Wohn- und Gewerbegebieten weiter qualifiziert werden.

HINWEIS FÜR DIE REDAKTIONEN: Das Regionale Mobilitätsentwicklungskonzept wird in der nächsten Sitzung des RVR-Planungsausschusses am 18. September, ab 10 Uhr im RVR-Gebäude an der Kronprinzenstraße 6 in Essen vorgestellt. Den Ergebnisbericht finden Sie unter

www.ruhrparlament.de

 

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