Das Ruhrgebiet hat das Potenzial, eine ähnliche Dynamik zu entfalten wie die Metropolregion Berlin-Brandenburg seit den 2000er-Jahren. Zu diesem Schluss kommt die heute (27. Februar) veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) und des Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik (RUFIS). Die Untersuchung vergleicht die Metropole Ruhr mit sieben weiteren deutschen Wirtschaftsregionen und analysiert ihre Zukunftspotenziale.
Im Regionenvergleich nimmt die Metropole Ruhr bei den Standortfaktoren Wohnkosten, Wissenschafts- und Studierendendichte sowie Freizeit- und Kulturflächen die Spitzenposition im Ranking ein. In keiner anderen Metropolregion kann man so günstig Wohnraum mieten (6,26 €/m2) und Immobilien erwerben (1.795,80 €/m2). Auch bei der Dichte von Studierenden (49 je 1.000 Einwohner), Forschungseinrichtungen (1,87 je 100 km2), Hochschulen (0,81 je 100 km2) und Universitäten (0,11 je 100 km2) belegt das Ruhrgebiet den ersten Platz. Gleiches gilt für den Anteil der Flächen, die für Freizeit, Erholung und Sport genutzt werden (16,5 Prozent).
„Die Mischung aus günstigen Wohnkosten, vielen jungen Menschen, einem großen Freizeit- und Kulturangebot sowie einer exzellenten Hochschullandschaft erinnert stark an die Situation in Berlin zu Beginn der Nuller-Jahre“, sagt Hanno Kempermann, Leiter Branchen und Regionen beim IW Köln. „Der Metropole Ruhr ist eine ähnlich dynamische Entwicklung zuzutrauen – wenn die richtigen Weichen gestellt werden.“
Die Studie analysiert auch die Chancen des Ruhrgebiets in Zukunftsbranchen wie der Digitalwirtschaft sowie dem Greentech- und Gesundheitssektor. Hier und in anderen Segmenten sind laut IW und RUFIS bereits viele dichte Netzwerke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft entstanden. Von den rund 500 im Rahmen der Studie befragten Unternehmen aus der Metropole Ruhr gaben 8,6 Prozent an, intensiv mit Partnern aus der Wissenschaft zu kooperieren. Deutschlandweit sind es 4,7 Prozent. Die Untersuchung weist aber auch bekannte Schwächen der Region aus, zum Beispiel die zwar rückläufige, aber nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit und das im Vergleich niedrige Bruttoinlandsprodukt.
„Die Metropole Ruhr befindet sich im Standortwettbewerb am Beginn einer Aufholjagd. Die Studie bestärkt uns darin. Während woanders die Räume eng werden, gibt es hier alle Voraussetzungen für Investitions- und Gründergeist“, sind sich Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), und Josef Hovenjürgen, Vorsitzender der RVR-Verbandsversammlung, einig.
Der RVR hat die Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse heute auf dem Areal MARK 51°7 vorgestellt wurden. Dieser Ort steht stellvertretend für den neuen Aufbruch. Das ehemalige Zechen- und spätere Werksgelände von Opel wird aktuell zu einem Campus entwickelt, auf dem Industrie, neue Wirtschaft sowie Spitzenforschung zusammenkommen und über 6.000 Arbeitsplätzen entstehen sollen.
Laut Studie kann die polyzentrische und hochverdichtete urbane Raumstruktur des Ruhrgebiets zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden. „Ihre 53 Kommunen machen die Einzigartigkeit dieser etwas anderen Metropole aus. Polyzentralität bei gemeinsamer Identität eröffnen besondere Zukunftschancen“, erläutert Josef Hovenjürgen.
Die Vorstellung des bundesweiten Metropolengleichs bildet zugleich den Auftakt für die nächste Phase der Standortmarketing-Kampagne der „Metropole Ruhr – Stadt der Städte“, mit der das Ruhrgebiet um Investitionen, Fachkräfte und Gründer wirbt. „Die Bedingungen für eine dynamische Entwicklung des Ruhrgebiets sind so gut wie nie zuvor“, so Karola Geiß-Netthöfel. „Daher lautet unsere Botschaft an alle Investoren und Unternehmer, die keine Chance verpassen wollen: Wenn, dann hier.“
Über die Studie
Die Studie „Auf dem Weg zu einer starken Region. Zukunftspotenziale der Metropole Ruhr“ wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft Consult GmbH (IW Consult) und Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik (RUFIS) im Auftrag des Regionalverbandes Ruhr erstellt. Sie besteht aus zwei Erhebungen. Zum einen vergleicht die Studie das Ruhrgebiet anhand zentraler sozioökonomischer Faktoren mit den Metropolregionen Berlin-Brandenburg, Frankfurt/Rhein-Main, Hamburg, München, Rhein-Neckar, der Rhein-Region sowie Stuttgart. Zum anderen zeigt sie mittels einer detaillierten quantitativen und qualitativen Analyse ausgewählter Zukunftsbranchen die Potenziale in der Metropole Ruhr auf. In die Untersuchung flossen auch die Ergebnisse einer Befragung von rund 500 in der Region ansässigen Unternehmen ein.
Über die Standortmarketing-Kampagne
Seit 2017 wirbt die Kampagne „Metropole Ruhr – Stadt der Städte“ für den Standort im Herzen Europas. 2020 geht sie in die nächste Phase. Die Kampagne hat das Ziel, negative Stereotype abzubauen und einen unverstellten Blick auf die Zukunftspotenziale der Metropole Ruhr zu ermöglichen. Das Motto „Wenn, dann hier.“ verdeutlicht, dass die nächste große Investitionschance im Ruhrgebiet liegt. Bestandteile der Kampagne sind beispielsweise ein Viral-Spot und Guerilla-Aktionen in Berlin.
Hinweis an die Redaktionen: Weitere Informationen, Pressematerialien und Downloads finden Sie unter metropole.ruhr/pressebereich.
Stimmen zum Standort Metropole Ruhr
Prof. Dr. Uta Hohn, Metropolforscherin an der Ruhr-Universität Bochum:
„Die Studie zeigt vor allem Wege auf, die Potentiale der Region besser zu nutzen. Die Metropole Ruhr benötigt dazu eine eigene Zukunftsvision und Zukunftsstrategie. Die gemeinsame Zukunftsvision sollte eine wettbewerbsstarke, lebenswerte und klimaresiliente Metropole sein, die selbstbewusst zeigt, wie mit Hilfe technologischer und sozialer Innovationen im Prozess der Transformation die Nachhaltigkeitsziele der UN erreicht werden. Für die Umsetzung braucht es eine Innovationsallianz aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Politik im Schulterschluss mit den Menschen, die in der Region leben. Gemeinsam müssen Lösungen für die zentralen Zukunftsfragen entwickelt und umgesetzt werden, die für Metropolregionen weltweit relevant sind – von der nachhaltigen Bestands- und Flächenentwicklung über regenerative Energieversorgung und Ressourceneffizienz, Grüne Industrie und Kreislaufwirtschaft, Gesundheit und Umwelt bis zu nachhaltiger Mobilität. An dieser Transformation arbeiten wir gerade im Innovationslabor Ruhr intensiv im Rahmen der Ruhrkonferenz des Landes NRW. Wichtige Leitprojekte sind hier das Dekadenprojekt „Innovation Ruhr 2030“ und die „Ruhr Academy on Smart Sustainable Metropolitan Transformation“.
Tobias Nadjib, Geschäftsführer der Volkswagen Infotainment GmbH:
„Wir bei Volkswagen Infotainment profitieren von der hervorragenden Hochschullandschaft im Ruhrgebiet. Die 22 Hochschulen in unserer unmittelbaren Umgebung bilden pro Jahr 12.000 Absolventen in den MINT-Studiengängen aus. Das sind genau die Studienfächer, aus denen wir unsere Fachkräfte rekrutieren. Seit 2015 haben wir 400 neue Kolleginnen und Kollegen für uns gewinnen können. Dazu kommen noch 120 Studierende, die bereits jetzt neben ihrem Studium gemeinsam mit uns arbeiten. Für uns bei Volkswagen Infotainment sind die größten Werte unsere Mitarbeiter. Denn wir wollen die besten digitalen Produkte für Volkswagen entwickeln. Und dafür brauchen wir die besten Köpfe. Für uns als moderner Arbeitgeber ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter und ihre Familien nicht nur Wohnraum finden, sondern auch ein Zuhause, das bezahlbar ist.
Hier im Ruhrgebiet finden wir ein hervorragendes Umfeld von Experten, Expertise und anspruchsvollen Unternehmen. Was alle Partner in unserem Netzwerk im Ruhrgebiet auszeichnet, ist der unkomplizierte und direkte Austausch. Und das passt sehr gut zu uns. Denn die Erfolgsformel für gute Ideen wird hier gelebt: einfach machen! Und wir selbst sind ein gutes Beispiel für Innovationskraft. Wir haben seit 2014 bereits 344 Erfindungsmeldungen für den Volkswagen Konzern eingereicht. Daraus wurden bis heute 40 Patente erteilt. Für uns als Arbeitgeber ist es ebenso wichtig, dass die Lebensqualität hier im Ruhrgebiet passt. Die Menschen leben gern hier. Das leistet einen großen Beitrag zu unserer hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Mit den Menschen in unserem Unternehmen, mit unserer Innovationskraft, der kulturellen Vielfalt und den digitalen Systemen für die Autos von morgen passen wir sehr gut hier her. Wir sind ein Teil des Ruhrgebiets – wir sind von hier.“