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Unter Tage, unterm Hammer, unter Wasser und unter Dampf

"Stahl-Zeit-Reisen" verknüpfen Ruhrgebiet und Südwestfalen

Hattingen (lwl). Zwischen der „Route Industriekultur“ im Ruhrgebiet und dem Netzwerk „WasserEisenLand – Industriekultur in Südwestfalen“ gibt es viele inhaltliche Verbindungen. Die beiden Technikrouten existierten bislang jedoch weitgehend nebeneinander her. Ein über den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) finanziertes kulturtouristisches Projekt verknüpft die beiden Routen jetzt zu einem interregionalen Netzwerk. Die „Stahl-Zeit-Reisen“ (www.stahlzeiteisen.de) führen Interessierte zu den spannendsten Orten der Industriegeschichte in beiden Regionen – von den frühesten Anfängen bis zur Gegenwart.

Als Scharnier wurde im LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen am Montag (19.9.) ein multimediales Infozentrum mit einer begehbaren Landkarte und Touchscreen-Stelen eröffnet. 34 Highlights (s. Anhang) und 68 weitere Ziele lassen sich darüber ansteuern. Zum Projekt gehören außerdem ein Internetauftritt mit Hörspiel-Dialogen, eine Übersichtskarte und Boxen mit Tipps für Ausflüge in benachbarte Regionen.

Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), freut sich, dass aus der Idee gemeinsamen Handelns jetzt ein konkretes Projekt entstanden ist: „Diese Kooperation macht deutlich, dass sich die Metropole Ruhr und Südwestfalen nicht voneinander abgrenzen, sondern intensiv miteinander arbeiten wollen. Wir erzählen die Industriegeschichte jetzt gemeinsam - von den Anfängen bis zur Gegenwart.“ Der RVR ist neben dem Verein „WasserEisenLand“ Geldgeber der „Stahl-Zeit-Reisen“. Insgesamt 390.000 Euro flossen in das Projekt, davon kam ein Großteil aus dem EFRE-Fördertopf.

„Bergbau und Hüttenwesen, Stahl und Eisen, Wasser und Schienen haben die Reviere an Ruhr und Sieg geprägt. In gut 250 Jahren ist hier wie dort eine unfassbar reiche Kulturlandschaft entstanden, die nun als Ganzes verstanden und erlebt werden kann. Stahl-Zeit-Reisen öffnet die Sinne für dieses Verstehen und bietet Wissen und Erleben gleich vor der Haustür. Ich kann die Menschen in NRW nur ermuntern, sich aufzumachen auf diese stählerne Zeitreise“, erklärte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Kernstück des kulturtouristen Projektes sind 35 Hörspiel-Dialoge zwischen den Protagonisten Luise und Alfred, alias „Lu“ und „Al“ und weitere 68 Monologe der beiden. Als Zeitreisende im Steampunk-Look nehmen Sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit an die Stätten der Industriegeschichte im Land der tausend Berge und im Ruhrgebiet. In den Audios, die über die Homepage abzurufen sind, berichten die beiden über Bergbau, Stahl und Eisen, Wasser, die Eisenbahn, das Radfahren und letztlich jeden einzelnen Ort. Dabei nehmen sie sich gern auf die Schippe und übertrumpfen sich gegenseitig bei Fragen wie: Wer hat’s erfunden? Warum kannst Du nicht ohne mich? „Mit erzählten Geschichten über die gegenseitige Abhängigkeit von Ruhrgebiet und Südwestfalen wollen wir breite Zielgruppen erreichen. Jüngere fühlen sich vielleicht eher von Alfreds und Luises launischen Neckereien angesprochen. Aber auch die mit Anekdoten gespickten Infotexte unseres Reisebloggers Lorenz Töpperwien animieren zum Besuch der Stahl-Zeit-Reisen-Orte“, erklärt Stephan Sensen, Vorsitzender des Vereins „WasserEisenLand“ als Träger des Projektes.

Hintergrund Geschichte

Hüttentechnologie aus dem Siegerland und Unternehmer aus dem Sauerland beschleunigten die Industrialisierung der Region zwischen Duisburg und Dortmund. Mitte des 19. Jahrhunderts mangelte es den aufstrebenden Hüttenwerken an der Ruhr an Eisenerz. Doch ab 1861 konnte das hochwertige Siegerländer Eisenerz über die neue Ruhr-Sieg-Strecke mit der Eisenbahn transportiert werden, auch nach Hattingen. Nach Südwestfalen brachten die Züge die Steinkohle der 

Revierzechen. Diese rettete das Sauerland und das Siegerland vor der vollständigen Entwaldung. Das Ruhrgebiet lieferte nun auch Eisen und Stahl für die verarbeitende südwestfälische Kleineisenindustrie.

Der größte Teil Südwestfalens war schon seit Jahrhunderten von Bergbau, Metallerzeugung und -verarbeitung geprägt. So betrieben die Kelten im Siegerland schon vor 2.300 Jahren die damals größte Eisenerzeugung Europas. Seit dem Mittelalter nutzte man in dieser ältesten Montanregion Deutschlands die Wasserkraft der Gebirgsbäche für die Eisenerzeugung in Holzkohle-Hochöfen, zum Stahl-Frischen und in Hammerwerken.

Auf den Wasserreichtum Südwestfalens war auch die Bevölkerung und Industrie des rasant wachsenden Ruhrgebiets angewiesen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im Sauerland in rascher Folge Talsperren und Stauseen, welche die Wasserversorgung und -regulierung des Reviers bis heute sicherstellen.

Meilensteine der „Stahl-Zeit-Reisen“

Bergbau
1. UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen 
2. Deutsches Bergbau-Museum Bochum 
3. LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Dortmund
4. Kokerei Hansa, Dortmund
5. LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall, Witten
6. Felsenmeer Hemer
7. Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck, Bestwig
8. Schieferbau Nuttlar, Bestwig
9. Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen, Herdorf
10. Besucherbergwerk Grube Bindweide, Steinebach/Sieg

Eisen & Stahl
11. Landschaftspark Duisburg-Nord
12. LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte, Oberhausen
13. Gasometer Oberhausen
14. Villa Hügel, Essen
15. LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen
16. Phoenixsee, Dortmund
17. LWL-Freilichtmuseum Hagen
18. Westfälisches KettenschmiedeMuseum, Fröndenberg
19. Historische Fabrikanlage Maste-Barendorf, Iserlohn
20. Museen Burg Altena
21. Deutsches Drahtmuseum, Altena
22. Luisenhütte Wocklum, Balve
23. Geschichtsmuseum Lüdenscheid
24. Museum Wendener Hütte, Wenden

Wasser
25. Museum der Deutschen Binnenschifffahrt, Duisburg
26. Aquarius Wassermuseum, Mülheim
27. Baldeneysee, Essen
28. Möhnetalsperre, Möhnesee
29. Hennetalsperre, Meschede
30. Bigge- und Listertalsperre, Olpe

Eisenbahn
31. Eisenbahnmuseum Bochum
32. Sauerland-Museum, Arnsberg
33. Sauerländer Kleinbahn, Herscheid
34. KulturBahnhof Grevenbrück, Lennestadt

Weitere Infos:

stahlzeitreisen.de

Regionalverband Ruhr

info@rvr.ruhr
+49 201 2069-0