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RVR-Ranger Marc Porsche steht am Ufer der Ruhr und lächelt in die Kamera.
RVR-Ranger Marc Porsche am Ufer der Ruhr. © RVR

03. Juni 2025 | Newsletter Ausgabe 06/2025

Interview

„Wir sind für die Natur, aber auch für den Menschen da“

Der Sommer ist endlich da und die Menschen im Ruhrgebiet zieht es ans Wasser. Im Interview verrät RVR-Ranger Marc Porsche, warum die Arbeit in der warmen Jahreszeit seinen besonderen Reiz hat, und welche Herausforderungen jetzt auf die Ranger zukommen.

RVR-Ranger Marc Porsche im Gespräch mit einem Radfahrer an der Ruhr.
Aufklärungsarbeit und der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern gehört zu den Hauptaufgaben der RVR-Ranger. © RVR
RVR-Ranger Marc Porsche im Gespräch mit Radfahrenden an der Ruhr bei Hattingen.
RVR-Ranger Marc Porsche im Gespräch mit Radfahrenden an der Ruhr bei Hattingen. © RVR
Reiher im seichten Wasser Ufern der Ruhr.
Viele Reiher lassen sich an den Ufern der Ruhr beobachten. © RVR
Seit rund zwei Jahren ist Marc Porsche ist für den RVR im Einsatz. © RVR

Die Temperaturen steigen und die Menschen suchen die Nähe zum Wasser. Was bedeutet der Zustrom an Menschen für die Tier- und Pflanzenwelt an den Gewässern des Ruhrgebiets? 

Die warme Jahreszeit sorgt für einen deutlich höheren Besucherdruck in der Natur, was vor allem für unsere heimische Tierwelt herausfordernd sein kann. Mensch und Natur kommen sich an den Ufern und Wiesen des dicht besiedelten Ruhrgebiets teilweise sehr nah. Unser Ziel ist es, dieses Miteinander in Einklang zu bringen, indem wir viel Aufklärungsarbeit leisten und kontrollieren, ob bestimmte Regeln auch eingehalten werden. Wir möchten aber nicht nur vermitteln, wo es Einschränkungen gibt, sondern immer auch Alternativen aufzeigen. Wir sind für die Natur, aber auch für den Menschen da. 

Welche Themen besprechen Sie mit den Menschen vor Ort?

Beispielsweise ist das Baden, Grillen, Zelten oder Kanu fahren nicht in allen Gebieten möglich oder erlaubt, denn in vielen Ufer- und Gewässerbereichen sind seltene und schützenswerte Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Zudem befinden wir uns im Sommer mitten in der Brut- und Setzzeit: Viele Erholungssuchende wissen zum Beispiel nicht, dass zahlreiche Vögel ihre Nester im Boden und nicht auf Bäumen haben. Kommt beispielsweise ein Hund dem Nest zu nah, geben einige Vogelarten das Nest sofort auf und der Nachwuchs hat keine Chance zu überleben. Deshalb bitte wir immer darum, Hunde an der Leine zu führen und auf den nötigen Abstand zu achten. Das Grillen an den schönen Seen- und Flusslandschaften ist natürlich sehr beliebt und damit steigt die Gefahr für Brände. Hier müssen wir sehr strikt sein und auf das Grill- und Rauchverbot aufmerksam machen. Eine immer beliebtere Freizeitaktivität ist außerdem das Kanufahren. Leider ist das Wissen darüber, wo man mit dem Kanu halten darf, nicht weit verbreitet. An der Ruhr und anderen Flüssen gibt es zahlreiche naturbelassene Ufer, die von Menschen nicht betreten werden dürfen, um Rast zu machen oder auszutreten.  

Wie reagieren die Menschen auf Verbote und Regeln?

Unseren Rangern ist es wichtig, dass wir den Menschen mit Respekt begegnen. Wir gehen freundlich auf Personen zu und erklären, warum wir auf bestimmte Dinge aufmerksam machen. Nur so kann Verständnis für unsere Arbeit und die Belange der Natur entstehen. Einfach eine Regel auszusprechen, ohne den Grund dafür zu erläutern, halte ich für falsch. Wenn das Verständnis da ist, ist die Einsicht auch nicht weit. Natürlich machen wir auch negative Erfahrungen, die aber nicht überwiegen. Vereinzelt verweisen wir Personen des Platzes oder müssen sogar die Polizei hinzuziehen. Es gibt halt Themen, wie zum Beispiel ein Grillverbot, die nicht verhandelbar sind: Entweder ein Angler besitzt einen gültigen Angelschein oder eben nicht. Grundsätzlich sollte sich jeder zuvor über das Naherholungsgebiet und die darin zu beachtenden Ge- und Verbote informieren und diese auch einhalten. Man kann nur das schützen, was man auch kennt. Insbesondere in Naturschutzgebieten gelten besondere Auflagen, auf die geachtet werden muss.

Welche Tiere kann man im Ruhrgebiet typischerweise an Flüssen und Seen beobachten? GIbt es Besonderheiten?

Die Liste aller Tiere, die man entlang von Flüssen und Seen beobachten kann, würde wahrscheinlich sehr, sehr lang werden. Arten, die den meisten allerdings bekannt sind, sind beispielsweise der Graureiher, der Kormoran oder auch verschiedene Enten-Arten. Erfreulicherweise kann man inzwischen auch wieder selten geworden Tiere, wie z. B. den Seeadler, den Eisvogel oder auch den Biber an verschiedenen Gewässern im Ruhrgebiet entdecken. Im und unter Wasser versteckt sich zudem eine artenreiche Welt von verschiedenen Fischen, darunter Arten wie der Zander, der Hecht, Forellen oder auch Rotfedern. An der Vielfalt der Natur kann man ablesen, wie es unserem heimischen Ökosystem geht. Es ist schön zu sehen, dass beispielsweise der Seeadler als oberstes Glied der Nahrungskette wieder im Ruhrgebiet vertreten ist. Denn das ist ein Indikator dafür, dass es auch vielen anderen Lebewesen gut geht.

Sie sind jetzt seit zwei Jahren als Ranger bei RVR Ruhr Grün tätig. Warum haben Sie sich für den Job beim RVR entschieden? 

Besonders viel Freude bereitet es mir, in der Natur unterwegs zu sein, meinen Mitmenschen Wissen über die Natur und der darin lebenden Tiere und Pflanzen zu vermitteln. So kann ich einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Natur beitragen. Aus diesen Gründen habe ich mich nach meiner Tätigkeit als Forstwirt dazu entschieden, eine Fortbildung zum Geprüften Natur- und Landschaftspfleger zu machen und als Ranger für den RVR unterwegs zu sein. 

An welchen Gewässern im Ruhrgebiet verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit? Welche Orte können Sie besonders empfehlen?

Besonders gerne bin ich entlang der Wupper in Beyenburg und auf der Bislicher Insel in Xanten unterwegs, wo es auch das NaturForum von RVR Ruhr Grün gibt. Diese Orte bieten eine bunte Landschaft, eine vielseitige Flora und Fauna und eine großartige Kulisse inmitten des Ruhrgebiets.