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Literaturpreis Ruhr 2023: Nominierte stehen fest

Der Literaturpreis Ruhr gilt als wichtigste Auszeichnung für Autorinnen und Autoren im Ruhrgebiet. Jetzt steht die diesjährige Shortlist: Vier herausragende Titel über das oder aus dem Ruhrgebiet gehen ins Rennen um den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis. Ausgelobt wird der Literaturpreis Ruhr vom Regionalverband Ruhr (RVR) gemeinsam mit dem Literaturbüro Ruhr.

Insgesamt 50 literarische Werke aus unterschiedlichen Genres standen in diesem Jahr auf der Leseliste der Jury. Vier Titel haben es schlussendlich auf die Shortlist geschafft, darunter erstmals ein Werk, das aus einer Fremdsprache ins Deutsche übersetzt wurde:  

Lina Atfah: Grabtuch aus Schmetterlingen / Übersetzung: Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi
Der Gedichtband ist zweisprachig in Arabisch und Deutsch erschienen, deshalb kommt nicht nur die Autorin selbst, sondern auch ihr Übersetzungsteam für den Preis infrage – ein Novum beim Literaturpreis Ruhr. Atfah selbst erschafft mit ihren Gedichten eine Welt, die konkret und sinnlich, dabei gleichzeitig universell und doppelbödig ist. Witz, Kampfeslust, zarte Stille, schier unfassbares Leid und naive Weltverliebtheit: Die Lektüre verspricht die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen. Eine Leistung, die sich auch in der Übersetzungsarbeit von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi widerspiegelt.

Mariusz Hoffmann: Polnischer Abgang
Anfang der 1990er-Jahre: Als Spätaussiedler machen sich der 14-jährige Jarek und seine Familie aus dem polnischen Salesche auf nach Deutschland, heimlich und ohne große Abschiede – ein “Polnischer Abgang“ halt. Mariusz Hoffmanns Debüt ist ein mitreißender Coming-of-Age-Roman voller tragikomischer Momente, der viel erzählt über uns alle diesseits und jenseits der deutsch-polnischen Grenze und insbesondere hier im Ruhrgebiet.

Lisa Roy: Keine gute Geschichte
Ein bemerkenswert kompromissloses Debüt liefert auch Lisa Roy: Arielle, Anfang 30, Social-Media-Managerin in Düsseldorf, hat es rausgeschafft aus Essen-Katernberg. Nach Jahren kehrt sie das erste Mal zurück und wird schmerzhaft mit ihrer eigenen Vergangenheit und den Leerstellen darin konfrontiert. Roys Geschichte ist illusionslos, unsentimental und authentisch; ihre Sprache direkt, bisweilen rotzig, auch mal brutal.

Martin Simons: Beifang
Ein Familienroman über Armut, Verzweiflung und Gewalt und die unterschiedlichen Überlebensstrategien der nachfolgenden Generationen. Martin Simons hat mit “Beifang“ einen Gegenentwurf zu den Wirtschaftswunderromanen geschaffen – authentisch, hart und doch berührend.

Ebenfalls nominiert worden war auch Ralf Rothmann für seinen Roman "Die Nacht unterm Schnee", aus Sicht der Jury "eines der besten Bücher aus und über das Ruhrgebiet, das 2022/2023 erschienen ist". Der Autor zog seine Nomierung allerdings kurzfristig zurück und teilte mit, dass "er sich zwar sehr geehrt fühle", da ihm der Preis jedoch 1996 bereits verliehen worden sei, "ergäbe es in meinen Augen ein schiefes Bild, so einen Preis zweimal zu erhalten". Die Jury, der Regionalverband Ruhr als Preisstifter und das Literaturbüro Ruhr kamen Rothmanns Wunsch nach, von der Shortlist genommen zu werden.

Für den Hauptpreis vorgeschlagen werden konnten Titel, die im Zeitraum vom 1. Mai 2022 bis 30. April 2023 in einem Verlag oder per Selfpublishing erschienen sind. Die weiteren Voraussetzungen: Das Werk hat einen thematischen Bezug zur Metropole Ruhr, oder der Verfassende lebt im Ruhrgebiet.

Der Literaturpreis Ruhr wird seit 1986 jährlich vom Regionalverband Ruhr vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut. Neben dem Hauptpreis ist ein mit 5.000 Euro dotierter Förderpreis ausgeschrieben, der traditionell an eine Nachwuchsautorin oder einen Nachwuchsautoren mit Wohnsitz im Ruhrgebiet geht. Zusätzlich zeichnet der RVR mit der Direktvergabe eines undotierten Ehrenpreises eine Person oder Organisation aus, die sich auf herausragende Weise um die Literatur in der Metropole Ruhr verdient gemacht hat.

Die Preisträger werden am 14. September 2023 im Rahmen einer Galaveranstaltung in der Essener Kreuzeskirche bekannt gegeben.

Literaturbüro Ruhr

RVR-Internetredaktion