Pressemitteilung

100 Jahre Ausstellung des RVR "Die Zukunft im Blick" zieht zur Zeche Zollern

Fotos zu den Themen Mobilität und Versorgung, Wohnen und Arbeiten sowie Kultur und Freizeit aus dem Bildarchiv des Regionalverbands Ruhr (RVR) zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Samstag (19.6.) in seinem Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund. Die Foto-Ausstellung „Die Zukunft im Blick“ thematisiert 100 Jahre Planungs- und Verbandsgeschichte für das Ruhrgebiet und zeigt die Veränderungsprozesse seit der Gründung des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk im Jahre 1920.

„Auf den ersten Blick zeichnen die Fotografien ein Bild der Vergangenheit des Ruhrgebiets. Aber genauer betrachtet, zeigen sie mit ihren Themen und Motiven in die Zukunft. Denn all die Fotografien, Pläne und Konzepte waren einmal Antworten auf die Frage: Wie wollen wir morgen leben?“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger am Dienstag (15.6.) in Dortmund. „In den Bildern entdecken wir Lösungen, die die Menschen früher für sich und die Themen ihrer Zeit gefunden haben. Heute müssen wir auf ähnliche Fragen eigene Antworten finden.“

Leben im Ruhrgebiet

Wie hat sich das Ruhrgebiet seit dem Gründungsjahr des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk, der später zum Kommunalverband Ruhr und schließlich zum Regionalverband Ruhr (RVR) wurde, verändert? Dieser Frage geht die Ausstellung nach. Seit seiner Gründung 1920 als Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk entstanden zahlreiche Fotos, die die Arbeit des Regionalverbands dokumentieren und das Ruhrgebiet als „Stadt der Städte“ mit seiner typischen urbanen Verdichtung zeigen. Über den Zeitraum von 100 Jahren spiegeln die Fotos das Leben der Menschen wider – inmitten von Zechen, Stahlwerken, Bahndämmen und Schnellwegen, sowie im Grünen, in Parks und an und auf den Gewässern an Ruhr und Lippe. Zahlreiche Fotograf:innen, Profis wie Laien, drückten auf den Auslöser, um die damals für Ausstellungen, Verbandsbroschüren und Pressearbeit benötigten Fotos zu erstellen. Bekannte Fotografen der Nachkriegszeit wie Karl Hugo Schmölz und Hans Grempel lieferten Aufnahmen aus der Zeit des Wiederaufbaus nach 1945. Lebensnahe Bilder vom „Ruhrpott“ zwischen Industrie und Strukturwandel steuerten Joachim Schumacher und Manfred Vollmer und der – hier wiederentdeckte – Manfred Ehrich seit den 1970er Jahren bei.

Wandel einer Region

Die Fotos der Ausstellung sind Zeugnisse des stetigen Wandels der Region – und prägen unser heutiges Bild von dieser Zeit. Aufnahmen vom frühen Straßenbau in den 1920er Jahren und vom Ruhrschnellweg der Nachkriegszeit machen auf die sich rasant verändernden Verkehrsbedingungen aufmerksam. Die Bilder zeigen auch, dass vieles gleichzeitig nebeneinander bestand: Neben der gepflegten Ordnung neuer Wohnsiedlungen gab es gleichermaßen die „schlechten Wohnlagen“ mit Wohnzimmerblick auf Hochöfen und Schlote. Dokumentationen aus den 1950er Jahren von den Umweltschäden durch Bergbau und Industrieabgase machen die damalige Forderung nach dem „blauen Himmel über der Ruhr“ auch heute nachvollziehbar. Der allmähliche Ausbau von Grünflächen, die Begrünung alter Industriehalden und der Ausbau von Freizeitangeboten wie den neuen Baggerseen und den „Revierparks“ sind in zeitgenössischen Fotos festgehalten.

Über die Ausstellung

Der Ausstellungstitel spielt auf die 100-jährige Geschichte des Regionalverbands bei der Planung für das Ruhrgebiet an, die stets „die Zukunft im Blick“ hat. Die Schau bietet mit über 250 Fotografien eine Auswahl aus dem umfangreichen Bestand des RVR-Bildarchivs. Sie verdeutlicht, dass viele Ruhrgebiets-Themen auch heute noch von ungebrochener Aktualität sind. Ein digitales Spieleangebot an eigens für die Ausstellung produzierten Medientischen ergänzt die Ausstellung.

„Mit der Ausstellung geben wir einen Einblick in einen in Art und Umfang einmaligen Bildbestand“, so Dr. Holger Klein-Wiele, Kurator der Ausstellung im LVR-Industriemuseum Oberhausen. „Die ältesten Fotografien stammen aus dem Jahr 1910. Wir freuen uns sehr, die Fotografien nach der Jubiläumsausstellung im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen in diesem Sommer im LWL-Industriemuseum zu präsentieren.“

Das RVR-Bildarchiv

„Der Fotografiebestand der vergangenen 100 Jahre ist ein wahrer Schatz und zeigt den spannenden Weg hin zu einem grünen und lebenswerten Ruhrgebiet“, sagt Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin Regionalverband Ruhr. „Viele Visionen, Projekte und die immerwährende Bereitschaft zum Wandel haben die Metropole Ruhr zu einer vielfältigen Region gemacht, in der die Menschen gerne und mit Stolz leben.“

Das RVR-Bildarchiv wird seit 1999 im LVR-Industriemuseum aufbewahrt. Rund 35.000 Bildträger sind in den vergangenen Jahren in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Regionalverband Ruhr (RVR) und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) systematisch untersucht worden. Den Großteil des Bestandes machen originale Glasnegative und verglaste Dias aus, die aus der Zeit zwischen den 1920er Jahren und den 1950er Jahren stammen sowie Dias, Negative und Fotoabzüge aus den darauffolgenden Jahrzehnten bis zu den 1990er Jahren. Von den Originalvorlagen wurden für die Ausstellung über 160 Fotos hochwertig reproduziert, weitere 150 Aufnahmen sind in Diaprojektionen und digitalen Blätterbüchern zu sehen.

Motive

Das Motivspektrum der Fotos reicht von Schilderungen der Bauarbeiten an Verbands- und Bundesstraßen über Dokumentationen von Umweltbelastungen durch die Industrie und Begrünungsaktionen an Halden, Kanälen und in Naturschutzgebieten bis hin zum Wohnen und zur Freizeitgestaltung der Menschen im Ruhrgebiet. Deutlich wird, dass die Einzelthemen Wohnen, Mobilität, Industrie und Freizeit/Kultur im Ruhrgebiet kaum isoliert betrachtet werden können, sondern sich einander bedingt haben. Dies betrifft besonders die Umwandlung bzw. Neunutzung von Industriearealen in dem auf Bergbau- und Stahlkrise folgenden Strukturwandel seit den 1960er Jahren.

Erweiterung „Lebensraum Ruhrgebiet“

In einer eigens für die Dortmunder Präsentation geschaffenen Erweiterung auf der Galerie der historischen Zechenwerkstatt geht es um die Zukunft des Lebensraums Ruhrgebiet. Im Fokus stehen hier die Themen Halden, Stadtklima und Tierwelt. So erfahren die Besucher:innen zum Beispiel, dass die Anzahl der Tropennächte – Nächte mit Temperaturen über 20 Grad - in der Dortmunder Innenstadt Berechnungen zufolge im Jahr 2050 auf über 30 gegenüber ehemals drei pro Jahr ansteigen wird. Videos von Wildkameras zeigen Füchse oder Biber, die sich städtische Lebensräume zurückerobern. Ein Herbarium mit Halden-Pflanzen, Spuren von Wölfen und Klingelknöpfe, die Tierlaute wiedergeben, ergänzen die Text- und Bildtafeln. Auf einer großen Pinnwand können Gäste ihre Gedanken zur Zukunft des Reviers festhalten.

Die Zukunft im Blick
Ruhrgebietsfotografien aus dem Bildarchiv des Regionalverbands Ruhr

19.6. – 24.10.2021
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5 | 44388 Dortmund
Geöffnet Di-So 10-18 Uhr
zeche-zollern.lwl.org

Eine Ausstellung des RVR und des LVR-Industriemuseums in Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum.

Publikation

Die Zukunft im Blick. Ruhrgebietsfotografien aus dem Bildarchiv des Regionalverbands Ruhr. Hg. Klein-Wiele, Holger / LVR-Industriemuseum. 224 Seiten, umfangreich bebildert, Großformat. Aschendorff-Verlag 2020. ISBN 978-3-402-24670-2.
19,95 Euro

Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 16.000 Beschäftigten für die 8,2 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 106 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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