Extreme Wetterlagen stellen auch die Kommunen im Ruhrgebiet vor große Herausforderungen. Diesbezüglich fördert das Programm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRiS) des Landes NRW Maßnahmen zur
- Reduzierung des Niederschlagsabflusses befestigter Flächen in die Mischwasserkanalisation,
- Steigerung der Verdunstung von Niederschlagsabflusses befestigter Flächen
in allen Kommunen des RVR-Gebiets.
Ziel dabei ist es, die Kanalisation zu entlasten und klimawandelbedingter Starkregenüberflutung im städtischen Bereich entgegenzuwirken. Eine Förderung durch KRiS setzt voraus, dass der Niederschlagsabfluss von mind. 25 % (mind. 5 ha) der befestigten Flächen eines fest definierten, städtischen Bereichs mit klimawandelbedingten Defiziten (= Betrachtungsraum) von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt wird. Diesbezüglich hat die Stadt Recklinghausen den Betrachtungsraum „Erlbruchpark“ (BR-Erlbruchpark) bestimmt und im November 2023 bei dem Programm KRiS zur Förderung angemeldet. Dieser befindet sich vollumfänglich im Zentrum Recklinghausens, die Entwässerung erfolgt hier nahezu vollständig in das Mischsystem.
Bedeutende Teilbereiche des besagten Betrachtungsraums sind der Konrad-Adenauer-Platz und der westlich davon gelegene Erlbruchpark (siehe Anlage01). KONRAD-ADENAUER-PLATZ: Die 1,8 ha große Schotterfläche wird derzeitig als Parkplatz sowie für temporäre Veranstaltungen (Zirkus Roncalli, Rosenmontagsumzug etc.) genutzt. Das ist im städtebaulichen und biodiversen Hinblick gleichermaßen unbefriedigend. Mit Ausnahme der Randbereiche ist der Konrad-Adenauer-Platz ohne Vegetationsbestand. Daraus resultiert eine starke Aufheizung im Sommer sowie, bedingt durch die topografische Senkenlage, die erhöhte Betroffenheit bei Starkregen. Ungeachtet dessen verfügt der Konrad-Adenauer-Platz wasserwirtschaftlich über großes Potenzial die Starkregenbetroffenheit abzumildern und eine gedrosselte Einleitung des Niederschlagsabflusses in den östlich der Fläche verlaufenden Hellbach sicherzustellen. Dementsprechend wird er im Rahmen des KRiS-Programms zu einem klimagerechten, multifunktionalen Platz mit nachhaltigem Regenwassermanagement (Baumrigolen, Muldenentwässerung etc.) umgestaltet, der zukünftig das Tor zur Recklinghäuser Innenstadt bildet und vollumfänglich vom Mischwassersystem abgekoppelt ist.
Erlbruchpark: Auch die südlich des historischen Rathauses gelegene Grünanlage erfährt mit der wasserwirtschaftlichen Einbindung in den BR-Erlbruchpark eine landschaftsarchitektonische Aufwertung. Die Umgestaltung des Erlbruchteichs steigert die Aufenthaltsqualität und macht das Thema Wasser im Innenstadtbereich erlebbar. Zudem wird das Gewässer um filternde Repositionspflanzungen erweitert und als Retentionsraum für umgebende Flächen ertüchtigt. Flächenentsiegelungen und Ergänzungen des Baumbestands (unter dem Einsatz von Baumrigolen) komplettieren die Maßnahme und machen den Erlbruchpark zu einem wertvollen Ökosystemdienstleister Recklinghausens.
Ziele
Generelles Ziel ist es, durch die Bündelung und Forcierung geeigneter wasserwirtschaftlicher Maßnahmen mess- u. spürbare, nachhaltige Verbesserungen der Klimaresilienz im gesamten BR-Erlbruchpark zu erreichen. Des Weiteren verfolgt das Projekt folgende Handlungsziele der Strategie Grüne Infrastruktur:
- Stadtquartiere mit klima- u. gesundheitswirksamer Grüner Infrastruktur nachrüsten
- blau-grüne Klimastraßenräume schaffen
- Parkanlagen fit und attraktiv für die Zukunft machen
- Grüne Infrastruktur zum Sport-, Spiel- u. Bewegungsraum entwickeln
- Ko-Habitation und Naturerleben in der Stadt fördern
- Klimaangepasste Schwammstädte u. Schwammlandschaften als zusammenhängendes System entwickeln
- Umweltbildungsangebote ausweiten, vielseitig u. inklusiv gestalten.
Aktivitäten & Meilensteine
2019: Teilnahme der Stadt Recklinghausen am durch die Emschergenossenschaft initiierten Projekt: Entwicklung des Emscherraumes zur „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ --> Unterzeichnung Verpflichtungserklärung
2022: Die Förderrichtlinie der „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ tritt in Kraft: Förderkulisse ist der RVR-Raum mit 53 Städten und Gemeinden
2022: Konzeptentwicklung (intensive und integrale Erarbeitung von Potentialen zur Klimaresilienz im gesamten Untersuchungsgebiet der Innenstadt Recklinghausen)
2023: Anmeldung von drei Betrachtungsräumen bei der Emschergenossenschaft, darunter der Betrachtungsraum „Erlbruchpark“ (BR-Erlbruchpark)
01.2025: Priorisierung des BR-Erlbruchpark zur vertiefenden Planung im Ausschuss für Verkehr, Tiefbau und Mobilität der Stadt Recklinghausen
05.2025: Beauftragung einer Bietergemeinschaft über die Leistungsphasen 1-3 nach HOAI
Kooperation & Vernetzung
Federführend wird das Projekt von dem Dezernat IV der Stadtverwaltung Recklinghausen betreut. Für den Erfolg des Vorhabens sind Arbeitskreise mit den beteiligen, verwaltungsinternen Fachbereichen, der Unteren Wasserbehörde und der Bezirksregierung von großer Bedeutung. Die unter Mitwirkung der Arbeitskreise entwickelten Ergebnisse werden unter Anwesenheit der Beigeordneten beteiligter, städtischer Dezernate in einem Lenkungskreis präsentiert. Anschließend wird hier das weitere Vorgehen abgestimmt.
Die Stadt Recklinghausen arbeitet zudem mit 16 weiteren Kommunen aus der Emscher- und Lippe-Region, Akteuren wie Politikern und Gewerbetreibenden sowie der Emschergenossenschaft im Rahmen der „Zukunftsinitiative Klima.Werk“ zusammen, um eine wasserbewusste Stadtentwicklung zu fördern. Die Beteiligten teilen fortlaufend Erfahrungen und bewährte Vorgehensweisen miteinander. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind wertvolle Elemente des Planungsprozesses für den gesamten BR-Erlbruchpark.
Hinsichtlich der Finanzierung des Vorhabens trägt das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW gemäß der Förderrichtlinie KRiS einen Projektkostenanteil in Höhe von 60 Prozent. Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband erhöhen diese Förderung für kommunale MaßnahmenträgerInnen auf bis zu 100 Prozent der Projektkosten.
Lessons Learned
Die fachbereichsübergreifende Entwicklung des Betrachtungsraums „Erlbruchpark“ (BR-Erlbruchpark) erfolgte bereits in enger und frühzeitiger Abstimmung mit
- dem Kreis Recklinghausen,
- VertreterInnen der Bezirksregierung Münster,
- VertreterInnen der Emschergenossenschaft,
- dem Projektträger Jülich,
- der Kottowski Ingenieurgesellschaft mbH
- der Gelsenwasser AG,
- geskes hack Landschaftsarchitekten.
Flankiert wurde diese Projektphase von Anfang an durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik Recklinghausens. Die Etablierung von Arbeits- und Lenkungskreisen auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen innerhalb der Stadtverwaltung gewährleistet eine konstruktive Zusammenarbeit. Zudem ermöglichte die frühe Beteiligung auf kommunaler und überkommunaler Ebene es, zahlreiche wertvolle Ideen der Bürgerinnen und Bürger Recklinghausens von Beginn an in die Planung einzubringen.
Lageplan
Anschrift
Das grüne Zentrum - Erlbruchpark und Konrad-Adenauer-Platz
Rathausplatz 3/4
45657 Recklinghausen
Deutschland
Übersicht
Projektleitung
Stadt Recklinghausen
Akteur:innen
Stadt Recklinghausen; Untere Wasserbehörde; EGLV; Gewerbetreibende
Kosten
Konrad-Adenauer-Platz: ca. € 8,0 Mio
Grünanlage Erlbruchpark: ca. € 3,4 Mio
Die zukünftigen Unterhaltungskosten werden durch die derzeit anfallenden Kosten zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherung des Konrad-Adenauer-Platzes ausgeglichen.
Laufzeit
2019 - 12/2030





