Durch die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten 100 Jahren haben sich die Wiesen verändert. Die allgemeine Abnahme an freilaufenden Weidetieren, die hocheffektive Mähtechnik sowie der Einsatz von mineralischem Dünger führt zu Wiesen mit einer hohen Futterleistung, aber minimaler Artenvielfalt. Wo vorher um die 60 verschiedenen Pflanzen standen, stehen heute nur noch fünf.
Grünland ist ein wichtiges Element der landwirtschaftlichen Kulturlandschaft, sowie ein bedeutender Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Es dient bei nicht zu intensiver Nutzung dem Bo-denschutz und der Bodenfruchtbarkeit sowie dem Trinkwasserschutz, und hat vielfältige Erholungs-funktionen für die Bevölkerung. In der Metropole gibt es eine große Vielfalt von Kulturgrasland-Ökosystemen. Sie gehören zu den artenreichsten Biotopen. Im Grünland können eine Vielzahl von Farn- und Blütenpflanzenarten vorkommen. Artenreiches Grünland kann Spitzenwerte von über 60 Pflanzenarten pro Quadratmeter aufweisen. Grünland bildet mit seiner Vielfalt an Strukturen und zeit-lich gestaffelten Blühabfolgen einen Komplex von Habitaten für Großsäuger über Insekten bis hin zu Kleinorganismen mit engen Wechselbeziehungen zwischen Flora und Fauna. Pro Pflanzenart rechnet man als Faustregel mit 8-10 vorkommenden Tierarten.
Wegen ihrer zahlreichen spezialisierten Arten, die durch Veränderung der Nutzung oder der Nährstoffverhältnisse leicht verdrängt werden können, ist es erstrebenswert extensiv bis sehr extensiv genutzte Wiesen und Weiden zu erhalten. Denn diese extensive Bewirtschaftungsweise hat den höchs-ten Anteil an seltenen und gefährdeten Arten. Weiden und Wiesen stellen die artenreichsten Biotope in Mitteleuropa dar und können einen Hotspot der Biodiversität sein.
Im Herzogstal soll sich das ändern. Eine kleine Herde Schottischer Hochlandrinder weidet hier das ganze Jahr über und pflegt die Wiesenlandschaft. Durch Ansaaten kommen verlorene Pflanzen zurück auf die Fläche und die heimische Insektenwelt, mit Schmetterlingen, Spinnen und Käfern, kann sich hier erholen. Das Herzogstal ist ein Offenlandzug im nördlichen Teil der Haard. Aktuell befinden sich auf der rund 15 Hektar großen Fläche im Landschaftsschutzgebiet (LSG-4208-0002) mehrere intensiv genutzte Äcker. Die Flächen im Besitz des Regionalverbandes Ruhr eignen sich sehr gut zur ökologi-schen Aufwertung.
Hierfür sollen die Äcker zu artenreichem Grünland umgewandelt, der Waldrand strukturreich entwickelt werden.
Ziele
- Die beschriebenen Maßnahmen bietet die Möglichkeit das Herzogstal naturnah zu entwickeln und die Artenvielfalt deutlich zu steigern.
- Die Besonderheit des Gebiets ist der Wechsel von Offenland zu Wald. Dieser Standort stellt für eine Vielzahl an Tieren, die sowohl von Offenland als auch von Wald und dichten Gebüschen profitieren, einen schützenswerten Lebensraum dar. So wird durch die Umsetzung der Maßnahmen das Nahrungsangebot erhöht, Nist- und Brutmöglichkeiten, Überwinterungsverstecke und Rückzugsbiotope geschaffen.
- In der ansonsten besonders von Wald geprägten Haard kann das extensiv entwickelte Herzogstal als Trittsteinbiotop für Arten des Offen- bzw. Halboffenlandes dienen und trägt somit nachhaltig zur Verbesserung des Biotopverbundes bei.
Aktivitäten & Meilensteine
- Die Maßnahmen werden auf Teilflächen durchgeführt.
- Die erste Teilfläche ist aktuell als artenarme Mähwiese zu bewerten. Die Wiese wird seit September 2023 nicht mehr gedüngt und soll streifenweise mit einer artenreichen Grünlandsaatmischung (UG2) angereichert werden.
- Weitere Teilflächen sind Äcker, die im Jahr 2023 für den Weizen- bzw. Rapsanbau genutzt wurden. Mit dem Pächter ist seit September 2023 vertraglich festgehalten, dass auch diese Flächen nicht mehr gedüngt werden. Nach der Getreideernte wurde Ackergras eingesät. Durch eine zunächst intensive Bewirtschaftung (Beweidung, Mahd), werden die pflanzenverfügbaren Nährstoffen im Boden reduziert. Nach einer angemessenen Aushagerung werden die Äcker mittels regionalen Saatguts (UG2) angerei-chert und extensiv genutzt.
- Andere Ackerflächen die Seit September 2024 nicht mehr gedüngt werden. Sie wurden im Oktober 2024 mit regionalem artenreichen Wiesendrusch eingesät. Zusätzlich wurde ein Schnellbegrüner (Rog-gentrespe) mit ausgebracht, da diese Flächen aufgrund der leichten Hanglage, erosionsgefährdet sind.
- Ziel ist es die Flächen hin zu einer artenreichen Glatthaferwiese mit einem leicht mageren Charakter (Magerweide, bzw. Wiese mit einer „guten Ausprägung“: 3-7 Kennarten und mind. 1 Magerzeiger > 1 %) zu entwickeln.
- Hierzu ist mit dem Pächter eine extensive Weidehaltung mit robusten schottischen Hochlandrindern festgelegt worden, die sich auf maximal 1 Großvieheinheiten pro Hektar beschränkt. Es werden auf der Weide Einzelbäume als zusätzliches Landschaftselemente gepflanzt.
Teilflächen dienen zukünftig der Gewinnung von Winterfutter und werden dauerhaft als extensive Mähwiese genutzt. Randlich der Grünländer sollen sich Saumstrukturen entwickeln werden. - Die Säume sollen abschnittsweise zweijährig gemäht werden.
Kooperation & Vernetzung
Als Partner für die dauerhafte Bewirtschaftung sind ortsansässige landwirtschaftliche Betriebe gewonnen worden.
Lageplan
Anschrift
Wilde Weiden
Herzogsweg
45721 Haltern am See
Deutschland
Stand: August 2025
Übersicht
Projektleitung
RVR Ruhr Grün
Akteur:innen
landwirtschaftliche Betriebe
Kosten
ca. 17.500 € für die ersten 8 Jahre
Projektgröße
15 ha
Laufzeit
8 Jahre














