Die Metropole Ruhr setzt auf Brachflächenrecycling, um wertvolle Ressourcen für die Entwicklung von Wohnungen und Gewerbeprojekten oder erneuerbarer Energie zu heben. Die Region, Städte und Gemeinden haben sich zum Ziel gesetzt, integriert zu planen und vorgenutzte Flächen zu nutzen. Das war auch Thema beim gemeinsamen Kongress des Regionalverbandes Ruhr (RVR) und des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) Region West am 7. September im RVR-Verbandsgebäude in Essen an. Hier ging es um ganz pragmatische Ansätze ebenso wie um die Vorstellung eines nächsten Dekadenprojektes.
Das Potenzial ist da: Zwischen 2020 und 2022 erfolgten 74 Prozent der Ansiedlungen auf Brachflächen bzw. vorgenutzten Flächen. Dies entspricht pro Jahr rund 198 Hektar. In dem Zeitraum gab es rund 850 Ansiedlungen auf Gewerbe- und Industrieflächen, davon rund 590 auf Brachflächen bzw. vorgenutzten Flächen. Das sind Ergebnisse aus dem aktuellen Siedlungsflächenmonitoring, das 2023 in Zusammenarbeit und Abstimmung mit allen 53 Kommunen im Ruhrgebiet erhoben wurde (SFM Ruhr 2023).
Mit Rechtswirksamkeit des Regionalplans Ruhr (einschließlich der bereits rechtskräftigen 24 regionalen Kooperationsstandorte) steht ein planerisch gesichertes Brachflächenpotenzial in der Region für zukünftige gewerbliche und industrielle Entwicklungen von mehr als 2.200 Hektar zur Verfügung.
Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender der RVR-Verbandsversammlung, will das Flächenpotenzial gemeinsam mit EU, Bund, Land und Kommunen heben - und weiter denken:
"Ein weiterer, wichtiger Schritt für eine erfolgreiche Entwicklung unserer Region ist ein regionales Großformat mit internationaler Strahlkraft – etwa eine Urbane 34. Dieses Dekadenprojekt muss im Sinne einer Weiterentwicklung der IGA 2027 Antworten auf Zukunftsthemen wie Urbane Gesundheit, klimagerechte und biodiverse Stadt von morgen, Zukunftstechnologien, sozialer Wandel, Verkehrs- und Ressourcenwende finden."
Sabine Reimann, Vorstand ZIA West, fordert Extra-Unterstützung für Extra-Aufwand: „Wir brauchen dringend einen echten Anreiz bei der Wiedergewinnung von Baugrund in den Städten und Gemeinden für Wohnen, Arbeiten, Klimaschutz und – zum Wohlfühlen. Hier braucht es zwingend ein Programm über 150 Millionen Euro jährlich als eine Art Anschubfinanzierung.“
Karola Geiß-Netthöfel, RVR-Regionaldirektorin sieht Chancen in der Multicodierung auf vorgenutzten Flächen:
"Durch interkommunale Kooperation wie der Bergbauflächenvereinbarung ermöglichen wir gemeinsam nachhaltiges Brachflächenrecycling und multifunktionale Flächenentwicklungen. Mit dem Regionalplan Ruhr schafft der RVR die planerisch-rechtlichen Voraussetzungen."
Erste Projekte laufen bereits: Land NRW, Kommunen und Kreise, der RVR, die RAG und die RAG Montan Immobilien haben sich in einer gemeinsamen Vereinbarung verpflichtet, 20 stillgelegte Bergbauflächen mit einer Gesamtfläche von 877 Hektar zu revitalisieren. Einige Standorte sind bereits realisiert, andere befinden sich noch in der Planung. Auf den bereits vermarkteten Arealen haben sich bislang Unternehmen mit insgesamt 2.380 Arbeitsplätzen angesiedelt.