Essen/Ruhrgebiet. Das Vielfaltsaatgut-Projekt des RVR in Kooperation mit dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) geht am 18. Februar in die nächste Runde. Im Rahmen des Projekts „Saatgut leihen, Vielfalt ernten“ verleiht der RVR an interessierte Besucher und Besucherinnen Saatgut mehrerer Arten von Gartengemüse.
Verleihorte sind die RVR-Bibliothek in Essen (Kronprinzenstraße 6), die Besucherzentren Haus Ripshorst in Oberhausen und Hoheward in Herten sowie das Naturforum Bislicher Insel in Xanten. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt sehr gut angenommen und wird deshalb in diesem Jahr mit größerem Sortiment erneut durchgeführt.
Biodiversität ist in der heutigen Zeit eines der wichtigsten Ziele von Natur- und Umweltschutz. Dabei ist nicht nur die Artenvielfalt in der Naturlandschaft, sondern auch auf landwirtschaftlichen Nutzflächen erstrebenswert. Leider verringerte sich die Biodiversität landwirtschaftlicher Nutzpflanzen in den letzten Jahrzehnten stark. Alte, samenfeste und anpassungsfähige Vielfaltssorten müssen dabei immer öfter einigen wenigen Hybrid-Sorten aus festgelegten Inzuchtlinien weichen. Die Züchtung von solchem Hybridsaatgut ist sehr aufwendig, weshalb eine starke Monopolsituation entstanden ist, bei der vier Konzerne über 50 Prozent des weltweiten Saatgutmarkts beliefern. Da Hybridsaatgut immer wieder von den gleichen Inzuchtlinien gebildet wird, ist eine genetisch vielfältige Anpassung an verschiedene Standortbedingungen, welche dann an die Folgegeneration weitergegeben wird, nicht möglich. Dies erhöht die Anfälligkeit solcher Sorten für Totalausfälle der Ernte, da keine Anpassung, z.B. an Schädlinge oder besondere Witterungsbedingungen, stattfinden kann. Der VEN stellt sich dieser Entwicklung seit Jahrzehnten entgegen und versucht, alte samenfeste Sorten genetisch variabel zu erhalten. Ein Projekt des Vereins ist die Kooperation mit Bibliotheken, welche Vielfaltsaatgut verleihen und dann einen Teil des Saatguts der Tochterpflanzen nach der Gartensaison zurückbekommen. Dieses wird dann im nächsten Jahr erneut verliehen. So bleiben alte, samenfeste Sorten in Nutzung und erhalten ihre genetische Variabilität.
Mitmachen – Vielfalt erhalten
Der RVR möchte seine Reichweite in der Region nutzen und sich auch in diesem Jahr an dem Projekt beteiligen. Pro Standort sind jeweils 200 Tütchen verfügbar, in der Bibliothek in Essen sind es sogar 250. Interessierte dürfen sich jeweils etwa drei Tütchen mit Saatgut umsonst mitnehmen. Dabei besteht die Auswahl aus vielen verschiedenen Sorten der Arten Tomate, Bohne, Erbse, Salat und Gartenmelde. Es ist dabei erwünscht, dass die Teilnehmer am Ende des Jahres ein kleines Tütchen mit selbst gewonnenem Saatgut zurückgeben. Das so zurückgewonnene Saatgut soll dann im nächsten Frühjahr wieder verliehen werden.
In der RVR-Bibliothek in Essen können aus der Unterabteilung „Bibliothek der Dinge“ zusätzlich noch insgesamt fünf Papiertopf-Pressen ausgeliehen werden. Mit diesen lassen sich auf einfache Weise Pflanztöpfchen aus altem Zeitungspapier herstellen.