Essen/Metropole Ruhr. Wie passen wir unsere Städte an Hitze und andere Extremwetterereignisse an? Wie werden wir uns künftig ernähren, fortbewegen und erholen? Ein Schlüssel zur Beantwortung dieser drängenden gesellschaftlichen Fragen ist die Grüne Infrastruktur.
Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat die deutschlandweit erste regionale Strategie Grüne Infrastruktur erarbeitet. 250 Fachleute aus Planung, Wissenschaft und Praxis haben mitgewirkt. Das im März vom Ruhrparlament des RVR verabschiedete Handlungsprogramm bietet ein Fundament aus Handlungsansätzen und Projektideen sowie bewährtem Praxiswissen, mit denen die Metropole Ruhr ihre Grüne Infrastruktur systematisch weiterentwickeln kann. Ziel ist es, das Ruhrgebiet zu einer klimaangepassten und lebenswerten Metropolregion zu machen und neue Impulse zu aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel oder Biodiversität zu setzen.
Die Erarbeitung der Strategie wurde vom Land im Rahmen der Ruhr-Konferenz über die Offensive Grüne Infrastruktur mitinitiiert und gefördert. „Es ist beeindruckend und vorbildlich, wie engagiert die Metropole Ruhr bei der Entwicklung der grünen Infrastruktur vorangeht. Davon profitieren Natur und Mensch gleichermaßen – denn eine vitale grüne Infrastruktur bereichert die Lebensqualität, bietet Lebensraum für die biologische Vielfalt und stärkt die Region für die Herausforderungen des Klimawandels“, betont Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW.
Die Charta Grüne Infrastruktur mit den fünf Leitthemen Lebensqualität, Klimaanpassung, Umweltgerechtigkeit, Artenvielfalt und zirkuläres Bauen & Wirtschaften bildet die Basis. Die Strategie Grüne Infrastruktur konkretisiert diese Entwicklungsvision. Entstanden sind 27 Handlungsziele. Das breite Spektrum der Handlungsmöglichkeiten reicht vom Schutz und der qualitativen Weiterentwicklung von Bestandsgrün bis hin zu einem anderen Umgang mit aktuell „grauen“ Flächen in Form von Umnutzung, teilweiser oder vollständiger Entsiegelung und dem Nachrüsten mit Grüner Infrastruktur. Dabei führt die Strategie Grüne Infrastruktur die Perspektiven des Naturschutzes, der Stadt- und Freiraumentwicklung, der Mobilität, der Klimaanpassung und des Klimaschutzes zusammen und bildet eine übergeordnete Klammer.
„Die Strategie Grüne Infrastruktur ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt. Mit 27 Handlungszielen hat sich die Region selbst den Auftrag erteilt, das grüne Kapital in der Metropole Ruhr ganzheitlich zu entwickeln. Die Strategie, die wir gemeinsam im Ruhrparlament verabschiedet haben, schafft nun die Brücke von der Vision in die Umsetzung vor Ort“, so Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender der Verbandsversammlung.
Garrelt Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes Ruhr, bekräftigt: „Der ökologische Umbau ist die Voraussetzung für eine ökonomisch, ökologisch und sozial verträgliche Zukunft unseres industriell geprägten Ballungsraums. Wir wollen ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Wettbewerbsfähigkeit miteinander verbinden, um attraktiv für Investoren und Fachkräfte zu sein. So schaffen wir beides - mehr Lebensqualität und neue Arbeitsplätze.“
„Mit der Strategie haben wir jetzt einen Werkzeugkasten zur Erreichung klarer und gemeinsam entwickelter Ziele. Als Ideengeber ist das Handlungsprogramm gleichzeitig eine Einladung zur Zusammenarbeit. Denn Ausbau und Qualifizierung der Grünen In-frastruktur können nur vernetzt und partnerschaftlich gelingen“, so Nina Frense, RVR-Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur.
Die Strategie fungiert als Grundlage für die Entwicklung bestehender und neuer Projekte. Dazu zählt der schattenspendende Straßenbaum ebenso wie der Park im Wohnquartier oder der regionale Grünzug, der in Hitzeperioden für Abkühlung sorgt.
Besonders sichtbar wird der Wert der Grünen Infrastruktur in regionalen Großprojekten wie der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027. Oftmals bietet sich aber auch die Chance, schon durch kleine Anpassungen einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und lebenswerteren Heimat zu leisten. Die regionale Strategie eröffnet zudem Förderzugänge gerade auch für kleinere, aber wichtige Vernetzungsmaßnahmen. Durch ein regionales Umweltmonitoring wird der RVR den Fortschritt bestimmen können, die Strategie bei Bedarf fortschreiben bzw. räumlich oder thematisch vertiefen.