Bochum/Witten. Neue Ideen für einen bewährten Freiraum-Korridor: Ende der 1970er Jahre hat der Regionalverband Ruhr (RVR) erstmals von Nord nach Süd sieben Grünzüge (A bis G) im Ruhrgebiet ausgewiesen. Diese besonderen Korridore sorgen bis heute für die Frischluftzufuhr in den Städten und haben zudem einen hohen Wert für Wohnen, Naherholung und Artenschutz im Ballungsraum Ruhr. Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion haben sich sechs Kommunen mit dem RVR zusammengeschlossen, den Grünzug E auf den Stadtgebieten von Herne, Castrop-Rauxel, Dortmund, Bochum, Witten und Hattingen neu zu bewerten und aufzuwerten. Im Bochumer Ölbachtal haben RVR und die Städte Bochum und Witten das Pilotprojekt heute vorgestellt.
Gemeinsam soll im Grünzug E die vorhandene grün-blaue Infrastruktur für die Menschen aufgewertet, die Vernetzung der Grünflächen bewahrt und die Biodiversität gesteigert werden. Auch die besondere klimatische Funktion der Grünzüge als Frischluftschneisen soll erhalten bleiben. Bei einer Bereisung zum Projektstart haben die sechs Städte und der RVR eine Gebietskulisse des Piloten Grünzug E mit rund 40 Projekten festgelegt.
Nina Frense, RVR-Beigeordnete Umwelt: „Der RVR hat die Grünzüge als Freiräume gesichert, jetzt gestalten wir sie um. Gemeinsam mit unseren Mitgliedskommunen steigern wir vor Ort die Lebensqualität für die Menschen in der Metropole Ruhr. Dafür denken wir die Freiraumplanung über die Stadtgrenzen hinweg neu. So werden wir die grünste und lebenswerteste Industrieregion der Welt.“
„Die Grünzüge sind von elementarer Bedeutung für das Ruhrgebiet - sie sind wichtige Korridore für die Naherholung und Verbindungswege, um von einer Stadt zur anderen zu gelangen“, erklärt Bochums Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke. „Wir wollen sie daher aus ihrem Dornröschenschlaf wecken und wieder stärker gestalten - zum Beispiel indem wir entlang dieser grünen Verbindungsachsen Baumreihen oder blühende Hecken setzen und angrenzende Ackerflächen mit Blühstreifen ökologisch aufwerten. Unser gemeinsames Ziel ist, die grünen Zwischenräume so zu ertüchtigen, dass sie für unsere Städte zu spannenden Orten werden - für die Naherholung wie den Radtourismus.“
Stefan Rommelfanger, Stadtbaurat in Witten, ergänzt: „Wir haben uns ganz bewusst an diesem interkommunalen Projekt beteiligt, weil die Menschen in Witten davon konkret profitieren werden. Die Funktion des Grünzugs als grüner Naherholungsraum und als Frischluftschneise ist gerade im Blick auf den Klimawandel enorm wertvoll. Zugleich erhöhen attraktive Rad- und Wanderwege, Wasser und Grünflächen den Freizeitwert für die Anwohnerinnen und Anwohner besonders im Bereich Heven, Crengeldanz und Herbede.“
Aktuell erarbeitet in der sogenannten „Greenvision“ ein externes Planungsbüro das Leitmotiv für die Neuausrichtung des Grünzugs E. Dafür werden die Experimentierräume im Frei- und im siedlungsnahen Freiraum und im urbanen Raum untersucht.
Eine Blaupause für alle sieben Grünzüge im Ruhrgebiet
In Phase II wird die „Greenvision“ in einer landschaftsarchitektonischen Ideenwerkstatt anhand der erarbeiteten Szenarien untersucht und bearbeitet. Abschließend wird ein Maßnahmenkatalog für den Grünzug E entwickelt, aus dem sich eine klare Priorisierung von Projekten mit Förderschwerpunkten ergibt. Die bislang identifizierten Projekte in Natur- und Landschaftsschutzgebieten und im städtischen Freiraum können Teil des Maßnahmenkatalogs sein. Der Gesamtentwurf soll die sechs teilnehmenden Kommunen dabei unterstützen, Fördermittel für ihre Projekte zu beantragen und einzuwerben. Für den Herbst 2023 ist der Beginn der landschaftsarchitektonischen Ideenwerkstatt geplant. Ein „World Green Vision Act“ vom RVR soll den gesamten Prozess abschließen. Das Pilotprojekt im Grünzug E kann später als Blaupause für die Weitentwicklung der übrigen Grünzüge A-G im Ruhrgebiet adaptiert werden.
Das Pilotprojekt ist auch ein Beitrag zur Umsetzung der „Charta Grüne Infrastruktur“, die die RVR-Verbandsversammlung im September 2022 verabschiedet hat. Die Charta soll als Entwicklungsleitlinie, informelle Selbstverpflichtung für die Städte und Kreise sowie als politische Absichtserklärung für die Metropole Ruhr wirken. Denn Grüne Infrastruktur wird immer mehr wesentlicher Bestandteil der Städtelandschaft Ruhrgebiet und umfasst alle Arten des Grüns: sei es der schattenspendende Straßenbaum, der kleine Park im Wohnquartier oder das Kaltluftentstehungsgebiet im regionalen Grünzug, welches in Hitzeperioden Abkühlung verschafft.
Weitere Infos:
Charta Grüne Infrastruktur