Bochum (idr). Wer einmal bei einer Wahl in Führung liegt, den sehen die Menschen schon als Gewinner. Verliert er dann doch, wird dem Vorwurf des Betrugs gerne geglaubt. Grund dafür ist der sogenannte Cumulative Redundancy Bias, wie eine Studie der Ruhr-Universität Bochum zeigt. Dieser kognitive Effekt führt dazu, dass Menschen Schwierigkeiten haben, einmal verarbeitete Informationen zu ignorieren.
In Online-Studien zeigten die Wissenschaftler Teilnehmenden aus Großbritannien und den USA jeweils Zwischenergebnisse und das Endergebnis einer Stimmauszählung, bei denen ein Kandidat früh deutlich vor dem anderen lag, später jedoch überholt wurde. Die Versuchspersonen schätzten den frühen Favoriten besser ein als den Wahlgewinner. Präsentierten die Forscher die Auszählungsergebnisse in zeitlich umgekehrter Reihenfolge, kehrten sich die Einschätzungen um.
Sobald die Forscher sagten, dass es Gerüchte um möglichen Wahlbetrug gebe, fanden die Teilnehmer dies wahrscheinlicher, wenn der Gewinner erst spät die Führung übernommen hatte. Diese Einschätzung war unabhängig davon, welchem Kandidaten jemand anhängt.
Der Cumulative Redundancy Bias spielte zum Beispiel Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen 2020 in die Hände. Noch immer ist mehr als ein Drittel aller Amerikaner davon überzeugt, bei der Wahl sei betrogen worden.
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