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Der Zeit voraus in Sachen Grün
Der RVR als grüner Verband
Das Ruhrgebiet ist grün, sehr grün. Das überrascht viele, die erstmals zu Besuch sind. Möglich gemacht hat das der Regionalverband Ruhr (RVR): Er ist heute nicht nur einer der größten kommunalen Waldbesitzer Deutschlands, sondern hat sich bereits vor 100 Jahren für den Naturschutz engagiert.
Freiflächen erhalten
Die Grünarbeit ist der rote Faden, der sich durch die 100-jährige Verbandsarbeit zieht. Robert Schmidt, geistiger Vater des Verbands und erster Verbandsdirektor, war es ein großes Anliegen, Wälder und Freiräume zu erhalten.
In den 1920er Jahren fielen zahlreiche Grünflächen Abholzungen und Verwüstungen zum Opfer, um Platz für neue Industrieflächen zu schaffen. Das „Verbandsverzeichnis Grünflächen“ aus dem Jahr 1923 versuchte erstmals, zu schützende Bereiche im Verbandsgebiet auszuweisen. In der rasant wachsenden Industrielandschaft mit ihrem steigenden Wohnraumbedarf galt es, so Wildwuchs und die Zerstörung der Natur zu verhindern. Zwangsläufige Verluste von Grünflächen wurden durch neu angelegte Bereiche ersetzt.
Was heute ganz normal klingt, war vor 100 Jahren außergewöhnlich: Eine derart grüne Politik widersprach dem Selbstverständnis der Region als Industriestandort, der um jeden Preis wachsen wollte. Der Verband blieb seinen Werten treu und aktualisierte das „Verbandsverzeichnis Grünflächen“ kontinuierlich – übrigens bis heute. Er war seiner Zeit damit weit voraus.
Grünzüge als Gegenpol
Hätten Sie es gewusst? Auch die Begrünung von Halden und Bahndämmen geht auf eine Initiative des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk (SVR, Vorgänger des RVR) im Jahre 1953 zurück. Die Begrünung sollte als Staubfilter und Lärmdämpfer fungieren.
Im großen Gebietsentwicklungsplan (GEP) 1966 ist erstmals vom „Regionalen Grünflächensystem“ die Rede. Gemeint sind damit mehrere Grünzüge, die nordsüdlich verlaufen und die den dicht besiedelten Kern des Ruhrgebiets auflockern sollten. Nach dem Erhalt von Freiflächen ging der Verband nun also den logisch nächsten Schritt und gab der Grünarbeit einen strukturellen Rahmen. Die Grünzüge gab es zu diesem Zeitpunkt nur auf dem Papier; sie mussten komplett neu eingerichtet werden.
Verband als Waldbesitzer
Während der Verband viele Jahre lang lediglich Geld zur Verfügung stellte, um Freiflächen zu erhalten, begann er 1969, eigene Flächen anzukaufen und zu bewirtschaften. Das war dem Umstand geschuldet, dass die Kommunen immer stärker darauf drängten, Freiflächen in Wohn- oder Gewerbegebiete umzuwandeln.
Mit der neuen Ankaufpolitik hatte sich dieses Problem erledigt. Heute sind rund 15.600 Hektar Wald in seinem Besitz, unter anderem die Hohe Mark im Kreis Recklinghausen und die Üfter Mark im Kreis Wesel. Er ist damit der größte kommunale Waldbesitzer in Deutschland.
Erholung in der Natur
Das Ruhrgebiet hat heute einen Waldanteil von rund 18 Prozent – kein Wunder also, dass wir es als grün empfinden. Die Grünzüge sorgen nicht nur für gute Luftqualität, sondern bieten Erholung mitten in der Natur.
Der RVR-Eigenbetrieb Ruhr Grün bewirtschaftet Wald-Naherholungsgebiete, Flora-Fauna-Habitat- und Naturschutzgebiete, Seen, rekultivierte Bergbaufolge- und Haldenlandschaften. Er kümmert sich um Wander- und Reitwege, verhindert Waldbrände und begeistert mit seiner Waldpädagogik Stadtkinder für die Natur. Außerdem verwaltet er Wälder einzelner Mitgliedskommunen, zum Beispiel Witten und Ennepe-Ruhr-Kreis. Durch ein eigenes Aufforstungsprogramm schafft Ruhr Grün jedes Jahr etwa vier bis fünf Hektar neuen Wald.