Pressemitteilung

"Wir müssen uns kümmern?!"

Frauennetzwerke und RVR diskutieren über Klimawandel aus Gender-Perspektive

Zwei Tage geballtes Wissen von Frauen* aus Forschung, Lehre, Medizin, Architektur, Stadt- und Raumplanung, Jura, Verwaltung und Gleichstellung hat sich am 13. Und 14. Juni zu einer Konferenz auf Einladung der Netzwerke GenderArchland und Frauennetzwerk Ruhr sowie des Regionalverbands Ruhr (RVR) eingefunden. Als Frage und Appell: "Wir müssen uns kümmern?!" wurde Gender als transformative Perspektive im Klimawandel mit Beiträgen vorgestellt und in Workshops diskutiert.

In zahlreichen Foren und Gipfeln wurde der für jeden und jede spürbare Klimawandel thematisiert, über Ursachen beraten und nach Lösungen gesucht. Zwischenzeitlich ist medizinisch erforscht, dass Frauen* von Klimawandel und -anpassung deutlich anders betroffen sind, wenn bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit ungleich verteilt ist. Teilhabe und Chancengleichheit sind die nachgerade richtigen Appelle. Doch die Konferenz ging darüber hinaus und richtete den Fokus auf die räumlichen Anforderungen von Mobilität, Gesundheit, Freiraum, Wirtschaft, sozialer Infrastruktur, Bildung und vor allem Wohnen. Ein differenzierter Blick sollte die Perspektiven für eine Transformation hin zu einer klima- und gendergerechten Gesellschaft eröffnen.

Eine Mischung aus Kurzvorträgen und interaktiven Workshops ermöglichte einen gewinnbringenden Austausch und bot den Netzwerken die Chance, sich bekannter zu machen, aber sich auch mit neuen Netzwerken untereinander zu verbinden. Die Einführung in die Konferenz bildeten die Beiträge von Prof. Barbara Zibell zur Care-Arbeit und zum räumlichen Denken und Gudrun Kemmler-Lehr zu Ansätzen für eine klima- und gendergerechte Planung. Prof. Dr. Dr. Martina Oldengott spannte einen weiten Bogen der Freiräume mit den Umweltwirkungen von Emscherlandschaftspark und den Revierparks Metropole Ruhr.

Zahlreiche Thementische

Das Format der World-Cafés ermöglichte es allen Teilnehmer*innen die Impulse zu jedem Themenblock von den Referentinnen zu hören und zu diskutieren. Dr. Franziska Dorn stellte zu Thementisch Wirtschaft | Arbeit | Soziales heraus, dass gesellschaftlich wichtige Berufe – systemrelevante – überwiegend von Frauen ausgeübt werden; die Wertschätzung dafür allerdings gering ist. Dies äußert sich an schlechten Arbeitsbedingungen, teils prekären Beschäftigungen bis hin zu Altersarmut. Wie sich Arbeitsplatzgestaltung mit new work, KI und Robotik verändert, sollte eine bedeutsame Fragestellung in der feministischen Diskussion sein.

Prof. Dr. Heike Köckler stellte zum Thementisch Mobilität | Freiraum | Gesundheit klar, wie bedeutsam eine genderspezifische Datenerhebung und-Auswertung in der räumlichen Planung bei Mobilität, Freiraum etc. ist. Nur so können Auswirkungen und damit erforderliche Maßnahmen belegt werden. Die statistische Diskriminierung ist als Erkenntnis in der Medizin bereits weiter fortgeschritten und geschlechterdifferenzierte Datenerhebung als Notwendigkeit anerkannt.

Dipl.-Ing. Katja Domschky forderte am Thementisch Wohnen | Bauen | Bildung eine Änderung der Strukturen in der Wohnungspolitik, um Chancengleichheit zu erreichen. Interessante Impulse kamen aus Wien zu feministischen Mobilitätsprojekten, die durch das Ministerium beauftragt sind. Eine Methode zur Überprüfung, inwieweit Gendergerechtigkeit in Organisationen, Institutionen, Programmen und Projekten, aber auch Prozessen und Finanzierungen ausgeführt wird, und wie sie sich verbessert hat, ist das gender audit, das bereits Mitte der 90-er Jahre entwickelt wurde.

Sowohl in den Gruppenarbeiten als auch in den Diskussionen im Plenum bestand einmütige Auffassung, dass das umfangreiche vorhandene Wissen, besser vermittelt werden muss, die bestehenden Netzwerke besser miteinander agieren und sichtbar werden müssen, und vor allem, dass Frauen* der jüngeren Generationen in zeitgemäßen Formaten adressiert werden sollten, damit sie sich mit ihren Anliegen für eine klima-und gendergerechte Gesellschaft einbringen.

Hierzu hat Maja Lee-Voigt in einer Graphic Novel den Diskussionsverlauf der Konferenz eindrücklich bildhaft zusammengefasst, und dabei klargemacht, dass gute Erzählungen und gute Erfahrungen nicht nur den Diskurs beflügeln, sondern dass es auch Mut braucht, in Reallaboren und Experimentierfeldern ungewöhnlichere Wege zu beschreiten. Sie motivierte für mehr Mut, aktiv – aktivistisch zu sein.

Die Konferenz wurde mit einer Exkursion in den Revierpark Vonderort beschlossen. Durch die Revitalisierung der Freiraumanlage aus den 1970er Jahren wurden Potentiale für Sport, Erholung und Gesundheitsförderung identifiziert und umgesetzt.

Pressekontakt

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