Pressemitteilung

Literaturpreis Ruhr 2023

Lina Atfah erhält mit Lyrikband den Hauptpreis; Förderpreis geht an Julienne De Muirier

Essen/Metropole Ruhr. Für den zweisprachigen Lyrikband "Grabtuch aus Schmetterlingen", erschienen im Bielefelder Pendragon Verlag, gewinnen Lina Atfah und ihr Übersetzungsteam Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr. Damit wird erstmals ein aus einer Fremdsprache - in diesem Fall aus dem Arabischen - übersetztes Werk mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet.

Den Förderpreis erhält die Dortmunderin Julienne De Muirier für die Erzählung „Nachtfahrt“, veröffentlicht auf der Website WORTMELDUNGEN der Crespo Foundation. Der Förderpreis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Auch ein undotierter Ehrenpreis wird vergeben. Die Auszeichnung geht an das Festival Literaturdistrikt in Essen und wird von den Gründerinnen und Macherinnen Fatma Uzun und Semra Uzun-Önder entgegengenommen.

Die Preisverleihung hat in der Essener Kreuzeskirche stattgefunden. Die Grußworte hielten Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, und Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen. RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel übergab den Hauptpreis.

Karola Geiß-Netthöfel, RVR-Regionaldirektorin, zum Literaturpreis Ruhr 2023:

Der Literaturpreis Ruhr zeigt wieder einmal, wieviel hochklassige, vielfältige Literatur im Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet entsteht. Die jährliche Auszeichnung macht diese Qualität sichtbar und gibt ihr eine Plattform. Allein 50 Titel für den Hauptpreis und 29 gültige Bewerbungen für den Förderpreis belegen, unsere Region ist schreibens- und lesenswert!

Literaturpreis Ruhr im Web:

Die Laudatio zum Hauptpreis ist ab ca. 20 Uhr als Video über die Internetseiten von RVR (www.literaturpreis.rvr.ruhr) und Literaturbüro Ruhr abrufbar.

Über die Preisträgerinnen und Preisträger:

Hauptpreis für Lina Atfah: Grabtuch aus Schmetterlingen. Gedichte. Aus dem Arabischen übersetzt und nachgedichtet von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi

Lina Atfah erschafft mit ihren Gedichten eine Welt, die konkret und sinnlich, dabei gleichzeitig universell und doppelbödig ist. Witz, Kampfeslust, zarte Stille, schier unfassbares Leid und naive Weltverliebtheit – bei der Lektüre wird einem die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen geschenkt. Hier schafft es Eine, die tief denkt und fühlt, über Unsagbares zu sprechen. Ermöglicht hat dieses herausragende Leseerlebnis für deutschsprachige Leserinnen und Leser die kongeniale Übersetzungsarbeit von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi. "Wie eine besonders schöne Form der Hypnose“, wirkten die Gedichte von Lina Atfah, sagt Jurymitglied Murat Kayı in seiner Laudatio.

Lina Atfah wurde 1989 in Syrien geboren und studierte in Damaskus arabische Literatur. 2014 erhielt sie die Erlaubnis, das Land zu verlassen und kam nach Deutschland. 2019 wurde ihr erster Gedichtband auf Deutsch veröffentlicht: Das Buch von der fehlenden Ankunft, für das Lina Atfah 2020 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet wurde. Grabtuch aus Schmetterlingen folgte 2022 und war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 nominiert. Seit 2014 lebt Lina Atfah in Wanne-Eickel.

Brigitte Oleschinski studierte Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin und promovierte 1993 zum Doktor der Philosophie. Neben ihrer Tätigkeit als Zeithistorikerin veröffentlicht sie seit 1990 Gedichte und Essays, u. a. MENTAL HEAT CONTROL (Rowohlt, 1990), und GEISTERSTRÖMUNG (DuMont, 2004). Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1998 mit dem Peter-Huchel-Preis und 2004 mit dem Erich-Fried-Preis.

Osman Yousufi, geboren 1989 in Aleppo, studierte Physik in Damaskus. Für das Projekt „Weiter Schreiben“ hat er seine ersten arabischsprachigen Texte ins Deutsche übersetzt, so auch Gedichte von Lina Atfah.

Förderpreis für Julienne De Murier: Erzählung „Nachtfahrt“, veröffentlicht auf der Website WORTMELDUNGEN der Crespo Foundation.

„Nachtfahrt“ nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine literarische Reise durch eine Großstadt, durch ein Viertel, das gleichzeitig Heimat und Gefängnis ist. Dabei durchquert die Ich-Erzählerin nicht nur verschiedene Straßenzüge, sondern auch unterschiedliche Lebenswelten.

Julienne De Muirier schreibt modern und zeitgemäß über Fragen der Herkunft und Identität, über Selbst- und Fremdbestimmung, über das Ungesagte und das, was gesagt werden muss. De Muirier lebt heute in Dortmund. Nach ihrem Studium an der Technischen Universität schreibt sie inzwischen für Theater und Film.

(Auszug aus der Laudatio von Sandra Da Vina und Karsten Strack)

Ehrenpreis für Festival Literaturdistrikt in Essen mit den Gründerinnen und Macherinnen Fatma Uzun und Semra Uzun-Önder

Literaturdistrikt (früher Literatürk) lenkt seit 18 Jahren die Aufmerksamkeit auf die ganze Vielfalt der Literatur in Deutschland, der Literatur in einer pluralen Gesellschaft. Das jährlich stattfindende Festival in Essen hat eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die sogenannte "Gastarbeiterliteratur" zu einem gleichwertigen und wichtigen Bestandteil der deutschen Literaturlandschaft zu machen.

Schriftstellerin Mithu Sanyal betont in ihrer Laudatio: "... Autor:innen wie wir haben mit dem racial-imposter Syndrom zu kämpfen, mit dem Gefühl, dass wir unseren Platz in der Literaturwelt nur türken. Mit der Frage, ob unsere Geschichten es überhaupt wert sind erzählt und gehört zu werden. Nicht so auf dem Literatürk Festival."

Über den Literaturpreis Ruhr

Der Literaturpreis Ruhr ist die wichtigste ideelle wie materielle Auszeichnung für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die im Ruhrgebiet leben, sowie für Autorinnen und Autoren von außerhalb, die über die Region schreiben. Er wird seit 1986 jährlich vom Regionalverband Ruhr vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut.

Für den Hauptpreis kamen herausragende Titel aus dem Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet in Frage, die im Zeitraum vom 1. Mai 2022 bis 30. April 2023 in einem Verlag oder per Selfpublishing erschienen sind. Fünfzig literarische Werke aus unterschiedlichen Genres standen auf der Leseliste der Jury.Der Hauptpreis ist mit 15.000 Euro dotiert.

DerFörderpreis wird an Nachwuchsschriftstellerinnen und Nachwuchsschriftsteller vergeben, die im Ruhrgebiet leben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert.

Mit dem Ehrenpreis werden eine oder mehrere Personen oder eine Institution für herausragende Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet oder für das literarische, literaturwissenschaftliche, literaturkritische, organisatorische oder verlegerische Gesamtwerk ausgezeichnet. Der Ehrenpreis ist kein Jurypreis, sondern er wird vom RVR in Absprache mit dem Literaturbüro Ruhr direkt vergeben.

Die Mitglieder der Jury für den Hauptpreis 2023 waren Christa Becker-Lettow, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt, Cathrin Brackmann, Journalistin, Moderatorin und Literaturexpertin bei WDR 4, Murat Kayı, freier Autor, Musiker, Kabarettist,Patrick Musial,Buchhändler, ehem. Buchhandlung Musial, Recklinghausen und Prof. Dr. Alexandra Pontzen, Germanistik/Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Fakultät für Geisteswissenschaften, Universität Essen-Duisburg.

Die Jury für den Förderpreis 2023 setzte sich zusammen aus: Dr. Bozena BaduraLiteraturbloggerin bei dasdebuet.de, Sandra Da Vina, Autorin und Poetry Slammerin, Lütfiye Güzel, Dichterin, Trägerin des Literaturpreis Ruhr 2017, Inger Hachen-Jehring, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport undVielfalt, Prof. Dr. Ralph Köhnen, Germanistisches Institut an der Fakultät für Philologie, Ruhr-Universität Bochum, Literarische Gesellschaft Bochum, Karsten Strack, Lektora-Verlag und künstlerischer Leiter des Literaturbüro OWL,Martina Lilla-Oblong, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt.

Weitere Infos zum Literaturpreis Ruhr 2023:
literaturpreis.rvr.ruhr

 

 

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