Pressemitteilung

Literaturpreis Ruhr 2023

Shortlist für den Hauptpreis steht fest

Fünf aktuelle Bücher hat die Jury des Literaturpreis Ruhr auf die Shortlist 2023 für den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis gesetzt. Fünf herausragende Titel, die vom Ruhrgebiet handeln oder hier entstanden sind.

Die diesjährige Bestenliste hält einige Premieren bereit: Zum ersten Mal ist ein aus einer Fremdsprache ins Deutsche übersetztes Werk nominiert. Der Gedichtband Grabtuch aus Schmetterlingen ist zweisprachig auf Arabisch und Deutsch erschienen, weshalb nicht nur die Autorin selbst, sondern auch ihr Übersetzungsteam für den Preis infrage kommt. Das gab es beim Literaturpreis Ruhr auch noch nicht. Neben den beiden Debütromanen Polnischer Abgang und Keine gute Geschichte sowie dem Familienroman Beifang steht zudem Die Nacht unterm Schnee auf der Liste, das neueste Buch von einem der berühmtesten Erzähler des Ruhrgebiets: Ralf Rothmann könnte so den Literaturpreis Ruhr zum zweiten Mal gewinnen – was ebenfalls ein Novum wäre.

Die Shortlist in alphabetischer Reihenfolge, samt Kurzbegründungen der Jurymitglieder

Lina Atfah: Grabtuch aus Schmetterlingen. Gedichte. Aus dem Arabischen übersetzt und nachgedichtet von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi
Lina Atfah erschafft mit ihren Gedichten eine Welt, die konkret und sinnlich, dabei gleichzeitig universell und doppelbödig ist. Witz, Kampfeslust, zarte Stille, schier unfassbares Leid und naive Weltverliebtheit – bei der Lektüre wird einem die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen geschenkt. Hier schafft es Eine, die tief denkt und fühlt, über Unsagbares zu sprechen. Ermöglicht hat dieses herausragende Leseerlebnis für deutschsprachige Leser:innen die kongeniale Übersetzungsarbeit von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi.

Mariusz Hoffmann: Polnischer Abgang
Anfang der 1990er Jahre: Als Spätaussiedler machen sich der 14-Jährige Jarek und seine Familie aus dem polnischen Salesche auf nach Deutschland, heimlich und ohne große Abschiede, ein „Polnischer Abgang“ halt. Ein mitreißender Coming of Age-Roman voller tragikomischer Momente, der so vieles erzählt über uns alle diesseits und jenseits der deutsch-polnischen Grenze und ganz besonders hier im Ruhrgebiet.

Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee
Eindringlich, poetisch und unmittelbar erzählt Ralf Rothmann die Lebensgeschichte einer Frau, die das Ende des 2. Weltkriegs als Jugendliche erlebt, die kargen Nachkriegsjahre durchstehen muss und für Mann und Kinder so fremd wie unerreichbar bleibt. Auf eigenartige Weise attraktiv, schwer berechenbar, lebenshungrig und zugleich hart, verletzend und wenig einfühlsam. Das Rätsel ihres Lebens enthält „Die Nacht unterm Schnee“ – als Erlebnis der Sechzehnjährigen im Winter 1945 und als Roman einer lebenslang unerzählten Frauenbiographie.

Lisa Roy: Keine gute Geschichte
Ein bemerkenswertes kompromissloses Debüt. Arielle, Anfang 30, Social-Media-Managerin in Düsseldorf, hat es rausgeschafft aus Essen-Katernberg. Nach Jahren kehrt sie das erste Mal zurück und wird schmerzhaft mit ihrer eigenen Vergangenheit und den Leerstellen darin konfrontiert. Die Geschichte ist illusionslos, unsentimental und authentisch. Lisa Roys Sprache direkt, bisweilen rotzig, auch mal brutal. Nein, es ist keine gute Geschichte, aber ein beindruckendes Buch.

Martin Simons: Beifang
Eine Geschichte über Herkunft, deren Auswirkungen und die Frage, ob man ihr jemals entkommen kann. Ein Familienroman über Armut, Verzweiflung und Gewalt und die unterschiedlichen Überlebensstrategien der nachfolgenden Generationen. Martin Simons hat mit „Beifang“ einen Gegenentwurf zu den Wirtschaftswunderromanen geschaffen, authentisch, hart und doch berührend.

Für den Hauptpreis kamen herausragende Titel aus dem Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet in Frage, die im Zeitraum vom 1. Mai 2022 bis 30. April 2023 in einem Verlag oder per Selfpublishing erschienen sind. 50 literarische Werke aus unterschiedlichen Genres standen auf der Leseliste der Jury. Wer den Hauptpreis gewinnt, wird während der Verleihungsgala am 14. September 2023 in der Kreuzeskirche in Essen bekanntgegeben.

Die Jury

Christa Becker-Lettow
RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt 

Cathrin Brackmann
Journalistin, Moderatorin und Literaturexpertin bei WDR 4 

Murat Kayi
Musiker und Autor, Gewinner des Förderpreises zum Literaturpreis Ruhr 2022

Patrick Musial
Buchhändler, ehem. Buchhandlung Musial, Recklinghausen 

Prof. Dr. Alexandra Pontzen
Germanistik/Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Fakultät für Geisteswissenschaften, Universität Essen-Duisburg

Über den Literaturpreis Ruhr

Der Literaturpreis Ruhr ist die wichtigste ideelle wie materielle Auszeichnung für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die im Ruhrgebiet leben, sowie für Autorinnen und Autoren von außerhalb, die über die Region schreiben. Er wird seit 1986 jährlich vom Regionalverband Ruhr vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut.

ww.literaturpreis.rvr.ruhr

www.literaturbuero-ruhr.de

 

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