Umweltindikator // Bodenversiegelung
Bodenversiegelung im Ruhrgebiet
Als Bodenversiegelung wird die luft- und wasserdichte Abdeckung des Bodens bezeichnet. Diese erfolgt durch die Entfernung des Oberbodens und der oberen Bodenschichten. Anschließend werden diese Bodenhorizonte durch mineralische Baustoffe ersetzt sowie mit einer Versiegelungsschicht aus Pflaster, Asphalt oder verdichteten Baustoffen versehen. Bodenversiegelung entsteht nicht nur bei der Errichtung von Gebäuden, sondern teilweise auch auf Flächen ohne Gebäude wie Betriebsflächen, Erholungsflächen und Verkehrsflächen.
Versiegelte Böden behindern die Versickerung von Niederschlagswasser stark oder gänzlich und unterbinden damit die Grundwasserneubildung. Genauso wird der Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre (z.B. die Speicherung von CO²) stark reduziert. Dadurch werden natürliche Bodenfunktionen zerstört und es kommt lokal zu Hitzebelastung durch fehlende Verdunstungskälte aus dem Oberboden. Auch die Gefahr lokaler Überflutungen steigt bei übermäßiger Bodenversiegelung an, da besonders bei Starkniederschlagereignissen die Kanalisationen das nur oberflächig abfließende Wasser zeitweise nicht mehr vollständig aufnehmen können. Sind Böden dauerhaft von Wasser und Luft abgeschnitten geht die Bodenfauna zugrunde und die Bodenfruchtbarkeit wird massiv beeinträchtigt. Grundsätzlich ist Bodenversiegelung meist nur schwer und mit hohem finanziellen Aufwand zu beseitigen. Aber auch im Anschluss bleiben teilweise noch Fremdstoffe im Boden zurück und es dauert sehr lange, bis sich eine neue Bodenfauna bildet. Die Böden können meist nicht ihre natürliche Bodenfruchtbarkeit und Qualität zurückerlangen. Deshalb ist der Bodenschutz so wichtig und die Versiegelung von Böden sollte so weit wie möglich begrenzt werden.
Das leistet der RVR
Eine Kernaufgabe des RVR ist die Sicherung und Entwicklung von Freiräumen (siehe Freiraumkonzept). Dazu gehört unter anderem die Pflege von Wäldern, Grünflächen und Naturschutzgebieten mit teils hoher Boden- und Grundwasserqualität. Außerdem werden durch die Regionalplanung großflächig Gebiete festgelegt, die von Bebauung jeglicher Art freizuhalten sind. Der RVR schafft so auf verschiedenen Ebenen die Grundlage zur Erhaltung von unversiegelten Böden mit teils hoher Qualität und damit zum Bodenschutz.
Projekte
Interpretation
Die Abbildung „Bodenversiegelung im Ruhrgebiet im Jahr 2024“ zeigt die Verteilung der versiegelten Flächen im Ruhrgebiet, wobei eine signifikante Zweiteilung deutlich wird. Im zentralen Ruhrgebiet, vor allem in der urbanen Verdichtungszone, sind deutlich mehr Flächen versiegelt. Es haben sich hier in den Bereichen der Innenstädte und anderer dicht besiedelter Bereiche regelrechte Versiegelungszentren ausgebildet, die deutlich erkennbare Kernräume bilden.
Die Abbildung „Anteil der Bodenversiegelung pro Gemeinde im Jahr 2024 im Ruhrgebiet“ zeigt den Anteil versiegelter Fläche pro Gemeinde. Hier stechen besonders die Gemeinden Oberhausen, Gelsenkirchen und Herne hervor, die Anteile von über 38% aufweisen. Auch die umliegenden Gemeinden des „Kernruhrgebiets“ weisen Anteile von meist 20-35% auf. Damit liegt dieser Bereich deutlich über dem durchschnittlichen Wert von etwa 10% für das Land NRW. In der Übergangs- und Außenzone des Ruhrgebiets nimmt die Bodenversiegelung stark ab. Die sehr ländlich geprägten Regionen weisen Werte von oft nur 5-15% auf, besonders im Nordwesten ist die Versiegelung sehr gering.
Es sollte ein Ziel des Umweltschutzes in der Region sein, zusätzliche Bodenversiegelung so gut es geht zu minimieren und dort, wo es sinnvoll und finanziell möglich ist, vorhandene Versiegelung zu entfernen und damit zu einer Erholung der Böden beitragen.
Hintergrundinformationen
Das Verfahren, welches zur Erfassung der Bodenversiegelung genutzt wird, wurde im Rahmen des EBOVE Projekts von der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des LANUK entwickelt. Es handelt sich hier um ein automatisiertes Verfahren zur direkten und hochaufgelösten Messung der Bodenversiegelung. Als Datengrundlage dienen Digitale Orthofotos (TrueDOP) des Landes NRW mit einer Auflösung von 50 cm Rastern. Erfasst werden die versiegelten Flächen mit Hilfe des UNetFormer Segmentierungsmodells, das zwei leistungsstarke Ansätze des Deep Learnings (Convulutional Neural Networks und Transformer-Architekturen) vereint. Der EBOVE Berechnungsdienst ist in die Copernicus Dateninfrastruktur des Landesbetriebs Information und Technik NRW (https://www.gdi.nrw/copernicus/cdiitnrw) integriert und lässt eine eigenständige Berechnung durch IT.NRW zu. Das Aktivierungsintervall der Bodenversiegelungskarte hängt vom Befliegungsprogramm und der TrueDOP-Aktualisierung ab und beträgt momentan zwei Jahre.
Datenquellen
LANUK 2025 (Klimaatlas): LANUK Klima
Textquellen
LANUK (2025): LANUK NRW: Bodenversiegelung
Umweltbundesamt (2025): Bodenversiegelung | Umweltbundesamt
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680


