Umweltindikator // Endenergieverbrauch der Wirtschaft

Endenergieverbrauch der Wirtschaft im Ruhrgebiet nach Energieträgern

Endenergie ist die von der Industrie, von Gewerbe- und Dienstleistungen sowie von Haushalten einer Volkswirtschaft eingesetzte Energie. Dafür können Primärenergieträger genutzt werden, wie etwa Erdgas, oder sekundäre Energieformen wie zum Beispiel elektrischer Strom aus der chemischen Energie von Stein- oder Braunkohle. Beim Umwandeln von primärer in sekundäre Endenergie geht ein Teil der Energie verloren, deshalb ist der Primärenergieverbrauch immer höher als der Endenergieverbrauch.

Der Wirtschaftssektor machte im Zeitraum von 2012-2022, mit etwa 65%, den größten Anteil aller Sektoren am gesamten Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet aus (vergleiche Indikator Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet nach Sektoren). Daher ist es wichtig, die Entwicklung der Anteile der verschiedenen Energieträger am Gesamtverbrauch dieses energieintensivsten Sektors darzustellen und zu analysieren.

Das leistet der RVR

Die Initiative Klimaneutral.Ruhr des RVR und des Digital Campus Zollverein wurde gegründet, um die Transformation des Ruhrgebiets zur Klimaneutralität voranzutreiben. Hierzu werden relevante Akteure aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammengebracht. Das Netzwerk für kommunale Klimaschutzaktivitäten führt regelmäßige Netzwerktreffen und Kampagnen durch, bündelt Expertise und initiiert so Klimaschutzprojekte in der Region. 

Interpretation

Auf den Energieverbrauch der Wirtschaft wirken eine Reihe von Einflussfaktoren ein. Die Zu- und Abwanderung von Unternehmen sowie vor allem konjunkturelle Einflüsse sind dabei ebenso wichtig, wie gesamtstrukturelle Veränderungen. Im Ruhrgebiet konnten 2020 etwa 200.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer mehr registriert werden als 2012. Gleichzeitig wuchs der tertiäre Sektor deutlich an, während der sekundäre Sektor (verarbeitendes Gewerbe) leicht rückläufige Zahlen aufwies. Der sekundäre Sektor ist viel energieintensiver, weshalb er für den Gesamtverbrauch es Wirtschaftssektors bestimmend ist. Im Ruhrgebiet sind hier besonders die Stahlindustrie und in geringerem Maße die Chemieindustrie zu nennen. 

Bei der Analyse des Diagramms wird zunächst deutlich, dass der Primärenergieverbrauch der Wirtschaft im Zeitraum von 2012-2022 im Ruhrgebiet recht stark schwankte. Im energieintensivsten Jahr 2016 wurde mit etwa 216 Terrawattstunden die meiste Energie verbraucht. Im Jahr 2022, dem am wenigsten energieintensiven Jahr, gab es dagegen einen Endenergieverbrauch von nur etwa 164 Terrawattstunden und damit ca. 24% weniger als 2016. Grund für die Schwankungen sind vor allem konjunkturelle Gegebenheiten in der Industriebranche (primärer und sekundärer Sektor). In den Jahren 2018 und 2019 z.B. war die Stahlproduktion stark eingeschränkt, was sich im Gesamtverbrauch der Wirtschaft bemerkbar machte. Die Jahre 2020 und 2021 wiederum waren von der eingeschränkten Produktivität im Rahmen der Corona-Maßnahmen geprägt. Im Jahr 2022 erfolgte dann ein weiterer starker Einbruch auf Grund der wegen des Ukraine-Krieg entstandene Energiekrise (u. a. mit Gasmangellage). Der tertiäre Sektor, also der Gewerbe-, Handels und Dienstleistungssektor, hat nur einen geringen Einfluss auf den Gesamtverbrauch von Endenergie. Bei diesem ist neben konjunkturellen Faktoren vor allem der Faktor der Witterung ähnlich entscheidend wie bei den privaten Haushalten, da das Heizen von Räumlichkeiten den größten Energieverbrauch ausmacht.

Die wichtigsten Energieträger des Wirtschaftssektors waren über den gesamten Zeitraum betrachtet Steinkohle mit meist 45-50% Anteil sowie Erdgas und Strom mit um die 20%. Besonders Steinkohle ist in der energieintensiven Stahlproduktion von hoher Bedeutung. In den Jahren der geringen Stahlproduktion 2018 und 2019 brach der Anteil von Steinkohle dementsprechend auch sehr stark ein, während die anderen Energieträger kaum Veränderungen aufwiesen. Auch 2022 erfolgte, ebenso wie beim Energieträger Erdgas, ein deutlicher Einbruch. Energie aus Fernwärme hatte über den gesamten Zeitraum einen Anteil von etwa 5%, der Anteil von Heizöl lag bei ca. 2%. Die anderen Energieträger hatten nur Kleinstanteile. Es lassen sich in der Entwicklung der Anteile der einzelnen Energieträger über gesamten Zeitraum keine eindeutigen Trends feststellen. 

Hintergrundinformationen

Eine einheitliche und konsistente Bilanzierungsmethodik ist für die Vergleichbarkeit von verschiedenen Bezugsjahren innerhalb der Zeitreihe einer Energie- und THG-Bilanz sowie interkommunaler Benchmarks unabdingbar. Zudem soll es mittels einer Energie- und THG-Bilanz möglich sein, viele der lokalen Klimaschutzaktivitäten zu evaluieren (z. B. durch sektorale Betrachtungen) und insbesondere lokale Energie- und THG-Einsparungen sowie Energieeffizienzeffekte abzubilden. Die für die Kommunen und Kreise sowie die gesamte Region Metropole Ruhr erarbeiteten Energie- und THG-Bilanzen wurden daher methodisch an die „Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) angelehnt (ifeu 2014). Als Bilanzierungstool diente dabei in der aktuellen Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz das Programm „Klimaschutz-Planer“, dessen Lizenz vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde. Die den Ergebnissen zugrunde liegende Bilanzierungssystematik wurde vom Klima-Bündnis e.V. im Jahr 2014 mit dem Ziel entwickelt, einheitliche Berechnungen kommunaler Energieverbräuche und THG-Emissionen zu ermöglichen. Diese Bilanzierungssystematik verfolgt den endenergiebasierten Territorialansatz, welcher alle auf dem Territorium einer Kommune verursachten Energieverbräuche und THG-Emissionen umfasst. Nach den Entwicklern dieser Methode handelt es sich bei dieser Methode um den ausgewogensten Kompromiss zwischen allen Ansprüchen der unterschiedlichen Ziel- und Interessensgruppen. 

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Frank Bothmann

Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz

bothmann[at]rvr.ruhr
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