Hemerobiewert
Hemerobiewert im Ruhrgebiet
Hemerobie bezeichnet die Gesamtheit aller Eingriffe des Menschen in den Naturhaushalt und kann deshalb für einen bestimmten Raumausschnitt als ein Maß der Naturnähe verstanden werden. Um die Hemerobie zu bestimmen werden verschiedene Parameter genutzt. Zum Beispiel wird die Nähe der vorhandenen Vegetation zur potenziell natürlichen Vegetation, der Grad der Bodenversiegelung und Bodenverdichtung sowie die Veränderung der Humusform bewertet. Weitere Kriterien sind der Neophytenanteil, der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, die Wasserqualität und Verbauung von Gewässern sowie die menschliche Veränderung des Mikroklimas.
Die Skala reicht dabei von der Stufe 1 ahemerob (nicht kulturbeeinflusst) bis zur Stufe 7 metahemerob (übermäßig stark kulturbeeinflusst / Biozönose zerstört.). Unter dem Reiter „Hintergrundwissen“ wird die gesamte Skala mit Beispielen erläutert.
Das leistet der RVR
Der RVR kommt kontinuierlich seiner gesetzliche Pflichtaufgabe der Freiraumsicherung und -entwicklung nach. Diese Freiräume beinhalten z. B. insgesamt 16.000 ha Waldflächen, was den RVR zum größten Waldbesitzer im Ruhrgebiet macht. Dem RVR gehören außerdem ca. 5.100 ha Naturschutzgebietsflächen, wobei es sich teils um Waldgebiete, teils um andere Flächen (z. B. wertvolles Grünland oder Feuchtgebiete) handelt. Die RVR-eigenen Flächen werden von RuhrGrün gepflegt und entwickelt, teilweise nach Schutzzielkonzepten, die eine besondere Naturnähe als Ziel haben. Somit trägt der RVR großflächig dazu bei, den Hemerobiewert in der Region zu senken und die Naturnähe zu erhöhen.
Interpretation
Der durchschnittliche Hemerobiewert hat sich im Ruhrgebiet von 2015-2021 kaum verändert. Im Jahr 2015 betrug er 4,69, im Jahr 2018 4,7 und im Jahr 2021 4,71. Es ist also lediglich ein sehr leichter Anstieg und damit eine sehr leichte Verschlechterung aus der Perspektive der Naturnähe zu verzeichnen. Durchschnittlich ist das Ruhrgebiet also im Grenzbereich zwischen beta-euhemerob (mäßig stark kulturbeeinfluss – Bsp. Extensives Grünland) und alpha-euhemerob (stark kulturbeeinflusst – Bsp. Intensivgrünland) einzuordnen.
Es kommt allerdings zu deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Kreisen bzw. kreisfreien Städten. Die Stadt Hagen (4,18) und der Ennepe-Ruhr-Kreis (4,23) wiesen im Jahr 2021 z. B. besonders geringe Hemerobiewerte auf, während die Städte Bochum (5,34) und besonders Herne (5,53) sehr hohe Hemerobiewerte zu verzeichnen hatten. Die Unterschiede ergeben sich hauptsächlich aus den unterschiedlichen Anteilen (dicht) besiedelter Gebiete. Außerdem ist die Form der Landnutzung außerhalb der Siedlungsbereiche entscheidend. Große Flächen naturnaher Wälder senken den Hemerobiewert, große Flächen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung steigern ihn.
Hintergrundinformationen
Im Folgenden die Skala des Hemerobieindexes:
- Stufe 1: ahemerob (nicht kulturbeeinflusst – z. B. Hochgebirgsrasen)
- Stufe 2: oligohemerob (schwach kulturbeeinflusst – z. B. naturnahe Wälder)
- Stufe 3: mesohemerob (mäßig kulturbeeinflusst – z. B. Nadelholzforste in natürlichen Laubwaldregionen)
- Stufe 4: beta-euhemerob (mäßig-stark kulturbeeinflusst – z. B. extensives Grünland)
- Stufe 5: alpha-euhemerob (stark kulturbeeinfluss – z. B. Intensivgrünland)
- Stufe 6: polyhemerob (sehr stark kulturbeeinflusst – z. B. Ackerflächen)
- Stufe 7: metahemerob (übermäßig stark kulturbeeinflusst – z. B. städtische Ökosysteme)
Datenquellen
Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Bundesamt für Naturschutz, Leibniz-Institut für Ökologische Raumentwicklung in SDG-Portal (2025) - SDG-Ziel 15 Leben an Land
Textquelle
Agenda2030 (2025): https://agenda2030.enzkreis.de/15-1/
Spektrum der Wissenschaft (2025): https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/hemerobie/3429
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
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