Umweltindikator // Landschaftselemente mit hoher Biodiversität
Landschaftselemente mit hoher Biodiversität in der Agrarlandschaft
Landwirtschaftliche Nutzflächen gehören mit über einem Drittel Anteil an der Gesamtfläche zu den wichtigsten Flächennutzungstypen im Ruhrgebiet. Ein Großteil dieser Flächen liegt in der Übergangs- und Außenzone des Ruhrgebiets. Im östlichen sowie vor allem im nordwestlichen Ruhrgebiet gibt es besonders viele landwirtschaftliche Flächen.
Die intensive Landwirtschaft ist mitverantwortlich für den teils starken Rückgang vieler Artengruppen. Brutvogelarten des Offenlands, wie z. B. Feldlerche, Goldammer, Kiebitz oder Rebhuhn sind in den letzten 40 Jahren um über 60 % zurückgegangen. Bei vielen Insektenarten ist ähnliches zu beobachten. Hauptgründe sind hier die Nutzungsintensivierung, die starke Düngung, der Einsatz von Pestiziden und die geringe Strukturvielfalt durch Flurbereinigung. Aufgrund dieser Tatsachen ist die Konzeption und Durchführung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen in der Landwirtschaft besonders wichtig. Ein Ziel der Biodiversitätsstrategie für das Ruhrgebiet ist es, den Artenschwund in der regionalen Agrarlandschaft aufzuhalten und umzukehren. Maßnahmen, um dies zu erreichen, sind z. B. die verstärkte Förderung des Ökolandbaus, eine verstärkte Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen auf konventionellen Landwirtschaftsflächen sowie eine flächendeckendere Umsetzung des Vertragsnaturschutzes in Kooperation mit Landwirten und Biostationen. Besonders wichtig ist auch die Erhaltung und Schaffung von Landschaftselementen mit einer besonderen Bedeutung für die Biodiversität. Beispiele hierfür sind die Anlage und Pflege von Streuobstbeständen, Hecken, Baumreihen, Feldgehölzen, Tümpeln und Teichen sowie unbefestigter Feldwege. Diese Sonderbiotope können zahlreichen Arten Lebensräume bieten, die in der modernen Agrarlandschaft sehr selten geworden sind. Teilweise handelt es sich dabei um Nützlinge der Landwirtschaft wie natürliche Bestäuber oder Schädlingsbekämpfer.
Das leistet der RVR
Der RVR ist Besitzer von ca. 1.300 ha landwirtschaftlicher Flächen, die an etwa 200 Landwirte verpachtet werden. In den „Landwirtschaftlichen Leitlinien“ von RVR und RVR Ruhr Grün werden für die Entwicklung der Landwirtschaftsflächen in RVR-Besitz Ziele formuliert, die auf dem RVR-Liegenschaftskonzept beruhen, welches 2022 vom Ruhrparlament beschlossen wurde. Diese Ziele sind der Erhalt der Landwirtschaft in der Metropole Ruhr, der Schutz der landwirtschaftlichen Flächen, die Stärkung des Ökolandbaus, die Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft, die Stärkung regionaler Produkte und Verwertungsstrategien und ein Ausbau von Umweltbildungs- und Naturerfahrungsangeboten in der Landwirtschaft.
Projekte
Interpretation
Im Jahr 2022 machten landwirtschaftliche Nutzflächen im Ruhrgebiet 159.300 ha und damit 35,8 % der Gesamtfläche aus. Die Landschaftselemente mit einer besonderen Bedeutung für die Biodiversität nahmen im selben Jahr nur 811 ha ein. Sie deckten also 0,51 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche ab. In der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 wird für Gesamteuropa als Zielwert ein Anteil von 10 % an der Agrarfläche formuliert, den die Landschaftselemente mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität einnehmen sollen. Ein solcher Anteil wird benötigt, um den Arten, die hier ihre Habitate haben, ausreichend Lebensraum zu Verfügung zu stellen, damit die Biodiversität in der Agrarlandschaft zunächst gesteigert und dann dauerhaft erhalten werden kann.
Hintergrundinformationen
Für diesen Indikator wurden, wie im Kapitel 7 der Biodiversitätsstrategie für das Ruhrgebiet, nur die klassischen, rein landwirtschaftlichen Nutzflächen der Äcker und des Grünlands berücksichtigt. Diese machen den überwiegenden Anteil der Landwirtschaftsfläche im Ruhrgebiet aus und unterscheiden sich in der Ausstattung als Lebensraum deutlich von anderen landwirtschaftlichen Nutzungen wie Gartenbaubetrieben, Streuobstwiesen, Kleingärten oder Staudengärtnereien. Deshalb haben sie auch eine eigene Biodiversitätsproblematik und benötigen einen speziell auf sie angepassten Maßnahmenkatalog. Die Datengrundlage dieser Landwirtschaftsflächen bilden die Nutzungsklassen 361 (Wiesen und Weiden) und 370 (Ackerflächen) der Flächennutzungskartierung (FNK) von 2022. 2022 ist das aktuelle Fortschreibungsjahr der FNK, für welches flächendeckend Daten vorliegen. Die Datengrundlage für die Landschaftselemente mit hoher Bedeutung für die Biodiversität ist ein Shapefile von Inspire NRW, welches die beihilfefähigen Landschaftselemente in der Agrarlandschaft darstellt. Dies ist eine andere Bezeichnung für die „Landschaftselemente mit hoher Biodiversität in der Agrarlandschaft“.
Datenquellen
Flächennutzungskartierung (FNK) 2022 - Geoportal
Inspire Landwirtschaft - Datensatz zu Beihilfefähigen Landschaftselementen: Landschaftselemente in NRW
Textquellen
Landwirtschaftskammer NRW (2025): Landschaftselemente - beihilfefähige Fläche - Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Netzwerk Urbane Biodiversität (2021): Positionen zu einer regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet
Netzwerk Urbane Biodiversität Ruhrgebiet (2023): Biodiversitätsstrategie für das Ruhrgebiet.
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680



