Umweltindikator // Nitratbelastung im Grundwasser

Nitratbelastung im Grundwasser im Ruhrgebiet

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie wurde als „EG-Wasserrahmenrichtlinie“ (WRRL) im Jahr 2000 beschlossen. Sie bildet das rechtliche Instrument zum langfristigen Schutz der Gewässer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie zur Sicherung der Ressource Wasser für den Menschen. Sie fordert den umfassenden Schutz von Flüssen, Seen, Flussmündungen, Küstengewässern und des Grundwassers.

Ein wichtiger im Rahmen der WRRL dauerhaft untersuchter Indikator ist die Nitratbelastung des Grundwassers. Hohe Nitratgehalte im Trinkwasser können die menschliche Gesundheit negativ beeinflussen. Dies gilt insbesondere für Säuglinge im Alter von 3-6 Monaten. Zudem verschlechtert sich die Lebensqualität von Pflanzen und Tieren in aquatischen Lebensräumen bei einem starken Eintrag von Nitrat, da dieser zur Eutrophierung, also der verstärkten Anreicherung von Nährstoffen beiträgt. Daran gekoppelt ist eine unnatürliche Veränderung der Artenzusammensetzung und der Verlust von Lebensräumen. Deshalb wurde durch die WRRL ein Grenzwert von maximal 50 Milligramm pro Liter für alle Grundwasserkörper festgelegt, ein Zielwert, der spätestens 2027 eingehalten werden soll. Als Minimalziel wurde formuliert, das zumindest keine Zustandsverschlechterung eintreten und eine generelle Trendumkehr eingeleitet werden soll. Die Hauptursachen für verstärkte Nitrateinträge in das Grundwasser ist der übermäßige Einsatz von Stickstoffdüngern durch die Landwirtschaft und Leckagen im Abwassersystem.

Interpretation

Der Graph, der die Anteile der Grundwassermessstellen pro Jahr darstellt, die den Grenzwert von 50 mg überschritten haben, zeigt keinen klaren Trend auf. Zunächst kommt es vom Jahr 2014 mit 13,1 % zum Jahr 2015 mit nur 4,6 % zu einem sehr starken Einbruch. Dieser Einbruch spiegelt sich nicht in derselben Form im Mittelwert der beiden Jahre ab (2014: 22,2 mg/l; 2015: 19 mg/l). Er kann damit erklärt werden, dass im Jahr 2014 viele Messstellen Werte knapp über dem Grenzwert und 2015 viele Messstellen Werte knapp unter dem Grenzwert geliefert haben. Bis 2019 stieg der Anteil dann wieder bis auf 13,6 % stark an, ehe ein erneuter Abfall auf 8,7 % im Jahr 2022 einsetzte. Danach stieg der Anteil erneut an bis auf 12,9 % im Jahr 2024. Über die gesamte Zeitreihe betrachtet lag der durchschnittliche Anteil bei 10,6 %. Damit war die Nitratbelastung des Grundwassers im Vergleich zum Land NRW geringer, wo über denselben Zeitraum ein Durchschnittsanteil von 13,1 % höher belasteter Messstellen verzeichnet wurde. Dies ist nicht verwunderlich, da das Verbandsgebiet des RVR gegenüber dem gesamten Land NRW einen geringeren Anteil an Landwirtschaftsflächen besitzt. Es muss hier erwähnt werden, dass die Vergleichswerte für das Land NRW vom LANUK an den 115 Messstellen des Messnetzes der Europäischen Umweltagentur (EAU) erhoben wurden. Dieses Netz an Messtellen wurde so ausgewählt, dass bundesweit, aber auch auf Landesebene, ein aussagekräftiges Ergebnis entsteht, welches die Anteile der verschiedenen Landnutzungsarten über die Verteilung der Messstellen möglichst repräsentativ abbildet.

Hintergrundinformationen

Zu Untersuchung des Grundwassers wurde im Land NRW im Rahmen der WRRL ein Netz an Messstellen etabliert, welches mittlerweile über 1.500 Standorte umfasst. Diese Standorte sind verteilt auf verschiedenen Landnutzungsarten wie Ackerland und Grünland, Wald, bebaut/besiedelt, Gewässer und Feuchtflächen. Mit Hilfe des LANUK wurden aus diesem Gesamtdatensatz alle Stationen extrahiert, die sich im RVR-Verbandsgebiet befinden und Messwerte für den Nitratgehalt liefern. Mit Verlauf der Zeitreihe hat sich die Anzahl dieser Messtellen von ca. 100 auf über 180 erhöht. Je höher die Anzahl an Messstellen und je repräsentativer diese auf die verschiedenen Grundwasserleiter sowie Landnutzungsformen verteilt sind, desto belastbarere Ergebnisse können verzeichnet werden.