Grüne Infrastruktur aktuell

Positionspapiere für regionale Biodiversitätsstrategie veröffentlicht

Zusammen mit dem Netzwerk Urbane Biodiversität Ruhrgebiet erarbeitet der RVR eine Biodiversitätsstrategie für die Metropole Ruhr. Das Netzwerk, bestehend aus der Universität Duisburg-Essen, die Ruhr-Universität Bochum, der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet und des Regionalverbandes Ruhr (RVR) hat nun die Ergebnisse der ersten Phase veröffentlicht.

Die Metropole Ruhr weist heute eine deutlich höhere Arten- und Strukturvielfalt als das landwirtschaftlich geprägte Umland auf und besitzt so eine große Bedeutung für Erhalt und Entwicklung der Biodiversität. Die artenreiche urbane Stadtnatur besitzt vielfältige Funktionen für eine gesunde, soziale und lebenswerte Stadtlandschaft. Die biologische Vielfalt ist jedoch zusehends durch weitere Verdichtung der Bebauung, Fragmentierung von Freiflächen, Umweltbelastungen und durch klimatische Veränderungen starken Beeinträchtigungen ausgesetzt. Ein aktuelles Beispiel für den Verlust an Biodiversität ist der Insektenrückgang.

Um die komplexe Situation abzubilden und Lösungen zu finden, sind die Grundlagen für eine Biodiversitätsstrategie für das Ruhrgebiet von einem Konsortium der Universitäten Duisburg-Essen, Ruhruniversität Bochum und der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet mit Beteiligung des RVR erarbeitet worden. Das Vorhaben wurde von der Bezirksregierung Münster mit Mitteln des Umweltministeriums NRW finanziell gefördert. Die Ergebnisse der ersten Phase sind nun vorgelegt worden.

„Das Ruhrgebiet besitzt, insbesondere auf den Industrienatur-Flächen wie bspw. dem Zollverein-Areal eine ganz außergewöhnlich hohe Artenvielfalt. Weit mehr als 1000 Arten, darunter Pflanzen-, Säugetier-, Vogel- und Insektenarten konnten wir dort in den letzten Jahren nachweisen. Um diese Vielfalt langfristig zu sichern haben wir die Grundlagen für eine Biodiversitätsstrategie für den drittgrößten Ballungsraum Europas erarbeitet“ sagt Dr. Peter Keil, der Leiter der Biologischen Station in Oberhausen.

Zu neun Handlungsfeldern wurden grundlegende Positionen erarbeitet: - Freiflächen und Biotopverbund, - Industrienatur, - Arten- und Biotopschutz, - Klimawandel und Klimaanpassung, - Urbanes Grün ist Gesundheitsvorsorge, - Stadtgrün und sozialer Zusammenhalt, - urbane Landwirtschaft, - urbane Waldnutzung, - Umweltbildung.

„Mehr Wildnis wagen“ ist beispielsweise ein Vorschlag der Fachleute. „Dies kann sehr gut auf ehemaligen Brachflächen geschehen oder auch auf Grünflächen in Gewerbegebieten, die wir kontrolliert verwildern lassen. Darüber freut sich die Natur“ betont Dr. Peter Keil. „Dies sind auch wunderbare Erlebnisräume für Kinder und Erwachsene, sei es durch das eigenständige Entdecken der Natur vor der Haustür oder bei Umweltbildungsangeboten“ fügt er hinzu.

 „Die Positionen für eine regionale Biodiversitätsstrategie sind ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen und lebenswerten Ruhrgebiet“ sagt Nina Frense vom Regionalverband Ruhr. „Der langfristige Erhalt der biologischen Vielfalt und insbesondere der Industrienatur sind Schlüsselelemente der Grünen Infrastruktur. Gemeinsam mit den Akteuren in der Region werden nun die notwendigen Umsetzungsschritte planen und hierzu zeitnah einladen“.

Die regionale Biodiversitätsstrategie für die Metropole Ruhr ist Teil der Offensive Grüne Infrastruktur 2030, einem Leitprojekt des RVR für die Region aus der Ruhr-Konferenz. Ziel der Offensive Grüne Infrastruktur 2030 ist es, ein durchgängiges Netz aus Grün- und Freiräumen im Ruhrgebiet zu schaffen und das Ruhrgebiet nachhaltig, resilient und zukunftsfähig zu gestalten. Grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr verbindet Mensch, Natur und Raum auf dem Weg zur grünsten Industrieregion Europas.

Die Offensive Grüne Infrastruktur 2030 verfolgt eine langfristige Perspektive und erzielt dabei ökologische, ökonomische und soziale Wirkungen für die Städte-Landschaft der Metropole Ruhr. Die Grüne Infrastruktur baut auf vorhandene Freiraumnetze auf und wird in den nächsten Jahren weiterhin in integrierten Planungen und in einem breiten Beteiligungsprozess mit vielen Akteur*innen aus der Region entwickelt – von regionalen Plänen über kommunale Projekte bis zu lokalen Stadtteil-Initiativen – von der regionalen Haldenlandschaft bis zum insektenfreundlichen Vorgarten und Balkon. Der Regionalverband Ruhr bietet dafür die regionale Plattform.

Mit Projekten der Grünen Infrastruktur fördern wir gemeinsam die biologische Vielfalt, sorgen für Anpassungen an den Klimawandel, tragen zu Erholung, Gesundheit und Wohlbefinden bei und leisten damit einen Beitrag zu Daseinsvorsorge und hoher Lebensqualität für alle Menschen in Städten und ländlichen Räumen des Ruhrgebietes. Im Verbund mit naturbasierten Lösungen gibt Grüne Infrastruktur innovative Impulse für nachhaltiges Wirtschaften, insbesondere im Leitmarkt Umweltwirtschaft, und sie ist Ausdruck einer gemeinwohlorientierten Kultur der Stadtentwicklung und des Bauens in der Metropole Ruhr.

Weitere Informationen

Kontaktbox(en)

Tino Wenning

Referat Freiraumentwicklung und Landschaftsbau
Teamleiter Grüne Infrastruktur

wenning@rvr.ruhr
+49 201 2069-357