Umweltindikator // Jobs in der Umweltwirtschaft
Jobs in der Umweltwirtschaft im Ruhrgebiet
Als Umweltwirtschaft wird der Wirtschaftssektor bezeichnet, der Produkte und Dienstleistungen mit einem unmittelbaren Nutzen für Umwelt- und Klimaschutz entwickelt und vermarktet. Dadurch werden wirtschaftliches Wachstum und ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen miteinander verbunden. Beispiele für umweltwirtschaftliche Tätigkeitsfelder sind z.B. Ressourceneffizienz, Abwasserbehandlung, Abfallbehandlung, umweltfreundliche Mobilität, erneuerbare Energien und die Entwicklung eines darauf basierenden Energiewirtschaftssystems. Auch grüne Agrartechnologien sind ein neuer Trend der Umweltwirtschaft, bei dem die ökologischen Aspekte der Lebensmittelindustrie untersucht werden. Es wird zum Beispiel ermittelt, wie der Einsatz von Pestiziden verringert werden kann oder Lebensmittel auf natürliche Weise länger haltbar gemacht werden können, damit nicht mehr so viele Lebensmittel entsorgt werden müssen, bevor sie überhaupt den Verbraucher erreichen. Die Umweltwirtschaft ist also ein breit aufgestellter Sektor. In NRW muss sie mittlerweile als eine wichtige Stütze der Gesamtwirtschaft betrachtet werden. Seit 2010 wächst sie um durchschnittlich 1,2% pro Jahr und seit 2019 stetig stärker als die Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2023 waren bereits 599.000 Erwerbstätige in der Umweltwirtschaft beschäftigt, was einem Anteil von 6,9% aller Erwerbstätigen in NRW entsprach. Diese erwirtschafteten gemeinsam eine Bruttowertschöpfung von insgesamt 52,8 Mrd. €. In die Statistik sind dabei neben sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch Selbstständige und Geringverdiener eingegangen. Dieser Indikator stellt die Entwicklung der Beschäftigenzahlen im Ruhrgebiet dar.
Das leistet der RVR
Über seine hundertprozentige Tochtergesellschafft Business Metropole Ruhr leitet der RVR das Netzwerk Greentech.Ruhr. Dies ist ein Netzwerk, welches die intermediäre und zielgerichtete Förderung von Akteuren der Umwelt- und Klimaanpassungswirtschaft in der Metropole Ruhr betreibt. Diesem Netzwerk gehören über 230 Netzwerkpartner aus Unternehmen, Forschung und kommunalen Einrichtungen an. Das Netzwerk soll bei der grünen Transformation des Ruhrgebiets zum führenden Standort der Umweltwirtschaft entscheidend mitwirken.
Interpretation
Das Diagramm stellt die Anzahl der Erwerbstätigen in der Umweltwirtschaft in der Metropole Ruhr im Zeitraum von 2010-2023 dar. Vom Jahr 2010 mit 136.700 bis zum Jahr 2023 mit 160.300 war dabei ein kontinuierliches Wachstum der Beschäftigtenzahlen zu verzeichnen. 2023 arbeiteten 26,8% der in ganz NRW in der Umweltwirtschaft Erwerbstätigen im Ruhrgebiet und erwirtschafteten eine Bruttowertschöpfung von 14,1 Mrd. €. Damit war die Metropole Ruhr die wichtigste Region der Umweltwirtschaft in NRW. Das Netzwerk Greentech.Ruhr, welches seit 2016 als zentrale Anlaufstelle der Umweltwirtschaft Unternehmen sowie Akteure aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik zusammenbringt, spielt dabei eine wichtige vernetzende Rolle in der Region. In einigen Teilmärkten, wie der Energieeffizienz, Energieeinsparung und der Wasserwirtschaft ist das Ruhrgebiet in NRW führend. Besonders Essen hat sich dabei als Zentrum der Wasserwirtschaft herausgebildet. Hier treffen viele Verbände und Unternehmen der Wasserwirtschaft mit führenden Forschungsinstituten, z.B. der Universität Duisburg-Essen, zusammen, was in der Vergangenheit zur Entwicklung innovativer Ansätze und der Gründung vieler Start-Up Unternehmen geführt hat. Andere besonders wachstumsstarke Technologiebereiche sind u.a. die umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur und der umweltfreundliche Netzausbau und Betrieb. Auch bei der Anmeldung von patenten der Umweltwirtschaft ist das Ruhrgebiet mit 28,5% aller Patente in NRW führend. Besonders wichtig sind in der Region technische Innovationen in der Windenergiegewinnung sowie der Steigerung der Energieeffizienz in der Metallverarbeitung. Da das Ruhrgebiet ein energieintensiver Wirtschaftsstandort ist, verwundert dieser Fokus kaum. Die Stahlerzeugung z.B. ist für einen entscheidenden Anteil des Endenergieverbrauchs sowie der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Allein der Duisburger Standort von thyssenkrupp Steel ist für 20 bis 25% des gesamten jährlichen Ausstoßes an Treibhausgasen in der Metropole Ruhr verantwortlich (Vergleiche Indikatoren Endenergieverbrauch/Treibhausgasemissionen der Wirtschaft in der Metropole Ruhr). Sollten also durchschlagende Innovationen bei der Metallherstellung und -verarbeitung gelingen, könnten die Endenergie- und Treibhausgasbilanzen entscheidend gesenkt werden.
Hintergrundinformationen
Laut dem Umweltwirtschaftsbericht 2024 erwirtschaftet die Umweltwirtschaft neben dem sozio-ökonomischen Wert, der mit der Bruttowertschöpfung von 52,8 Mrd. € im Jahr 2023 in NRW beziffert wurde, auch noch einen ökologischen Mehrwert für die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft (Umweltwirtschaftsbericht: 2024). Im Jahr 2023 wurde dieser auf 28,9 Mrd. € geschätzt. Diese ökologische Leistung setzt sich aus den vermiedenen Umweltkosten und der ökologischen Wertschöpfung zusammen. Die vermiedenen Umweltkosten errechnen sich aus vermiedenen Treibhaus- und Schafstoffemissionen, woraus sich im Jahr 2023 ein Wert von immerhin 19,6 Mrd. € ergab. Die ökologische Wertschöpfung hingegen beschreibt solche Leistungen, die einen direkten Nutzen stiften. Hierzu gehört zum Beispiel die Rückgewinnung wertvoller Ressourcen durch Recycling oder der Erhalt natürlicher Landschaften und der Artenvielfalt, etwa durch den Einsatz grüner Agrartechnologie. Man spricht deshalb von einer doppelten Dividende.
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680