Umweltindikator // Siedlungsabfallmenge
Siedlungsabfallmenge
Siedlungsabfall bezeichnet alle im häuslichen Gebrauch entstandenen und entsorgten Abfälle außer Elektronikgeräte. Darunter fallen auch hausmüllähnliche Gewerbeabfälle. Die Menge an Siedlungsabfällen sowie die Art dieser Abfälle lässt gewisse Rückschlüsse über den Ressourcenverbrauch der Bevölkerung in der Metropole Ruhr zu. Je höher die Abfallmenge, desto höher ist der private Ressourcenverbrauch. Ein beständig zu hoher Ressourcenverbrauch, resultierend aus ineffizienter Nutzung sowie nicht optimierten Stoffkreisläufen wird auf Dauer zu einem teils regionalen, teils globalen Ressourcenmangel führen, wenn die Regenerations– und Substitutionsrate nicht hoch genug ist. Siedlungsabfall kann außerdem, bei falscher Lagerung und Entsorgung, zu starken Beeinträchtigungen der Umwelt führen. Besonders Plastikabfälle können, wenn sie in die Natur gelangen, auf Dauer große Schäden anrichten. Als sogenanntes Mikroplastik (Plastikbestandteile <5mm) können sie in Stoffkreisläufe gelangen und sowohl verschiedenen Organismen als auch dem Menschen schaden.
Der Indikator der Siedlungsabfallmenge beschreibt den Anteil der Abfälle einer Gesellschaft, der von jedem Mitglied dieser Gesellschaft beeinflusst werden kann. Neben der Gesamtabfallmenge ist auch die Art der Abfälle interessant. Je höher der Anteil an Grün- und Bioabfällen ist, desto geringer ist das Potenzial für Umweltschäden.
Das leistet der RVR
Der Regionalverband Ruhr ist über eine 100-prozentige Beteiligung an der Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet (AGR) mit Sitz in Herten direkt in der Abfallannahme, -Entsorgung und Deponierung sowie dem Behandeln und Recyclen von Abfällen tätig. Teilweise werden hierbei auch Strom und Fernwärme produziert. Damit wird ein wertvoller Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft in der Region geleistet. Mit 950 Mitarbeiter*innen wird von der AGR jährlich ein Umsatz von 240 Mio. Euro erwirtschaftet. Mit der thermischen Abfallbehandlung, Deponiegasverwertung und Wertstoffvermarktung kann pro Jahr eine positive CO2-Bilanz von 400.000 Tonnen eingesparten CO2-Äquivalenten vorgewiesen werden.
Interpretation
Im Diagramm ist zu erkennen, dass sich von 2005-2020 die Gesamtmenge an Siedlungsabfall in der Metropole Ruhr kaum verändert hat. 2005 waren es 2.508.599 t., 2020 waren es 2.501.560 t. In den Jahren 2010 und 2015 lag der Wert jeweils etwas tiefer. Es ist somit kein Trend auszumachen. Die Gesamtmenge an Grün-, Bio- und Wertstoffabfällen hat sich von 2005 bis 2020 hingegen recht deutlich um etwa 9% erhöht. Damit ist auch der Anteil dieser Fraktion an der Gesamtabfallmenge gestiegen. Dies könnte mit der Verbreitung der Biotonne zusammenhängen und damit der Möglichkeit, Bio- und Grünabfälle gesondert zu sammeln und zu entsorgen.
Besonders Plastikabfälle sollten hier in den Fokus gerückt werden. Neben der bereits erwähnten Problematik des Mikroplastik sind die Herstellung sowie Verbrennung von Plastik sehr CO2-intensiv. Bei Herstellung und Verbrennung einer Tonne Plastik werden insgesamt 5 t. CO2 freigesetzt. Das ist mehr als der Ausstoß pro Person in den Sektoren privater Haushalt und Verkehr pro Jahr zusammen (Vergleiche Indikator Energie- sowie kraftstoffbedingte Treibhausgasemissionen in der Metropole Ruhr Einwohnerbezogen). Stand 2021 wurden 66% des deutschlandweit anfallenden Plastikmülls verbrannt, 13% wurden exportiert und nur 20% wurden recycelt. Durch das Recycling von Plastikmüll können bei bestimmten Waren deutlich über 50% der Emissionen, die für die Neufertigung der Waren anfallen würden, eingespart werden. Deshalb wäre eine Senkung der Gesamtmenge an Plastikmüll bei gleichzeitig steigender Recyclingrate empfehlenswert.
Siedlungsabfallmenge sowie Abfallfraktionen der Kreise und kreisfreien Städte in der Metropole Ruhr im Jahr 2020 in tausend Tonnen
Bei der Betrachtung dieses Indikators fällt auf, dass die verschiedenen Kreise und kreisfreien Städte deutlich unterschiedliche Gesamtabfallmengen aufweisen. Das hängt in erster Linie mit der Einwohnerzahl zusammen, so dass zum Beispiel der bevölkerungsreichste Kreis, der Kreis Recklinghausen, auch die größte Gesamtmenge an Siedlungsabfällen aufweist. Bei der Verteilung der verschiedenen Fraktionen ergeben sich Unterschiede, welche nicht durch die Einwohnerzahl erklärt werden können. Während in den urban geprägten kreisfreien Städten Herne und Duisburg mit jeweils 12% der Anteil an organischen Abfällen sehr gering ist, ist dieser im sehr ländlichen geprägten Kreis Wesel mit 37% oder in Unna mit 41% sehr hoch. Dies liegt an dem viel höhen Vegetations- und Grünflächenanteil der ländlich geprägten Siedlungen. Außerdem ist die Anzahl sowie die Fläche der Gärten pro Person viel höher als in dichtbesiedelten, urbanen Kernräumen mit vielen Mehrfamilienhäusern. Der Anteil der Wertstoffe beträgt meist etwa 20-30% der Siedlungsabfallfraktion. Dabei ist zu beobachten, dass in den sehr urban geprägten Kommunen wie Gelsenkirchen, Herne, Bottrop oder Oberhausen eher geringere Anteile an Wertstoffen vorkommen als in den etwas ländlicher geprägten Kommunen oder Kreisen.
Hintergrundinformationen
Die Messwerte für die Konzentration von Feinstaub PM10 in der Luft wurden an einer Vielzahl von städtischen Hintergrundstationen ermittelt, nicht an den Hauptverkehrsstraßen. Sie können somit als recht repräsentativ für die durchschnittliche Feinstaubsituation im städtischen Raum angesehen werden, nicht aber für die an den Belastungsschwerpunkten. Belastungsschwerpunkte sind in der Regel Hauptverkehrsstraßen mit geschlossener Randbebauung.
Datenquellen
Landesbetrieb IT.NRW (2020): Aufkommen häuslicher Siedlungsabfälle in Nordrhein-Westfalen 2020 (Kreisergebnisse)
Textquelle
480,7 Kilogramm je Einwohner Abfallmenge 2020 | Landesbetrieb IT.NRW
D3 Abfallaufkommen - LiKi-Umweltindikatoren
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Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
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