Umweltindikator // Biotopverbund
Biotopverbund und der Potenzialflächen im Ruhrgebiet
Die natürliche Artenvielfalt ist weltweit stark rückläufig. Dies geht aus dem „Global Assessment Report“ des Weltbiodiversitätsrates hervor, welcher eine Bilanz zur Biodiversität über die letzten 50 Jahre gezogen hat. Auch im Ruhrgebiet ist der Rückgang von Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräumen seit langem zu beobachten. Hauptursachen für das Artensterben und den Verlust von Lebensräumen und Ökosystemleistungen sind die Art und Intensität der Landnutzung, die Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Auch die fortschreitende Zerschneidung der Landschaft durch die lineare Verkehrsinfrastruktur führt zu einem stetigen Verlust an wertvollen Biotopen und zum Rückgang der Artenvielfalt. Der Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit, um die Grundlage für das Leben auf der Erde zu sichern – für heutige und zukünftige Generationen.
Um die Biodiversität zu erhalten, ist ein funktionsfähiger, zusammenhängender und länderübergreifender Biotopverbund dringend notwendig, um die damit verbundene Isolation von Lebensräumen und Populationen von Arten zu mindern. Durch die Ausweisung von Biotopverbundflächen werden räumlich benachbarte, besonders schutzwürdige Lebensräume zu einem durchgängigen Netz verbunden, welches die Wanderung und das Überleben von Arten ermöglicht. Dazu zählen u.a. ausgewiesene Schutzgebiete, bedeutsame Flussauen, charakteristische Ökosysteme sowie Kernlebensräume und wichtige grüne Verbindungselemente, die in enger funktionaler Verbindung zueinanderstehen.
Das leistet der RVR
Die Freiraumentwicklung und -sicherung ist eine der gesetzlichen Kernaufgaben des RVR. Ein wichtiges Element ist dabei das Verbandsverzeichnis Grünflächen:
Mehr als 60 % der Flächen des Ruhrgebiets werden hierin als besonders schützenswerter und überörtlich bedeutsamer Freiraum geführt. Hierzu gehören die klassischen Freiflächen wie Wälder, Parks, Gewässer und Felder ebenso wie die „Freiflächen aus zweiter Hand“ wie Halden, Industriebrachen und zahlreiche weitere Restflächen mit überörtlicher Bedeutung für das regionale Freiflächensystem. Viele dieser Flächen gehören dem Biotopverbund an und weisen teils eine hohe Biodiversität auf. Als Träger öffentlicher Belange wird der RVR durch das Verbandsverzeichnis Grünflächen an der Bauleitplanung der Gemeinden beteiligt. Durch Formulierung von Verschlechterungsverboten soll die planerische Abwägung zugunsten der Freiraumentwicklung beeinflusst werden.
Interpretation
2022 machten die potenziellen und tatsächlichen Biotopverbundflächen im Ruhrgebiet insgesamt 162.400 ha aus, das sind etwa 36 % der Gesamtfläche des RVR-Verbandsgebiets. Hierzu zählt sowohl der Biotopverbund 1. Ordnung, bestehend aus Flächen mit herausragender Bedeutung (z. B. Schutzgebiete), als auch der Biotopverbund 2. Ordnung, zu dem auch Verbindungsflächen zur Artwanderung und Potenzialflächen gehören. Die Flächenanteile sind im Nordwesten besonders hoch (Wälder, Auen von Rhein und Lippe). Im Süden bildet die Ruhraue einen durchgängigen Teil der Flächen. Andernorts sind diese ein Flickenteppich, besonders in den urbanen Ballungsräumen. Diese Flächen zu erhalten und möglichst zu erweitern bzw. aufzubessern, sollte ein Ziel des Natur- und Landschaftsschutzes sein. Eine besondere Priorität haben hier durchgängige Verbindungskorridore durch die Kernzone des Ruhrgebiets.
Hintergrundinformationen
Der Biotopverbund wird vom LANUV in zwei Stufen unterteilt. Zum Biotopverbund mit herausragender Bedeutung (1. Ordnung) zählen alle aktuell geschützten Flächen sowie die schutzwürdigen Flächen des Biotopkatasters. Der Biotopverbund mit besonderer Bedeutung (2. Ordnung) (Biotopverbundpotenzialflächen) beinhaltet darüber hinaus noch grüne Verbindungsflächen, die das Wandern von Arten zwischen den Kernflächen ermöglichen. Als Indikator für den Online-Umweltbericht wurden beide Ordnungen ausgewählt. Die sich dadurch ergebende Flächenkulisse ist umfassender und kann deshalb als eine Oberkategorie des Landschaftsschutzes angesehen werden, welche einen Großteil der naturschutzfachlich schützenswerten Landschaftsbestandteile abbildet.
Datenquellen
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW.
Textquellen
Bericht zur Lage der Umwelt in der Metropole Ruhr im Jahr 2021
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW.
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680