Umweltindikator // Endenergieverbrauch gesamtes Ruhrgebiet
Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet nach Energieträgern und Sektoren in %
Endenergie ist die von der Industrie, von Gewerbe- und Dienstleistungen sowie von Haushalten einer Volkswirtschaft eingesetzte Energie. Dafür können Primärenergieträger genutzt werden, wie etwa Erdgas, oder sekundäre Energieformen wie zum Beispiel elektrischer Strom aus der chemischen Energie von Stein- oder Braunkohle. Beim Umwandeln von primärer in sekundäre Endenergie geht ein Teil der Energie verloren, deshalb ist der Primärenergieverbrauch immer höher als der Endenergieverbrauch.
Der Indikator „Endenergieverbrauch gesamt nach Energieträgern“ ermöglicht einen Einblick darüber, welche Bedeutung die verschiedenen Energieträger für eine Volkswirtschaft haben.
Der Indikator „Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet nach Sektoren“ ermöglicht einen Einblick darüber, welche Bedeutung die verschiedenen Sektoren, Wirtschaft, Verkehr und private Haushalte, für den Energieverbrauch der Region haben.
Das leistet der RVR
Der Regionalverband Ruhr sammelt in Kooperation mit Netzbetreibern, Verkehrsbetrieben, öffentlichen Verwaltungen, dem LANUK sowie verschiedenen Statistikstellen kontinuierlich und flächendeckend Daten zu Energieverbräuchen und Treibhausgasemissionen für das Ruhrgebiet. So kann er seine Mitgliedskommunen und Kreise zuverlässig dabei unterstützen, eigene Energie- und Treibhausgasbilanzen aufzustellen. Wenn Klimaschutzziele erreicht werden sollen, ist es zunächst wichtig zu wissen, wo man steht. Nur dann können Klimaschutzmaßnahmen sinnvoll geplant und ausgeführt werden. Alle zwei Jahre aktualisiert der RVR seine Bilanzen und schreibt sie zentral für jede Mitgliedskommune und jeden Kreis fort.
Interpretation
Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet nach Energieträgern in GWh
Die Abbildung veranschaulicht die Entwicklung des gesamten Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet zwischen den Jahren 2012 und 2022. Während der Energieverbrauch zwischen 2012 und 2017 auf einem Niveau von ca. 265 bis 290 Terrawattstunden pro Jahr (TWh/a) lag (mit insgesamt leicht ansteigender Tendenz), konnte in den Jahren 2018 und 2019 ein deutlicher Rückgang auf teils 240 TWh/a verzeichnet werden. Zurückzuführen war dies insb. auf einen rückläufigen Verbrauch an Kohle im industriellen Sektor (siehe Indikator Endenergieverbrauch der Wirtschaft). In den Jahren 2020 und 2021 ist der Endenergieverbrauch hingegen wieder angestiegen, lag jedoch noch deutlich unter dem Niveau der Jahre 2012 bis 2017, was durch die im Frühjahr 2020 einsetzende Corona-Pandemie begründet war, wodurch z. B. im Bereich der Wirtschaft an vielen Stellen deutlich weniger produziert wurde und auch das Mobilitätsverhalten vieler Menschen stark eingeschränkt wurde. 2022 kam es dann zu einem weiteren Einbruch, welcher hauptsächlich auf die Energiekrise in Folge der gegen Russland verhängten Sanktionen zurückzuführen war. Im Jahr 2022 wurde mit ca. 230 TWh 14% weniger Energie verbraucht als noch 2012 mit ca. 268 TWh. Es wird bei neuer Datenlage interessant sein zu analysieren, ob der Endenergieverbrauch in den Folgejahren wieder angestiegen oder auf dem niedrigen Niveau verblieben ist.
Endenergieverbrauch im Ruhrgebiet nach Sektoren in %
Bei der Analyse des Diagramms wird deutlich, dass die Wirtschaft im Ruhrgebiet über den gesamten Zeitraum von 2012-2020 den mit Abstand größten Endenergieverbrauch der drei Sektoren aufwies. Der niedrigste Anteil dieses Sektors wurde in Jahren 2018, 2019 und 2022 mit ca. 71% verzeichnet, der höchste im Jahr 2016 mit etwa 75%. Die anderen beiden Sektoren, private Haushalte und der Verkehr, wiesen in etwa die gleichen Anteile von 13-15% in den verschiedenen Jahren auf. Es ist zu festzustellen, dass sich die Anteile der verschiedenen Sektoren am Endenergieverbrauch Jahr für Jahr leicht verschoben haben. Vor allem In den Jahren 2018, 2019 und 2022 musste der Wirtschaftssektor deutliche Anteile an die anderen Sektoren abgeben. 2018 und 2019 hing dies mit der geringen Stahlproduktion in diesen Jahren zusammen. Die Stahlproduktion ist sehr energieintensiv, weshalb Einbrüche sich sofort im Verbrauch des gesamten Wirtschaftssektors bemerkbar machen (vergleiche Indikator Endenergieverbrauch der Wirtschaft). Im Jahr 2022 hing der Rückgang mit der Energiekrise im Zuge der gegen Russland verhängten Sanktionen zusammen. Es lassen sich aber insgesamt keine deutlichen Trends ausmachen. Es wird interessant sein zu beobachten, ob und wie sich die Anteile der einzelnen Sektoren in den nächsten Jahren im Zuge der Energiewende verändern könnten.
Hintergrundinformationen
Eine einheitliche und konsistente Bilanzierungsmethodik ist für die Vergleichbarkeit von verschiedenen Bezugsjahren innerhalb der Zeitreihe einer Energie- und THG-Bilanz sowie interkommunaler Benchmarks unabdingbar. Zudem soll es mittels einer Energie- und THG-Bilanz möglich sein, viele der lokalen Klimaschutzaktivitäten zu evaluieren (z. B. durch sektorale Betrachtungen) und insbesondere lokale Energie- und THG-Einsparungen sowie Energieeffizienzeffekte abzubilden. Die für die Kommunen und Kreise sowie die gesamte Region Metropole Ruhr erarbeiteten Energie- und THG-Bilanzen wurden daher methodisch an die „Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) angelehnt (ifeu 2014). Als Bilanzierungstool diente dabei in der aktuellen Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz das Programm „Klimaschutz-Planer“, dessen Lizenz vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde. Die den Ergebnissen zugrunde liegende Bilanzierungssystematik wurde vom Klima-Bündnis e.V. im Jahr 2014 mit dem Ziel entwickelt, einheitliche Berechnungen kommunaler Energieverbräuche und THG-Emissionen zu ermöglichen. Diese Bilanzierungssystematik verfolgt den endenergiebasierten Territorialansatz, welcher alle auf dem Territorium einer Kommune verursachten Energieverbräuche und THG-Emissionen umfasst. Nach den Entwicklern dieser Methode handelt es sich bei dieser Methode um den ausgewogensten Kompromiss zwischen allen Ansprüchen der unterschiedlichen Ziel- und Interessensgruppen.
Datenquelle
RVR (2022): Energie- und Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr
Textquellen
RVR (2022): Energie- und Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) (2014): Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland. Heidelberg: https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Bilanzierungsmethodik_IFEU_April_2014.pdf (25.10.2024)
Indikator: Endenergieverbrauch | Umweltbundesamt
Klimaschutz-Planer - Internetbasierte Software zum Monitoring des kommunalen Klimaschutzes
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
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