Umweltindikator // Treibhausgasemissionen bedeutender Emittenten
Treibhausgasemissionen der Wirtschaft, des Verkehrssektors und privater Haushalte im Ruhrgebiet nach Energieträgern
Der Indikator „Treibhausgasemissionen im Ruhrgebiet in % nach Sektoren“ hilft dabei, den Einfluss der Sektoren Wirtschaft, Verkehr und private Haushalte auf die Treibhausgasbilanz des Ruhrgebiets zu analysieren.
Der Indikator „Treibhausgasemissionen der Wirtschaft im Ruhrgebiet“ stellt den Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch die Wirtschaft sowie die Entwicklung der Anteile der einzelnen Energieträger an der Treibhausgasbilanz dieses Sektors im Zeitraum von 2012-2022 dar. Die Wirtschaft war in diesem Zeitraum für etwa 70% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit der mit Abstand bedeutendste Emittent.
Der Indikator „Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors “ stellt die Anteile am Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch des Verkehrssektors genutzten Energieträger im Ruhrgebiet im Zeitraum von 2012-2022 dar. Der Verkehrssektor war in diesem Zeitraum für etwa 15% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit ein bedeutender Emittent.
Der Indikator „Treibhausgasemissionen der privaten Haushalte im Ruhrgebiet“ stellt den Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch private Haushalte sowie die Entwicklung der Anteile der einzelnen Energieträger an der Treibhausgasbilanz dieses Sektors im Zeitraum von 2012-2022 dar. Private Haushalte waren in diesem Zeitraum für etwa 15% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit ein bedeutender Emittent.
Das leistet der RVR
Der RVR trägt auf vielen Ebenen zum Klimaschutz in der Region bei. Durch das Erstellen des regionalen Klimaschutzkonzepts 2016 wurde erstmals das Potenzial für Energieeinsparung und den Ausbau erneuerbarer Energien für die gesamte Region analysiert. Seitdem wird alle zwei Jahre die Energie- und Treibhausgasbilanz aller 53 Mitgliedkommunen des RVR erstellt und veröffentlicht.
Interpretation
Treibhausgasemissionen im Ruhrgebiet nach Sektoren
Von 2012–2022 war der Wirtschaftssektor mit etwa 70 % mit Abstand der größte Verursacher von Treibhausgasemissionen im Ruhrgebiet, gefolgt von privaten Haushalten und Verkehr (jeweils 15 %). Der Anteil der Wirtschaft an den Emissionen lag etwa 3 % höher als ihr Anteil am Endenergieverbrauch, was auf eine geringere Nutzung erneuerbarer Energien in diesem Sektor hindeutet (Vergleiche Indikator Endenergieverbrauch gesamtes Ruhrgebiet). Die sektoralen Anteile schwankten zunächst leicht ohne klaren Trend. Seit 2018 war dann ein deutlicher Rückgang der Anteile des Wirtschaftssektors zu beobachten. Dies lag am starken Rückgang der Stahlproduktion in den Jahren 2018 und 2019, den Maßnahmen gegen Corona 2020 und 2021 sowie der Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs im Jahr 2022.
Bei Betrachtung der Dominanz des Wirtschaftssektors liegt der Schluss nahe, dass mögliche Technologien oder Produktionsverfahren, welche den Ausstoß von Emissionen der Wirtschaft dauerhaft senken könnten, den größten Einfluss auf die Treibhausgasbilanz des Ruhrgebiets haben könnten. Besonders bei energieintensiven Wirtschaftszweigen, wie der Stahlproduktion oder der Chemieindustrie, könnten solche Reduktionen große Auswirkungen haben. thyssenkrupp beispielsweise bemüht sich gemeinsam mit BP um eine „Dekarbonisierung“ der Stahlproduktion. Da aber gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit dieser Unternehmen gewahrt werden sollte, ergibt sich hier eine große Herausforderung.
Treibhausgasemissionen der Wirtschaft im Ruhrgebiet nach Energieträgern
Zunächst ist zu erkennen, dass der Ausstoß von Treibhausgasen des Wirtschaftssektors im Ruhrgebiet im Zeitraum von 2012-2022 recht deutlich geschwankt hat. Während in den Jahren 2012-2017 kaum ein Trend auszumachen war und im Schnitt etwas über 80 Mio. Tonnen CO2-Eqvuivalent (C02eq) pro Jahr ausgestoßen wurden, kam es in den Jahren 2018-2022 zu einem starken Rückgang. Ursache dafür war vor allem die stark zurückgegangene Stahlproduktion in den Jahren 2018 und 2019, die Maßnahmen gegen Corona in den Jahren 2020 und 2021 sowie die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs im Jahr 2022
In der Stahlproduktion wird in großen Mengen Steinkohle eingesetzt. Allein die Hochöfen der thyssenkrupp-Werke in Duisburg verursachen ca. 20-25% der Gesamtemissionen an THG im Ruhrgebiet (Stand 2022). Dadurch wird der starke Einbruch des Energieträgers Kohle sowie der THG-Emissionen der Wirtschaft insgesamt in den Krisenjahren 2018-2019 nachvollziehbar. Über den gesamten Zeitraum betrachtet war die Steinkohle außerhalb der Einbrüche 2018/19 sowie 2022 mit um die 50% der Energieträger, mit dem größten Anteil an der Treibhausgasbilanz. Strom machte mit 25-30% den zweitgrößten Anteil aus, gefolgt von Erdgas mit 10-15%. Fernwärme und Nachtspeicher machen jeweils 2-3% aus. Lediglich beim Anteil des Stroms ist ein dauerhafter und deutlicher Trend auszumachen. 2012 lag der Anteil dieses Energieträgers an der Gesamtbilanz noch bei 28%, 2022 waren es nur noch 21% und somit etwa 25% weniger. Da der Anteil von Strom am Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum nur um 12% abnahm, liegt die Ursache für den doppelt so starken Rückgang bei der THG-Emission wohl daran, dass die Wirtschaft vermehrt Strom aus erneuerbaren Energiequellen bezogen hat. Ein Indiz hierfür ist, dass der Emissionsfaktor des Bundes-Strommix 2022 mit nur noch 505 g CO2eq/kWh deutlich geringer war als 2012, als der Wert noch bei 645 g CO2eq/kWh lag.
Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors nach Energieträgern im Ruhrgebiet
Der den Ausstoß von Treibhausgase betreffend wichtigste Energieträger des Verkehrssektors war im Zeitraum von 2012-2022 mit etwa 60% Anteil am Gesamtausstoß der Kraftstoff Diesel. Benzin war mit einem Anteil von etwa 33% der zweitwichtigste Energieträger des Verkehrssektors im Ruhrgebiet in diesem Zeitraum. Beim Anteil von Diesel war dabei eine deutlich steigende Tendenz zu erkennen, während der Anteil des Kraftstoffs Benzins deutlich rückläufig war. Der gemeinsame Anteil von alternativen Energieträgern wie biogenen Kraftstoffen, LPG oder Strom lag von 2012-2020 bei etwa 5%, mit einer leicht rückläufigen Tendenz.
Treibhausgasemissionen der privaten Haushalte im Ruhrgebiet nach Energieträgern
Es ist zu erkennen, dass der Ausstoß von Treibhausgasen der privaten Haushalte im Ruhrgebiet im Zeitraum von 2012-2020 recht deutlich zurückgegangen ist. Zunächst gab es von 2013 zu 2014 einen Rückgang von über 10%, was unter anderem daran lag, dass das Jahr 2014 deutlich wärmer war als die Jahre 2012 und 2013 und deshalb weniger Energie für das Heizen von Räumlichkeiten aufgewendet werden musste. Nach zwei Jahren auf ähnlichem Niveau setzte ab 2017 bis 2020 ungebrochener Abwärtstrend ein, welcher in den sehr warmen Jahren von 2018 bis 2020 besonders deutlich wurde. 2020 wurde mit etwa 9,7 Mio Tonnen CO2-Äquivalent (CO2eq) etwa 25% weniger Treibhausgas ausgestoßen als im Jahr 2012 mit ca. 12,8 Mio. t CO2eq. 2021 stieg der Ausstoß nochmal stark an, hauptsächlich auf Grund eines relativ kühlen Jahres. Außerdem haben viele Bürger sich auf Grund der Corona Maßnahmen mehr zu Hause aufgehalten und dort auch teilweise gearbeitet.
Neben den ab 2014 und insbesondere ab 2018 sehr warmen klimatischen Bedingungen im Ruhrgebiet sowie den gestiegenen Strompreisen (siehe Indikator Endenergieverbrauch privater Haushalte), welche zu einem geringeren Endenergieverbrauch beigetragen haben dürften, muss der Faktor erneuerbare Energien hier angesprochen werden.
Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion im Ruhrgebiet hat sich von 2012 mit 5,71% bis 2020 mit 12% um 110% gesteigert (Vergleiche Indikator Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch sowie PV-Anteil nutzbarer Dachflächen). Außerdem hat sich das CO2-Äquivalent pro kWh im Bundes-Strommix von 2012 bis 2022 um 22% verringert. Damit einher geht eine geringere Treibhausgasbilanz des Energieträgers Strom. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Anteil dieses Energieträgers am Gesamtausstoß privater Haushalte von knapp 40% im Jahr 2012 auf nur noch 36% im Jahr 2022 zurückgegangen ist, obwohl sich der Anteil am Endenergieverbrauch kaum verändert hat. Der Anteil von Erdgas an den Treibhausgasemissionen hat sich von 2012 mit etwa 34% auf ca. 42% im Jahr 2022 erhöht, ist aber mengenmäßig ebenfalls leicht zurückgegangen. Die Anteile von Energie aus Nachtspeichern mit etwa 14%, Heizöl mit 13% sowie von Energie aus Fernwärme mit etwa 5% haben sich dagegen über den gesamten Zeitraum kaum verändert.
Hintergrundinformationen
Eine einheitliche und konsistente Bilanzierungsmethodik ist für die Vergleichbarkeit von verschiedenen Bezugsjahren innerhalb der Zeitreihe einer Energie- und THG-Bilanz sowie interkommunaler Benchmarks unabdingbar. Zudem soll es mittels einer Energie- und THG-Bilanz möglich sein, viele der lokalen Klimaschutzaktivitäten zu evaluieren (z. B. durch sektorale Betrachtungen) und insbesondere lokale Energie- und THG-Einsparungen sowie Energieeffizienzeffekte abzubilden. Die für die Kommunen und Kreise sowie die gesamte Region Metropole Ruhr erarbeiteten Energie- und THG-Bilanzen wurden daher methodisch an die „Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) angelehnt (ifeu: 2014). Als Bilanzierungstool diente dabei in der aktuellen Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz das Programm „Klimaschutz-Planer“, dessen Lizenz vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde. Die den Ergebnissen zugrunde liegende Bilanzierungssystematik wurde vom Klima-Bündnis e.V. im Jahr 2014 mit dem Ziel entwickelt, einheitliche Berechnungen kommunaler Energieverbräuche und THG-Emissionen zu ermöglichen. Diese Bilanzierungssystematik verfolgt den endenergiebasierten Territorialansatz, welcher alle auf dem Territorium einer Kommune verursachten Energieverbräuche und THG-Emissionen umfasst. Nach den Entwicklern dieser Methode handelt es sich bei dieser Methode um den ausgewogensten Kompromiss zwischen allen Ansprüchen der unterschiedlichen Ziel- und Interessensgruppen. Wichtig ist, dass sich nicht alle in der THG-Bilanz erfassten Emissionen auf CO2 beziehen, sondern auch andere Klimagase berücksichtigt werden. Ihre Emissionen werden in CO2-Äquivalente umgerechnet, da CO2 mit 87% des anthropogenen THG-Ausstoßes das wichtigste Klimagas in Deutschland ist. Grundlage für die Berechnung der THG-Emissionen ist auch die Betrachtung von Vorketten, sog. LCA-Faktoren. Die Bezeichnung LCA-Faktoren kommt vom englischen Begriff Life-Cycle-Assessment Faktoren, also Lebenszyklusfaktoren. Gemeint ist damit der gesamte „Lebenszyklus“ eines Energieträgers. Das heißt, dass die zur Produktion und Verteilung eines Energieträgers notwendige fossile Energie (z. B. zur Erzeugung von Strom) zum Endenergieverbrauch (wie z. B. am Hausanschluss abgelesen) addiert wird. Besonders für die THG-Bilanz von erneuerbaren Energieträgern, welche bei der Produktion von Energie keine Treibhausgase produzieren, ist dies für eine realistische Einschätzung notwendig.
Datenquellen
RVR (2025): Energie- und Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr.
Textquelle
RVR (2025): Energie- und Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr.
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Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
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