Umweltindikator // Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors nach Verkehrsmitteln
Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors nach Verkehrsmitteln
Als Treibhausgase werden Gase bezeichnet, welche die Erde treffende kurzwellige Sonneneinstrahlung zu großen Teilen passieren lassen, langwellige, von der Erde zurückstrahlende Wärmestrahlung aber zu großen Teilen absorbieren. Treibhausgase kommen in der Atmosphäre auf natürliche Weise vor und sorgen für einen natürlichen Treibhauseffekt, ohne den die Erde gefroren wäre. Zusätzlich zu den vorkommenden Treibhausgasen wird die Atmosphäre durch Treibhausgase angereichert, welche einen menschlichen Ursprung haben. Die wichtigsten Treibhausgase sind Wasserdampf, welches ein natürlich vorkommendes Treibhausgas ist, sowie Kohlendioxid (CO2), welches sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen hat. Die wichtigste anthropogene Quelle für CO2 ist das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas. Ein weiteres wichtiges Treibhausgas ist Methan, welches zwar deutlich geringere Anteile der Atmosphäre ausmacht als CO2, dafür aber 25-mal klimawirksamer ist. Mit der Klimawirksamkeit ist die Stärke des durch ein Gas verursachten Treibhauseffekts gemeint und damit dessen Treibhauspotenzial. Dabei wird für verschiedene Gase ein Vergleich mit dem bekanntesten THG CO2 über einen Zeitraum von 100 Jahren in der Atmosphäre bemüht. Neben Methan gibt es eine Reihe weiterer anthropogener Treibhausgase, welche weniger große Anteile an der Atmosphäre haben, wie Lachgas (Distickstoffoxid) und F-Gase wie HFKW, FKW, SF6 und NF3. Die durch die anthropogenen Treibhausgase verursachte Erwärmung der globalen Temperaturen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit betrug bis zum Jahr 2020 etwa 1,09°C.
Der Indikator „Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors “ stellt die Anteile am Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch die verschiedenen Verkehrsmittel des Verkehrssektors im Ruhrgebiet im Zeitraum von 2012-2022 dar. Der Verkehrssektor war in diesem Zeitraum für etwa 15% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit ein bedeutender Emittent.
Das leistet der RVR
Der Regionalverband Ruhr (RVR) sammelt kontinuierlich und flächendeckend Daten zu Energieverbräuchen und Treibhausgas (THG)-Emissionen im Ruhrgebiet und unterstützt seine Mitgliedskommunen und Kreise bei der Erarbeitung von Energie- und THG-Bilanzen. Um Klimaschutzziele zu erreichen ist es notwendig zu wissen, wo man steht. Die Energie- und THG-Bilanzen dienen allen Gebietskörperschaften als wichtige Grundlage, um Klimaschutzmaßnahmen zielgerichtet zu planen, zu bewerten und voranzutreiben. Die Bilanzen werden vom RVR im regelmäßigen Turnus von zwei Jahren aktualisiert und zentral für jede Mitgliedskommune und jeden Kreis fortgeschrieben.
Interpretation
Zunächst ist zu erkennen, dass beim Gesamtausstoß von Treibhausgasen (THG) im Verkehrssektor im Ruhrgebiet von 2012-2022 kein deutlicher Trend zu einer Verringerung oder Erhöhung festzustellen ist. Den gesamten Zeitraum von 2012 bis 2019 stieg der THG-Ausstoß leicht an, ehe es 2020 und 2021 zu einem Einbruch von etwa 11% kam. Die Ursache für diesen plötzlichen starken Rückgang waren die Lockdown-Maßnahmen der Bundesregierung. Diese sorgten 2020 und 2021 für große Einschränkungen in der Wirtschaft und vor allem im Privatleben der meisten Bürger. Dadurch mussten deutlich weniger große Strecken zurückgelegt werden, was sich in der Endenergie- sowie THG-Bilanz des Verkehrssektors für dieses Jahr widerspiegelte. 2022 ging der Ausstoß dann wieder auf das Niveau von 2012-2019 zurück.
Bei den Anteilen der verschiedenen Verkehrsmittel an der THG-Bilanz gab es keine entscheidenden Trends. Über den gesamten Zeitraum war der Pkw mit ca. 60% das wichtigste Verkehrsmittel, in den Jahren 2020 und 2021 allerdings ging der Wert deutlich zurück. Pkw werden meist für Privatfahrten oder Arbeitswege genutzt, diese wurden auf Grund der Lockdown Maßnahmen sowie später dem Homeoffice verringert. Der Lkw war mit ca. 20-25% das zweitwichtigste Verkehrsmittel. Leichte Nutzfahrzeuge hatten mit etwa 6% ebenfalls einen wichtigen Anteil, ebenso wie die Binnenschifffahrt mit etwa 3%. Der Schienenverkehr von Gütern und Personen kommt ebenfalls auf etwa 3%, während Linienbusse einen Anteil von etwa 1 % haben. Es wird bei neuer Datenlage spannend sein zu beobachten, ob sich im Rahmen der angekündigten Verkehrswende in Zukunft der Anteil des öffentlichen Personenverkehrs erhöhen kann, bei gleichzeitiger Abnahme des Pkw-Anteils. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 ist allerdings das Gegenteil eingetreten und der Anteil an Pkw hat sich um 11% erhöht. Allerdings setze von 2016 mit 1.073 bis 2022 mit 49.339 ein exponentielles Wachstum bei der Anzahl zugelassener Elektro-Autos ein. Dies sind immerhin mittlerweile 1,7% aller zugelassenen Pkw. Sollte sich dieser Trend in den Folgejahren fortsetzen, könnte dies merkbar dabei helfen, die Emissionen von Treibhausgasen durch den Verkehrssektor zu senken.
Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass der Strom der Elektroautos hauptsächlich aus erneuerbaren Quellen bezogen wird.
Hintergrundinformationen
Eine einheitliche und konsistente Bilanzierungsmethodik ist für die Vergleichbarkeit von verschiedenen Bezugsjahren innerhalb der Zeitreihe einer Energie- und THG-Bilanz sowie interkommunaler Benchmarks unabdingbar. Zudem soll es mittels einer Energie- und THG-Bilanz möglich sein, viele der lokalen Klimaschutzaktivitäten zu evaluieren (z. B. durch sektorale Betrachtungen) und insbesondere lokale Energie- und THG-Einsparungen sowie Energieeffizienzeffekte abzubilden. Die für die Kommunen und Kreise sowie die gesamte Region erarbeiteten Energie- und THG-Bilanzen wurden daher methodisch an die „Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) angelehnt.
Als Bilanzierungstool diente dabei in der aktuellen Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz das Programm „Klimaschutz-Planer“, dessen Lizenz vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde. Die den Ergebnissen zugrunde liegende Bilanzierungssystematik wurde vom Klima-Bündnis e.V. im Jahr 2014 mit dem Ziel entwickelt, einheitliche Berechnungen kommunaler Energieverbräuche und THG-Emissionen zu ermöglichen. Diese Bilanzierungssystematik verfolgt den endenergiebasierten Territorialansatz, welcher alle auf dem Territorium einer Kommune verursachten Energieverbräuche und THG-Emissionen umfasst. Nach den Entwicklern dieser Methode handelt es sich bei dieser Methode um einen ausgewogenen Kompromiss zwischen allen Ansprüchen der unterschiedlichen Ziel- und Interessensgruppen.
Datenquellen
RVR (2025): Energie- du Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr
Textquelle
RVR (2025): Energie- du Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr
https://www.boell.de/de/verkehrswende
Umweltbericht 2021
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680