Umweltindikator // Anteil schutzwürdiger Böden
Anteil schutzwürdiger Böden
Böden sind besonders schützenswert, da sie Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen sind und damit eine zentrale ökologische Existenzgrundlage darstellen. Sie besitzen eine Filter- und Pufferfunktion gegenüber Schadstoffeinträgen und schützen dadurch Gewässer und das Grundwasser. Zudem beinhalten Böden viele Informationen über ihre natürliche Entstehung und ihre historische Nutzung. Darum sind Böden ein wertvolles und komplexes Archiv der Kultur- und Naturgeschichte. Grundsätzlich sind alle Böden schützenswert, übernehmen jedoch nicht in gleichem Maße Funktionen für den Naturhaushalt. Die Schutzwürdigkeit ist hoch, wenn Böden Funktionen im Naturhaushalt in besonders hohem Maß erfüllen. In der Folge sind die negativen Auswirkungen durch eine Beschädigung dieser Böden durch Versiegelung, Abgrabung, Verdichtung oder Erosion ungleich gravierender. Nach dem Geologischen Dienst NRW werden die folgenden vier Böden als schutzwürdig ausgewiesen:
• Böden, die ein Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sind,
• Böden mit Biotopentwicklungspotenzial,
• Böden mit besonderer Bodenfruchtbarkeit und hoher Regler- und Pufferfunktion und
• kohlenstoffreiche Böden.
Darüber hinaus gibt es insbesondere in dicht besiedelten Regionen weitere Böden, die alsschutzwürdig einzustufen sind. Bei diesen zusätzlichen Böden handelt es sich um kaum oder gar nicht überprägte Böden mit einer hohen Naturnähe und ungestörtem Profilaufbau, beispielsweise um Böden unter Waldbestockung oder Böden alter Parkanlagen.Die Schutzwürdigkeit von Böden beruht auch darauf, dass sie nach Beschädigung oder Zerstörung kaum wiederherstellbar sind. Die Schäden eines nicht nachhaltigen Umgangs mit Böden können vielfältig sein. Die Versiegelung und Verdichtung von Böden können die Zufuhr von Wasser, Luft und Wärme mindern. Eingriffe in den Wasserhaushalt können Sackungen, Setzungen und Verdichtungen bewirken. Die Regler- und Pufferfunktion von Böden und ihre Fruchtbarkeit können beeinträchtigt werden, wenn Böden aus dem Wasserkreislauf ausgeschlossen werden. Die negativen Folgen für den Menschen sind genauso vielfältig. So können die Versiegelung von Böden und ein gestörter Wasserhaushalt bei starken Niederschlägen Überschwemmungen zur Folge haben. Ebenso bilden sich auf großflächig versiegelten Flächen im Sommer durch das Ausbleiben der Verdunstungskälte oft sommerlicher Hitzeinseln aus. Wenn die Fruchtbarkeit von Ackerböden abnimmt, z.B. durch starke Bodenverdichtung mit einhergehender gestörter Wasserversorgung, sinkt der landwirtschaftliche Ertrag. Dies macht den Einsatz von Dünger erforderlich, der bei unsachgemäßer oder übermäßiger Verwendung durch den Nitrateintrag das Grundwasser belasten kann. Böden sind also ein vielschichtiger und strukturreicher Teil von Ökosystemen und wirken auf verschiedenste Weise auf viele Umweltfaktoren ein.
Das leistet der RVR
Der RVR besitzt rund 19.000 ha Freiflächen und damit knapp 4,3 Prozent der Gesamtfläche des Verbandsgebietes.
RVR Ruhr Grün betreut bereits seit Jahren erfolgreich die Wälder im Besitz des RVR, darüber hinaus aber auch Forste anderer kommunaler Waldbesitzer in der Metropole Ruhr. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung wird durch die PEFC-Zertifizierung belegt. Zudem werden rund 1.000 Hektar (6,5 Prozent) des RVR-Waldbesitzes unter Prozessschutz gestellt und somit dauerhaft aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen und sukzessive rechtlich gesichert.
Mit den Leitlinien zur Verpachtung und Bewirtschaftung der RVR-eigenen Landwirtschaftsflächen existiert zudem eine Richtschnur für die Verwaltung zum Umgang mit den landwirtschaftlich genutzten Liegenschaften des RVR. Die Leitlinien zielen u.a. darauf ab den Ökolandbau zu stärken und die Biodiversität auf den landwirtschaflichen Flächen zu fördern.
Interpretation
In der Metropole Ruhr sind 1.115 Quadratkilometer der Fläche als schutzwürdige Böden ausgewiesen, dies entspricht etwa 24 Prozent ihrer Gesamtfläche. Die Erhebung der Daten erfolgte in den 1980er Jahren. Nach Einschätzung der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer hat sich der Anteil der schutzwürdigen Böden seitdem aber nicht mehr signifikant verändert, so dass die Daten als durchaus repräsentativ für den heutigen Zustand angesehen werden können. Im Vergleich zum NRW-Landesdurchschnitt, hier sind mehr als 52 Prozent der Böden als schutzwürdig ausgewiesen, ist der Flächenanteil von schutzwürdigen Böden im Ruhrgebiet sehr niedrig. Die Hauptursache hierfür liegt neben der oft hohen Bevölkerungs- und Besiedelungsdichte und der damit einhergehenden Bodenversiegelung in der starken Prägung der Region durch die Montanindustrie. Bis in die 1970er Jahre erfolgte die Ablagerung und Verkippung von Bergematerial und Abfällen der Montanindustrie ohne Berücksichtigung der Folgen für Böden und Gewässer.
Über die Hälfte dieser schutzwürdigen Böden in der Metropole Ruhr weisen eine sehr hohe (54 Prozent), die restlichen Böden eine hohe Funktionserfüllung auf. Das Ruhrgebiet unterscheidet sich gegenüber dem Landesdurchschnitt bei den Anteilen der verschiedenen schutzwürdigen Böden. Bei den Böden, die ein Archiv der Natur und Kulturgeschichte darstellen oder eine hohe Kohlenstoffspeicherfunktion besitzen, sind die Anteile fast identisch. Böden mit besonderer natürlicher Bodenfruchtbarkeit und hoher Regelungs- und Pufferfunktion sind im Ruhrgebiet seltener als im Landesdurchschnitt, Böden mit Biotopentwicklungspotenzial dagegen verbreiteter.
Hintergrundinformationen
Die Erhebung der Daten erfolgte in den 1980er Jahren. Nach Einschätzung der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer hat sich der Anteil der schutzwürdigen Böden seitdem aber nicht mehr signifikant verändert, so dass die Daten als durchaus repräsentativ für den heutigen Zustand angesehen werden können.
Datenquelle
Geologischer Dienst NRW 2017
Textquelle
Bericht zur Lage der Umwelt in der Metropole Ruhr im Jahr 2021
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680