Umweltindikator // Treibhausgasemissionen bedeutender Emittenten

Treibhausgasemissionen der Wirtschaft, des Verkehrssektors und privater Haushalte in der Metropole Ruhr nach Energieträgern

Der Indikator „Treibhausgasemissionen in der Metropole Ruhr in % nach Sektoren“ hilft dabei, den Einfluss der Sektoren Wirtschaft, Verkehr und private Haushalte auf die Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr zu analysieren. 

Der Indikator „Treibhausgasemissionen der Wirtschaft in der Metropole Ruhr“ stellt den Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch die Wirtschaft sowie die Entwicklung der Anteile der einzelnen Energieträger an der Treibhausgasbilanz dieses Sektors in der Metropole Ruhr im Zeitraum von 2012-2020 dar. Die Wirtschaft war in diesem Zeitraum für etwa 70% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit der mit Abstand bedeutendste Emittent. 

Der Indikator „Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors “ stellt die Anteile am Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch des Verkehrssektors genutzten Energieträger in der Metropole Ruhr im Zeitraum von 2012-2020 dar. Der Verkehrssektor war in diesem Zeitraum für etwa 15% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit ein bedeutender Emittent. 

Der Indikator „Treibhausgasemissionen der Privaten Haushalte in der Metropole Ruhr“ stellt den Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch private Haushalte sowie die Entwicklung der Anteile der einzelnen Energieträger an der Treibhausgasbilanz dieses Sektors in der Metropole Ruhr im Zeitraum von 2012-2020 dar. Private Haushalte waren in diesem Zeitraum für etwa 15% des gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoßes in der Region verantwortlich und damit ein bedeutender Emittent. 

Das leistet der RVR

Der RVR trägt auf vielen Ebenen zum Klimaschutz in der Region bei. Durch das Erstellen des regionalen Klimaschutzkonzepts 2016 wurde erstmals das Potenzial für Energieeinsparung und den Ausbau erneuerbarer Energien für die gesamte Region analysiert. Seitdem wird alle zwei Jahre die Energie- und Treibhausgasbilanz aller 53 Mitgliedkommunen des RVR erstellt und veröffentlicht. 

Interpretation

Treibhausgasemissionen in der Metropole Ruhr nach Sektoren

Der für die Emission von Treibhausgasen in der Metropole Ruhr von 2012-2020 mit Abstand wichtigste Sektor ist der Wirtschaftssektor. Dieser war für etwa 70% der Emissionen in diesem Zeitraum zuständig. Private Haushalte und der Verkehr waren für jeweils etwa 15% der Emissionen verantwortlich. Zunächst ist hier festzustellen, dass der Anteil der Wirtschaft an den gesamten THG-Emissionen über den gesamten Zeitraum jeweils etwa 3% höher lag als der Anteil der Wirtschaft am Endenergieverbrauch (Vergleiche Indikator Endenergieverbrauch gesamtes Ruhrgebiet). Dies zeigt, dass die Verwendung von erneuerbaren Energien mit geringerem oder keinem Ausstoß an THG bei diesem Sektor im Vergleich mit den anderen Sektoren noch etwas hinterherhinkt. Die Anteile der einzelnen Sektoren am THG-Ausstoß schwanken in den einzelnen Jahren etwas, insgesamt ist aber kein klarer Trend einer Verschiebung der Anteile eines Sektors zugunsten eines anderen zu beobachten. Lediglich in den Jahren 2018 und 2019 verlor der Wirtschaftssektor recht deutlich Anteile an die anderen Sektoren. Dies lag vor allem an einer sehr geringen Stahlproduktion in diesen Jahren (Vergleiche Indikator Endenergieverbrauch der Wirtschaft in der Metropole Ruhr nach Energieträgern). Bei Betrachtung der Dominanz des Wirtschaftssektors liegt der Schluss nahe, dass mögliche Technologien oder Produktionsverfahren, welche den Ausstoß von Emissionen der Wirtschaft dauerhaft senken könnten, den größten Einfluss auf die Treibhausgasbilanz in der Metropole Ruhr haben könnten. Besonders bei energieintensiven Wirtschaftszweigen, wie der Stahlproduktion oder der Chemieindustrie, könnten solche Reduktionen große Auswirkungen haben. thyssenkrupp beispielsweise bemüht sich gemeinsam mit BP um eine „Dekarbonisierung“ der Stahlproduktion. Da aber gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit dieser Unternehmen gewahrt werden sollte, ergibt sich hier eine große Herausforderung. 

 

Treibhausgasemissionen der Wirtschaft in der Metropole Ruhr nach Energieträgern

Zunächst ist zu erkennen, dass der Ausstoß von Treibhausgasen des Wirtschaftssektors in der Metropole Ruhr im Zeitraum von 2012-2020 recht deutlich geschwankt hat. Während in den Jahren 2012-2017 kaum ein Trend auszumachen war und etwa 65 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (C02eq) pro Jahr ausgestoßen wurden, waren es in den Jahren 2018-2020 nur noch um die 50 Mio. t CO2eq. Ursache dafür war vor allem die stark zurückgegangene Stahlproduktion in den Jahren 2018 und 2019. In der Stahlproduktion wird in großen Mengen Steinkohle eingesetzt, was dazu beiträgt, dass diese Industrie die energieintensivste in der Metropole Ruhr ist. Allein die Hochöfen der thyssenkrupp-Werke in Duisburg verursachen ca. 20-25% der Gesamtemissionen an THG in der Metropole Ruhr (Stand 2022). Dadurch wird der starke Einbruch des Energieträgers Kohle sowie der THG-Emissionen der Wirtschaft insgesamt in den Krisenjahren 2018-2019 nachvollziehbar. 2020 wuchs der Anteil an Steinkohle mit verstärkter Stahlproduktion wieder deutlich an, die Gesamtemissionen verblieben aber gering. Über den gesamten Zeitraum betrachtet war die Steinkohle außerhalb des Einbruchs 2018/19 mit um die 50% der Energieträger, mit dem größten Anteil an der Treibhausgasbilanz. Strom machte mit 25-30% den zweitgrößten Anteil aus, gefolgt von Erdgas mit 10-15%. Fernwärme und Nachtspeicher machen jeweils 2-3% aus. Lediglich beim Anteil des Stroms ist ein dauerhafter und deutlicher Trend auszumachen. 2012 lag der Anteil dieses Energieträgers an der Gesamtbilanz noch bei 35%, 2020 waren es nur noch 24% und somit etwa 31% weniger. Da der Anteil von Strom am Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum nur um etwa 15% sank, liegt die Ursache für den doppelt so starken Rückgang bei der THG-Emission wohl daran, dass die Wirtschaft vermehrt Strom aus erneuerbaren Energiequellen bezogen hat. Ein Indiz hierfür ist, dass der Bundes-Strommix 2020 mit nur noch 429g CO2eq/kWh einen deutlich geringeren THG-Ausstoß verursachte als 2012, als der Wert noch bei 645 g CO2eq/kWh lag. Es wird bei neuer Datenlage interessant sein zu untersuchen, ob der Gesamtausstoß der Wirtschaft weiter auf dem geringen Niveau von 2018-2020 gehalten werden konnte, wieder angestiegen ist oder sich sogar noch weiter verringert hat.

 

Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors nach Energieträgern in der Metropole Ruhr

Der den Ausstoß von Treibhausgase betreffend wichtigste Energieträger des Verkehrssektors war im Zeitraum von 2012-2020 mit etwa 60% Anteil am Gesamtausstoß der Kraftstoff Diesel. Benzin war mit einem Anteil von etwa 33% der zweitwichtigste Energieträger des Verkehrssektors in der Metropole Ruhr in diesem Zeitraum. Beim Anteil von Diesel war dabei eine deutlich steigende Tendenz zu erkennen, während der Anteil des Kraftstoffs Benzins deutlich rückläufig war. Der gemeinsame Anteil von alternativen Energieträgern wie biogenen Kraftstoffen, LPG oder Strom lag von 2012-2020 bei etwa 5%, mit einer leicht rückläufigen Tendenz. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Treibhausgasemissionen der Privaten Haushalte in der Metropole Ruhr nach Energieträgern

Zunächst ist zu erkennen, dass der Ausstoß von Treibhausgasen der Privaten Haushalte in der Metropole Ruhr im Zeitraum von 2012-2020 recht deutlich zurückgegangen ist. Zunächst gab es von 2013 zu 2014 einen Rückgang von über 10%, was unter anderem daran lag, dass das Jahr 2014 deutlich wärmer war als die Jahre 2012 und 2013 und deshalb weniger Energie für das Heizen von Räumlichkeiten aufgewendet werden musste. Nach zwei Jahren auf ähnlichem Niveau setzte ab 2017 ein bis 2020 ungebrochener Abwärtstrend ein, welcher in den sehr warmen Jahren von 2018 bis 2020 besonders deutlich wurde. 2020 wurde mit etwa 9,7 Mio Tonnen CO2-Äquivalent (CO2eq) etwa 25% weniger Treibhausgas ausgestoßen als im Jahr 2012 mit ca. 12,8 Mio. t CO2eq. Neben den ab 2014 und insbesondere ab 2018 sehr warmen klimatischen Bedingungen in der Metropole Ruhr sowie den gestiegenen Strompreisen (siehe Indikator Endenergieverbrauch privater Haushalte in der Metropole Ruhr), welche zu einem geringeren Endenergieverbrauch beigetragen haben dürften, muss der Faktor erneuerbare Energien hier angesprochen werden. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in der Metropole Ruhr hat sich von 2012 mit 5,71% bis 2020 mit 9,27% um 62% gesteigert (Vergleiche Indikator Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch sowie PV-Anteil nutzbarer Dachflächen). Außerdem hat sich das CO2-Äquivalent pro kWh im Bundes-Strommix von 2012 bis 2020 um 33% verringert. Damit einher geht automatisch eine geringere Treibhausgasbilanz des Energieträgers Strom. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Anteil dieses Energieträgers am Gesamtausstoß privater Haushalte von knapp 40% im Jahr 2012 auf nur noch 31% im Jahr 2020 zurückgegangen ist, obwohl sich der Anteil am Endenergieverbrauch kaum verändert hat. Der Anteil von Erdgas an den Treibhausgasemissionen hat sich von 2012 mit etwa 34% auf ca. 43% im Jahr 2020 erhöht, ist aber mengenmäßig ebenfalls leicht zurückgegangen. Die Anteile von Energie aus Nachtspeichern mit etwa 14% sowie von Energie aus Fernwärme mit etwa 5% haben sich dagegen über den gesamten Zeitraum kaum verändert. Der Energieträger Heizöl wies ebenfalls deutliche Rückgänge auf, von etwa 5% Anteil 2012 auf nur noch 3% im Jahr 2020. Es wird bei neuer Datenlage spannend sein zu beobachten, ob die Verringerung des Treibhausgasausstoßes in den Folgejahren angehalten hat oder ob der Trend sich wieder umgekehrt hat.

Hintergrundinformationen

Eine einheitliche und konsistente Bilanzierungsmethodik ist für die Vergleichbarkeit von verschiedenen Bezugsjahren innerhalb der Zeitreihe einer Energie- und THG-Bilanz sowie interkommunaler Benchmarks unabdingbar. Zudem soll es mittels einer Energie- und THG-Bilanz möglich sein, viele der lokalen Klimaschutzaktivitäten zu evaluieren (z. B. durch sektorale Betrachtungen) und insbesondere lokale Energie- und THG-Einsparungen sowie Energieeffizienzeffekte abzubilden. Die für die Kommunen und Kreise sowie die gesamte Region Metropole Ruhr erarbeiteten Energie- und THG-Bilanzen wurden daher methodisch an die „Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) angelehnt (ifeu: 2014). Als Bilanzierungstool diente dabei in der aktuellen Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz das Programm „Klimaschutz-Planer“, dessen Lizenz vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde. Die den Ergebnissen zugrunde liegende Bilanzierungssystematik wurde vom Klima-Bündnis e.V. im Jahr 2014 mit dem Ziel entwickelt, einheitliche Berechnungen kommunaler Energieverbräuche und THG-Emissionen zu ermöglichen. Diese Bilanzierungssystematik verfolgt den endenergiebasierten Territorialansatz, welcher alle auf dem Territorium einer Kommune verursachten Energieverbräuche und THG-Emissionen umfasst. Nach den Entwicklern dieser Methode handelt es sich bei dieser Methode um den ausgewogensten Kompromiss zwischen allen Ansprüchen der unterschiedlichen Ziel- und Interessensgruppen. Wichtig ist, dass sich nicht alle in der THG-Bilanz erfassten Emissionen auf CO2 beziehen, sondern auch andere Klimagase berücksichtigt werden. Ihre Emissionen werden in CO2-Äquivalente umgerechnet, da CO2 mit 87% des anthropogenen THG-Ausstoßes das wichtigste Klimagas in Deutschland ist. Grundlage für die Berechnung der THG-Emissionen ist auch die Betrachtung von Vorketten, sog. LCA-Faktoren. Die Bezeichnung LCA-Faktoren kommt vom englischen Begriff Life-Cycle-Assessment Faktoren, also Lebenszyklusfaktoren. Gemeint ist damit der gesamte „Lebenszyklus“ eines Energieträgers. Das heißt, dass die zur Produktion und Verteilung eines Energieträgers notwendige fossile Energie (z. B. zur Erzeugung von Strom) zum Endenergieverbrauch (wie z. B. am Hausanschluss abgelesen) addiert wird. Besonders für die THG-Bilanz von erneuerbaren Energieträgern, welche bei der Produktion von Energie keine Treibhausgase produzieren, ist dies für eine realistische Einschätzung notwendig.

Das Icon für das Sustainable Development Goal 13 Maßnahmen zum Klimaschutz stellt die Erde als Iris in einem weißen Auge vor grünem Hintergrund dar
Sustainable Development Goal Nr. 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz

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Frank Bothmann

Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz

bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680