Umweltindikator // Treibhausgasemissionen in der Metropole Ruhr pro Kopf
Kraftstoffbedingte und haushaltsbezogene Treibhausgasemissionen pro Kopf in der Metropole Ruhr
Als Treibhausgase werden Gase bezeichnet, welche die Erde treffende kurzwellige Sonneneinstrahlung zu großen Teilen passieren lassen, langwellige, von der Erde zurückstrahlende Wärmestrahlung aber zu großen Teilen absorbieren. Treibhausgase kommen in der Atmosphäre auf natürliche Weise vor und sorgen für einen natürlichen Treibhauseffekt, ohne den die Erde gefroren wäre. Zusätzlich zu den vorkommenden Treibhausgasen wird die Atmosphäre durch Treibhausgase angereichert, welche einen menschlichen Ursprung haben. Die wichtigsten Treibhausgase sind Wasserdampf, welches ein natürlich vorkommendes Treibhausgas ist, sowie Kohlendioxid (CO2), welches sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen hat. Die wichtigste anthropogene Quelle für CO2 ist das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas. Ein weiteres wichtiges Treibhausgas ist Methan, welches zwar deutlich geringere Anteile der Atmosphäre ausmacht als CO2, dafür aber 25-mal klimawirksamer ist. Mit der Klimawirksamkeit ist die Stärke des durch ein Gas verursachten Treibhauseffekts gemeint und damit dessen Treibhauspotenzial. Dabei wird für verschiedene Gase ein Vergleich mit dem bekanntesten THG CO2 über einen Zeitraum von 100 Jahren in der Atmosphäre bemüht. Neben Methan gibt es eine Reihe weiterer anthropogener Treibhausgase, welche weniger große Anteile an der Atmosphäre haben, wie Lachgas (Distickstoffoxid) und F-Gase wie HFKW, FKW, SF6 und NF3. Die durch die anthropogenen Treibhausgase verursachte Erwärmung der globalen Temperaturen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit betrug bis zum Jahr 2020 etwa 1,09°C.
Dieser Indikator stellt den Anteil jedes durchschnittlichen in der Metropole Ruhr wohnenden Menschen am Gesamtausstoß von Treibhausgasen durch private Haushalte sowie den Verkehr dar. Dadurch werden aus sehr hohen, kaum vorstellbaren Werten des Gesamtausstoßes kleinere, für jeden leichter nachvollziehbare Werte der Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf die Treibhausgasbilanz.
Das leistet der RVR
Der Regionalverband Ruhr sammelt in Kooperation mit Netzbetreibern, Verkehrsbetrieben, öffentlichen Verwaltungen, dem LANUV sowie verschiedenen Statistikstellen kontinuierlich und flächendeckend Daten zu Energieverbräuchen und Treibhausgasemissionen in der Metropole Ruhr. So kann er seine Mitgliedskommunen und Kreise zuverlässig dabei unterstützen, eigene Energie- und Treibhausgasbilanzen aufzustellen. Wenn Klimaschutzziele erreicht werden sollen, ist es zunächst wichtig zu wissen, wo man steht. Nur dann können Klimaschutzmaßnahmen sinnvoll geplant und ausgeführt werden. Alle zwei Jahre aktualisiert der RVR seine Bilanzen und schreibt sie zentral für jede Mitgliedskommune und jeden Kreis der Metropole Ruhr fort.
Interpretation
Verkehrsbedingte Treibhausgasemissionen pro Kopf in der Metropole Ruhr
Der Verlauf des Graphen zeigt einen insgesamt leichten, aber stetigen Anstieg der verkehrsbeindingten, einwohnerbezogenen Emission von Treibhausgasen in der Metropole Ruhr in den Jahren von 2012 (2,05 t CO2eq) bis 2019 (2,15 t CO2eq). Im Jahr 2020 folgt dann ein plötzlicher Rückgang auf nur noch 1,9 t. Dieser plötzliche Rückgang um etwa 11% ist mit dem zwischen den Jahren 2019 und 2020 um etwa 10% zurückgegangenen Endenergieverbrauch des Verkehrssektors zu erklären. Grund für den starken Rückgang waren die im Zuge von Covid-19 verhängten Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung. Diese sorgten im Jahr 2020 für große Einschränkungen in der Wirtschaft und vor allem auch im Privatleben der Menschen. Dadurch mussten deutlich weniger Kilometer zurückgelegt werden, was sich sowohl im Endenergieverbrauch als auch in der THG-Bilanz des Verkehrssektors der Metropole Ruhr bemerkbar machte. Es wird interessant sein zu analysieren, wie stark und schnell sich die einwohnerbezogene THG-Bilanz des Verkehrssektors in den Folgejahren wieder erhöhen wird oder ob im Zuge der Verkehrswende ein dauerhaft niedrigeres Niveau erreicht wird.
Treibhausgasemissionen privater Haushalte in der Metropole Ruhr pro Kopf
Zunächst ist zu erkennen, dass sich die einwohnerbezogenen Emissionen von Treibhausgasen (THG) der privaten Haushalte in der Metropole Ruhr von den Jahren 2012 und 2013 mit 2,53 t CO2eq zum Jahr 2014 deutlich um 12% auf nur noch 2,23 t absenkten. In den Folgejahren erfolgte zunächst ein leichter Anstieg, ehe ein dauerhafter Trend zu geringeren Emissionen einsetzte. Im Jahr 2020 wurden nur noch 1,9 t ausgestoßen, ein Rückgang um 25% gegenüber 2012. Hauptursache dafür waren ein warmes Klima und damit weniger Heizbedarf sowie ein höherer Anteil von erneuerbaren Energien im Bundes-Strommix. Genauer werden die Ursachen in der Beschreibung des Indikators „Endenergieverbrauch privater Haushalte in der Metropole Ruhr“ erläutert. Es wird spannend sein zu beobachten, ob dieser deutliche Trend hin zu geringerem Ausstoß von Treibhausgasen durch private Haushalte auch in den Folgejahren beibehalten werden konnte.
Hintergrundinformationen
Eine einheitliche und konsistente Bilanzierungsmethodik ist für die Vergleichbarkeit von verschiedenen Bezugsjahren innerhalb der Zeitreihe einer Energie- und THG-Bilanz sowie interkommunaler Benchmarks unabdingbar. Zudem soll es mittels einer Energie- und THG-Bilanz möglich sein, viele der lokalen Klimaschutzaktivitäten zu evaluieren (z. B. durch sektorale Betrachtungen) und insbesondere lokale Energie- und THG-Einsparungen sowie Energieeffizienzeffekte abzubilden. Die für die Kommunen und Kreise sowie die gesamte Region Metropole Ruhr erarbeiteten Energie- und THG-Bilanzen wurden daher methodisch an die „Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) angelehnt (ifeu: 2014). Als Bilanzierungstool diente dabei in der aktuellen Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz das Programm „Klimaschutz-Planer“, dessen Lizenz vom Land NRW zur Verfügung gestellt wurde. Die den Ergebnissen zugrunde liegende Bilanzierungssystematik wurde vom Klima-Bündnis e.V. im Jahr 2014 mit dem Ziel entwickelt, einheitliche Berechnungen kommunaler Energieverbräuche und THG-Emissionen zu ermöglichen. Diese Bilanzierungssystematik verfolgt den endenergiebasierten Territorialansatz, welcher alle auf dem Territorium einer Kommune verursachten Energieverbräuche und THG-Emissionen umfasst. Nach den Entwicklern dieser Methode handelt es sich bei dieser Methode um den ausgewogensten Kompromiss zwischen allen Ansprüchen der unterschiedlichen Ziel- und Interessensgruppen. Wichtig ist, dass sich nicht alle in der THG-Bilanz erfassten Emissionen auf CO2 beziehen, sondern auch andere Klimagase berücksichtigt werden. Ihre Emissionen werden in CO2-Äquivalente umgerechnet, da CO2 mit 87% des anthropogenen THG-Ausstoßes das wichtigste Klimagas in Deutschland ist. Grundlage für die Berechnung der THG-Emissionen ist auch die Betrachtung von Vorketten, sog. LCA-Faktoren. Die Bezeichnung LCA-Faktoren kommt vom englischen Begriff Life-Cycle-Assessment Faktoren, also Lebenszyklusfaktoren. Gemeint ist damit der gesamte „Lebenszyklus“ eines Energieträgers. Das heißt, dass die zur Produktion und Verteilung eines Energieträgers notwendige fossile Energie (z. B. zur Erzeugung von Strom) zum Endenergieverbrauch (wie z. B. am Hausanschluss abgelesen) addiert wird. Besonders für die THG-Bilanz von erneuerbaren Energieträgern, welche bei der Produktion von Energie keine Treibhausgase produzieren, ist dies für eine realistische Einschätzung notwendig.
Datenquellen
RVR (2022): Energie- und Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr.
Textquelle
RVR (2022): Energie- und Treibhausgasbilanz der Metropole Ruhr.
Wie funktioniert der Treibhauseffekt? | Umweltbundesamt
Weitere Umweltindikatoren
Frank Bothmann
Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz
bothmann[at]rvr.ruhr
+49 201 2069-680