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Biodiversitätsstrategie für das Ruhrgebiet

Biodiversität bezeichnet die Vielfalt von Arten und ihrer Gene, Lebensgemeinschaften und Lebensräume. Sie ist Grundlage für intakte Ökosysteme und erfüllt wichtige soziale und ökonomische Funktionen. Der weltweite Schwund der Biodiversität ist auch auf menschliche Eingriffe zurückzuführen. Der Schutz der Biodiversität ist daher eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.

Urbane Biodiversität in der Metropole Ruhr

Geprägt durch eine lange Industriegeschichte sowie durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationen der letzten Jahrzehnte, hat das Ruhrgebiet eine einzigartige und spezifische biologische Vielfalt entwickelt. Sie ist geprägt von Industriebrachen mit charakteristischen Lebensgemeinschaften („Industrienatur“), großen Sukzessionsflächen, Bergsenkungsgebieten und der Lage zwischen Mittelgebirge und Tiefland. Die Vielfalt von Lebensräumen auf engem Raum führt zu einer höheren Biodiversität als man sie in naturnahen Lebensräumen antrifft. Ein Beispiel für extremen Artenreichtum ist das Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein, auf dem über 1000 verschiedene Arten kartiert werden konnten. Genauso beeindruckend sind die über 3.500 Arten, welche über einen Zeitraum von 20 Jahren unter Leitung des BUND-Duisburg in der Walsumer Rheinaue aufgenommen werden konnten.

Gleichzeitig ist die Biodiversität im Ruhrgebiet durch verschiedene Einflüsse stark bedroht: Umnutzungen und bauliche Veränderungen führen zusehends zum Verschwinden der charakteristischen Lebensgemeinschaften. Böden und Gewässer sind oft von Altlasten geprägt und die Dichte von Verkehrswegen und versiegelten Flächen ist außergewöhnlich hoch. Zusammen mit den globalen Faktoren für Biodiversitätsverlust (Klimawandel, Insektenrückgang, Eutrophierung) ergibt sich für die Erhaltung der Artenvielfalt eine besonders herausfordernde Situation.

Weiter Blick auf eine blühende Grünfläche
Industrienatur auf der Fläche der ehemaligen Schachtanlage 4/8 im Bereich des Landschaftsparks Duisburg-Nord mit sehr artenreicher Ruderalvegetation (Foto: Peter Keil 2019).

Regionale Biodiversitätsstrategie

Die übergeordneten Biodiversitätsstrategien der EU, des Bundes sowie des Landes NRW leisten bereits einen großen Beitrag, dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken, behandeln den urbanen Raum jedoch nicht in ausreichendem Maße. Um im Ruhrgebiet ein geeignetes strategisches Vorgehen für den Schutz und die Förderung der Biodiversität zu gewährleisten, wurde eine angepasste Strategie erstellt und im Juni 2022 vom Ruhrparlament beschlossen. Die regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet ist ein Gemeinschaftsprojekt. Sie formuliert regional abgestimmte Ziele und Maßnahmen zum Schutz und zur Steigerung der Biodiversität in der Metropole Ruhr.

PDF zum Download

Sie wollen mehr über die Regionale Biodiversitätsstrategie für das Ruhrgebiet wissen? Hier erhalten Sie die vollständige Broschüre als PDF zum Download:

Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet 2022

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Kompakt: Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet

Die Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet wurde im Rahmen der „Offensive Grüne Infrastruktur 2030“ erarbeitet und ist das Ergebnis eines intensiven, mehr als zweijährigen Analyse- und Diskussionsprozesses.

Kooperation

Regionale Kooperation

Die Strategie wurde von einem Konsortium bestehend aus Biologischer Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR), Universität Duisburg-Essen (UDE), Ruhr-Universität Bochum (RUB) und dem RVR erarbeitet. Grundlage hierzu war der Projektvorschlag des Netzwerks „Urbane Biodiversität Ruhrgebiet“ zur Ruhr-Konferenz. Bereits während des Erarbeitungsprozesses konnten Fachleute aus den Kommunen, Kreisen, der Landwirtschaft und den Naturschutzverbänden ihre Hinweise und Belange aktive mit einbringen. Zur Umsetzung der Strategie ist eine regionale Zusammenarbeit wichtiger denn je.

Positionspapiere

Zu sehen ist das Cover des Abschlussberichtes
Positionen zu einer Regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet

Neun Themenfelder

Ein erster strategischer Schritt auf dem Weg zur Biodiversitätsstrategie war zunächst die Erarbeitung von Positionspapieren zu insgesamt neun verschiedenen Themenfeldern.

Diese lauten: Arten- und Biotopschutz, Industrienatur, Urbane Landwirtschaft, Urbane Waldnutzung, Freiflächen und Biotopverbund, Klimawandel und Klimaanpassung, Stadtgrün und sozialer Zusammenhalt, Urbanes Grün und Gesundheitsvorsorge und Umweltbildung.

Raumanalyse

Raumanalyse: Potential und Verbundflächen, Abschlussbericht 2022
Räumliche Verteilung aller identifizierten Industrienaturflächen (Bestands-, Potential- und Verbundflächen (n= 272)) im RVR-Verbandsgebiet differenziert nach Flächentyp. (BSWR 2022, Kartengrundlage RVR) © RVR

Raumanalyse

Um das Ziel aus der regionalen Biodiversitätsstrategie, den Schutz von 5.500 ha Industrienaturfläche, mit Zahlen zu belegen, werden derzeit alle bekannten und potentiellen Industrienaturflächen analysiert. Die Flächen wurden GIS-basiert erfasst und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Biodiversität, den Biotopverbund und die Umweltbildung bewertet. Im Rahmen der Erfassung konnten insgesamt 272 Industrienaturflächen mit einer Flächengröße von 7015,08 ha identifiziert werden.

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Beteiligung

Die Offensive Grüne Infrastruktur 2030 setzt von Beginn an auf Beteiligung. Dazu zählen Veranstaltungen, Workshops, Vorträge und weitere Beteiligungsformate.

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Biodiversität steigern und schützen

Um die Leitbilder und konkreten Ziele der einzelnen Themenfelder der Strategie zu erreichen wird als nächster Schritt ein Handlungsprogramm erstellt. Dabei werden Projektvorschläge verschiedener Partner berücksichtigt (Kommunen, Privatpersonen, zivilgesellschaftliche Organisationen, RVR-eigene Projekte). Ziel ist es, in der gesamten Region geeignete Maßnahmen zum Schutz und zur Steigerung der Biodiversität umzusetzen. Der RVR wird im Rahmen des Handlungsprogramms Regionale Biodiversität vermitteln, moderieren, fördern und Anträge für Förderprojekte stellen.

Ausgewählte Beispielprojekte stellen wir hier genauer vor, um zu zeigen, wie aus Theorie Praxis wird:

Gärten für die Gemeinschaft

Gärten für die Gemeinschaft ist ein Projekt, welches von der Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung Annener Berg e.V. in Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Partnern durchgeführt wird. Bei dem Projekt geht es um die Integration verschiedener Landnutzungsarten auf 4 ha kommunaler Grünfläche im Wittener Pferdebachtal. Ziel ist es, einen urbanen Landwirtschaftspark zu erschaffen.

www.entwicklungs-gesellschaft.org

Blühwiesen Bochum

Das Grünflächenamt der Stadt Bochum hat in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Technischen Betrieb der Stadt Bochum im Sommer 2022 Blühwiesen mit einer Fläche von insgesamt 29.500 m² (2,95 ha) in bestehenden Park- und Grünanlagen über das gesamte Stadtgebiet verteilt angelegt. Die größte davon, an der Hannoverstraße im Grünzug Hordel, ist 9.500 m² groß.

www.bochum.de

Essen: Ökologische Revitalisierung des Straßenbegleitgrüns

Nachdem bereits im Zuge der Maßnahmen zur "Grünen Hauptstadt Europas 2017" 8.000 m² Straßenbegleitgrün in blühende Staudenbeete umgewandelt wurden, erfolgten in den Jahren 2020 und 2021 ähnliche Maßnahmen, diesmal im Rahmen der "Starke Quartiere – Starke Menschen" Fördermaßnahme des integrierten Entwicklungskonzepts "Soziale Stadt Essen". Dabei wurden insgesamt 3.100 m² Straßenbegleitgrünflächen in artenreiche und ästhetische Stauden- und Blühstreifen umgewandelt.

www.essen.de

Zukunft und Heimat: Revierparks 2020+

"Zukunft und Heimat: Revierparks 2020+" ist ein Projekt des RVR. Die fünf Revierparks der Metropole Ruhr sind seit Jahrzehnten einzigartige Erlebnisräume für Natur, Freizeit und Umweltbildung im urbanen Raum. Um den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden, wurden die einzelnen Parks analysiert und daraufhin ein integriertes Handlungskonzept erstellt.

www.revierparks.rvr.ruhr

Wald, Wasser, Wildnis

Beim Projekt "Wald, Wasser, Wildnis", welches vom Forstbetriebsbezirk Westliche Haard von RVR Ruhr Grün durchgeführt wird, geht es um die Anlage von Blänken mit Lehmboden. Blänken sind kleine, flache Gewässer in natürlichen Geländemulden oder Bodenvertiefungen, die häufig nur temporär Wasser führen. Eine Blänke wurde bereits 2020 angelegt, eine andere im Januar 2023.

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Dokumentation der Veranstaltungen

Um eine möglichst große Zahl an Akteuren an der Erarbeitung und Umsetzung der Biodiversitätsstrategie zu beteiligen, wurden verschiedene Veranstaltungen durchgeführt. Dabei sollten Mitarbeiter von Behörden, Naturschutzorganisationen sowie interessierte Bürger und Ehrenamtliche zusammengebracht werden. Im Folgenden werden einige dieser Veranstaltungen aufgelistet und näher vorgestellt.

Tagung: Urbane Biodiversität (06./07.09.2022)

Anschließend an den zweijährigen Bearbeitungsprozess der Regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet hatte die Tagung „Urbane Biodiversität – eine Zukunftsperspektive für lebendige und lebenswerte Städte" am 6. und 7.9.2022 das Ziel, regionale Akteur*innen und Wissenschaftler*innen zusammen zu bringen und gemeinsam über aktuelle Trends auf nationaler Ebene und darüber hinaus in dem Themenfeld zu diskutieren.

Etwa 150 Personen sind an den beiden Tagen 15 Vorträgen zu den Themenfeldern "Biodiversitäts-Strategien", "Biodiversität in der urbanen Wasserwirtschaft", "Mensch-Umwelt Interaktionen in urbanen Ökosystemen" und "Grünflächenpflege" gefolgt und haben intensiv diskutiert.

Weitere Infos, Vorträge und Fotos:
urbane-biodiversität.de - Veranstaltungen

Konferenz: Ihr Beitrag zum Artenschutz (02.06.2022)

Am 2.6.22 fand auf Einladung des RVR auf Zeche Zollverein eine Veranstaltung zur Regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet statt: die Konferenz "Ihr Beitrag zum Artenschutz". Über 100 Akteurinnen und Akteure aus verschiedenen Bereichen des Naturschutzes waren dieser Einladung gefolgt.

Im Vortragsprogramm wurde die Entstehung und Bedeutung der Strategie erläutert und drei Beispielprojekte zur Förderung der Biodiversität vorgestellt. An verschiedenen Thementischen konnten die Gäste über die Handlungsfelder der Strategie diskutieren und Informationen zu möglichen Fördermitteln bekommen.

Ein Ideenaufruf, mit dem bestehende oder neue Biodiversitätsprojekte gesucht wurden, führte zu über 40 Projekten, welche zu einem großen Teil in das Handlungsprogramm der Biodiversitätsstrategie darstellen. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung durch eine offene Diskussion und eine Exkursion zum Thema Industrienatur auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein.

Online-Diskussion: Blühende Land(wirt)schaft im Ruhrgebiet (28.10.2021)

Am Donnerstag, den 28.10.2021, fand von 19:00 bis 20:30 die digitale Podiumsdiskussion Blühende Land(wirt)schaft im Ruhrgebiet statt.

Aktuelle Studien und Berichte belegen einen negativen Trend der Biodiversität in der Agrarlandschaft und fordern ein Umdenken und entsprechendes Handeln. Auch im Ruhrgebiet ist dies nicht anders. Das Ruhrgebiet ist dabei sehr dicht besiedelt, die Wirtschaft wandelt sich und mittendrin liegen Agrarlandschaften, die rund 35% der Gesamtfläche der Metropole Ruhr ausmachen. Das Thema Landwirtschaft im Ruhrgebiet ist sehr komplex, da sie neben der Nahrungsmittelproduktion für Millionen Menschen auch anderweitig vielseitige Leistungen für Umwelt und Gesellschaft erbringen soll.

Im Rahmen der Diskussion wurden die unterschiedlichen Positionen der Teilnehmenden aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz deutlich und gemeinsame Perspektiven zum Thema Biodiversität in der Agrarlandschaft der Metropole Ruhr beleuchtet.

Aufzeichnung der Veranstaltung:
YouTube - Podiumsdiskussion: Blühende Land(wirt)schaft im Ruhrgebiet

Online-Veranstaltung: Regionale Biodiversitätsstrategie – Chance für das Ruhrgebiet (24.06.2021)

Am 24.06.2021 wurde mit knapp 130 Teilnehmenden der Beteiligungsprozess zur Entwicklung der regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet gestartet. In Arbeitsgruppen wurden die Hauptthemenfelder der Strategie diskutiert und weiterentwickelt. Zudem wurde ein Einblick in die Biodiversitätsstrategie des Landkreises Lippe und ein Ausblick auf den weiteren Erarbeitungsprozess der Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet gegeben.

Kontaktbox(en)

Frank Bothmann

Team Umweltentwicklung und Monitoring
Klima und Umweltschutz

bothmann@rvr.ruhr
+49 201 2069-680